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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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nachgefragt habe.«
    »Die Menschen hegen ihren Groll oft lange Zeit, John.«
    »Ja, aber da gibt’s keinen Groll. Ich war immer großzügig. Viel zu großzügig. Und ich rede von kleinen Nummern in L. A., aber diese Videobande, das sind doch alles Engländer, oder?«
    Jacobson stimmte ihm zu und erinnerte ihn daran, dass seine Telefone im Moment alle überwacht würden. Sollte er noch einen weiteren Anruf von den Entführern bekommen, sei es das Wichtigste, sie möglichst lange am Apparat zu halten.
    Als Jacobson aufgelegt hatte, stand Shepherd auf und ging zum Haus hinüber. Er hatte dem Bullen die Wahrheit gesagt und fühlte sich gut deswegen, obwohl er ihm nicht alles erzählt hatte. Vor allem nicht das, was ihm selbst gerade erst wieder eingefallen war. Er wäre sich dumm vorgekommen, hätte er es angesprochen, und hatte keine Ahnung, warum er gerade jetzt wieder daran denken musste.
     

36
    Annabel hatte die Nacht bei Adrian verbracht und nicht den kleinsten Versuch unternommen, es zu verbergen. Nach dem Frühstück sagte Brady ihr, sie solle Maria mit der Spülmaschine helfen, aber sie ignorierte ihn, sah einfach durch ihn durch und stippte seelenruhig das letzte Stück Schokocroissant in ihren Kaffee. Jetzt war sie wieder da, lag auf Adrians Bett und blätterte durch einen Stapel ›Country Life‹, den sie auf dem Speicher gefunden hatte, als sie das Haus nach ihrem Einzug bis in die letzten Winkel untersucht und durchstöbert hatten. Adrian mochte Annabel nicht, mochte ihre Geschichte mit Brady nicht und vor allem nicht das tiefe, unmissverständliche Vergnügen, das es ihr bereitete, anderen Menschen bei jeder sich bietenden Gelegenheit Schmerzen zuzufügen, richtige, böse Schmerzen. Ihrem fast perfekten Körper war jedoch kaum zu widerstehen, wenn sie ihn ihm wie auf einem goldenen Tablett anbot und ihn Brady damit verweigerte.
    Adrian überprüfte mit dem Laptop ihre Bankkonten, mit denen alles in Ordnung zu sein schien. Er machte eine kurze Pause und betrachtete die langen, zweifellos wohlgeformten Beine von Annabel und das tiefe Lila der Zehennägel, die Maria ihr lackiert hatte. Seit dem Vorfall beim Frühstück hatte Brady auf distanziert geschaltet, als sei das alles unter seiner Würde und interessiere ihn nicht im Geringsten. Aber Adrian ließ sich nicht täuschen. Selbst wenn er Annabel aus der Gleichung herausnahm, wusste er, dass er fortan nicht mehr ohne Rückendeckung arbeiten durfte. Zweimal hatte er Brady jetzt zurechtgewiesen. Das erste Mal war es dabei nur um Annabel gegangen, nachdem sie January Shepherd den Rücken zerschunden hatte. Aber gestern Abend war er noch weitergegangen und hatte Brady seinen eigenen kleinen Spaß verdorben, als er ihn von der Gefangenen weggerissen hatte, weil er ihr sonst noch den Arm gebrochen hätte, dieser Idiot. Er hatte mit Konsequenzen gerechnet und tat es noch, bis jetzt war es jedoch ruhig geblieben.
    Deshalb war er auch um vier in der Frühe aufgestanden, nach unten geschlichen, hatte eine der beiden Walthers aus ihrem Versteck geholt, sie geladen und hinten in seinen Kleiderschrank hinter eine Laptoptasche gelegt.
    Er schaute unten auf dem Bildschirm nach der Uhrzeit. Dreiundzwanzig nach elf. Die Konten waren okay. Nur die Website musste er noch umbauen. Aber das war für halb eins geplant. Er spürte, wie ihn Annabel mit ihren dunklen, übersättigten Augen ansah, und überlegte, dass durchaus noch Zeit für einen schnellen Fick blieb, wenn ihm danach war. Vielleicht mit leicht geöffneter Tür diesmal, um den Spaß zu erhöhen und noch etwas mehr Öl ins Feuer zu gießen.
     
    Jacobson nahm die Treppe hinunter in den Einsatzraum. Mick Hume deutete mit dem Telefonhörer auf ihn, als er durch die Tür trat.
    »Da ist noch mal DI Monroe für Sie, Chef.«
    Jacobson nahm den Hörer und lehnte sich an das Stück freie Wand neben dem Fotokopierer.
    »Sie erinnern sich doch an den Sarg, den wir in den Codsall Woods gefunden haben?«, fragte ihn Monroe.
    »Natürlich. Es ist höchstwahrscheinlich derselbe, den sie auch bei uns hier benutzt haben. Ihre Leute haben versucht, den Hersteller zu ermitteln, richtig?«
    »Ja, das haben sie, und jetzt hat das Ganze Erfolg gehabt. Zudem haben sie eine Lieferadresse in Crowby ermittelt.«
    Jacobson ging zum nächsten Tisch, an dem er die Angaben in sein Notizbuch schreiben konnte.
    »Sie erinnern sich, dass es sich bei dem Sarg um eine Art Do-it-yourself-Modell handelt, wie es von vielen Leuten benutzt wird, die

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