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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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Fehler hätten sie leicht vermeiden können, was beweist, dass sie Fehler machen. Sie sind schlau, aber nicht unfehlbar. Sie können es versauen wie jeder andere auch.«
    Kerr hielt eine halb ausgetrunkene Tasse Tee in der Hand, während der Rest des Teams die Köpfe über die Berichte von gestern Abend beugte, Absatz um Absatz auch zwischen den Zeilen las und gegen alle Hoffnung nach einem übersehenen Detail suchte, das womöglich den Durchbruch brachte. Eines der Telefone klingelte. Emma Smith, die ihm am nächsten saß, nahm ab, meldete sich und las währenddessen weiter in dem Bericht vor sich.
    »DI Monroe aus Wolverhampton«, sagte sie und bedeutete Jacobson, dass der Anruf für ihn war.
    Monroe sagte, sie hätten einen Anrufer auf der Operation-Icarus-Hotline, der darauf bestehe, direkt mit ihm zu sprechen. Und zwar nur mit ihm.
    »Dann stellen Sie ihn wohl besser durch«, sagte er und ergab sich in sein Schicksal, es mit einer der siebenundfünfzig Arten Verrückter zu tun zu bekommen, die eine Hotline wie ihre magisch anzuziehen schien.
    »Sie sind also Jacobson?«
    Es war ein nasales Jammern, das sich als menschliche Stimme ausgab.
    Jacobson sagte, ja, er sei es.
    »Der, der gestern Abend im ›Bideford Arms‹ war?«
    »Der auch.«
    »Dann sollten Sie jetzt genau zuhören. Ich habe etwas, das Ihnen wichtig sein wird.«
    »Also los«, sagte Jacobson, der sich fühlte, als kaufte er gerade einem schleimigen Halunken auf einem verlassenen Parkplatz einen Restposten Porno-DVDs ab.
    »Da hängt ein Bier für mich drin, richtig?«
    Jacobson erinnerte die sprechende Nase daran, dass sie eine ernst zu nehmende Hotline angerufen habe und er, Jacobson, im Augenblick nicht für dumme Scherze zu haben sei.
    »Ich mach ja nur Spaß«, jammerte die Nase. »Also hören Sie: Ich bin der, der bei euch angerufen hat, wegen den brennenden Autos in Boden Wood vorgestern. Ich hatte da draußen was zu erledigen. Sagen wir, es hatte mit Tieren zu tun. Fasanen und so. Und gestern hab ich mitgekriegt, dass Sie im ›Bideford‹ nach anderen Autos gefragt haben, die in der Gegend da gesehen wurden?«
    Jacobson fand nicht gleich den richtigen Knopf, schaltete dann aber den Lautsprecher ein, damit seine Leute mithören konnten.
    »Wenn Sie etwas zu sagen haben, alter Junge, dann bitte . . .«
    »Nur die Ruhe, immer nur die Ruhe. Geduld ist eine Tugend, pflegte mein altes Muttchen immer zu sagen. Aber egal, ich fuhr auf jeden Fall da draußen rum, sah die brennenden Wracks, drehte um und hab Sie gleich angerufen. Nun ist die Sache aber die, als ich da rausfuhr, da bin ich nur einem einzigen anderen Wagen begegnet, und zwar fuhr der zurück Richtung Wynarth.«
    »Und?«
    »Die Nummer hab ich mir natürlich nicht gemerkt. Warum sollte ich auch? Aber es war ein Volvo, Kollege. Eine Limousine, eins von den älteren Modellen. Ich glaube, das gibt es seit ein, zwei Jahren nicht mehr. Weiß oder ’n gebrochenes Weiß, die Art Farbe. Drinnen junge Leute, jünger als ich, sowieso. Zwei Typen, zwei Frauen.«
    »Könnten Sie mir vielleicht Ihren Namen und Ihre Adresse sagen, Mr, äh . . .«
    »Ich sag gar nichts, man weiß ja nie. Außerdem hab ich auch nichts weiter gesehen. Ein Volvo, der Richtung Stadt unterwegs war, vielleicht zwei Kilometer von den brennenden Autos entfernt. War schön, mit Ihnen zu sprechen, Inspector Jacobson. Bye dann auch.«
    Damit war der Anruf beendet.
    Kerr rief gleich im Wachraum an und fragte nach den Verbindungsdaten des Anrufers. Das Ergebnis kam schnell, half ihnen aber kaum weiter: Es war ein unregistriertes Handy gewesen, und der Anruf war über das Vodafone-Netz hereingekommen. Es bestand kaum eine Chance, ihn zurückzuverfolgen. Emma Smith wühlte in einem Papierstapel herum und zog einen kleinen wattierten Umschlag daraus hervor. Drinnen war eine Kassette, auf der alle eingehenden Notrufe aus der Nacht von Januarys Shepherds Entführung aufgezeichnet waren, unter anderem das Gespräch zwischen dem Wachraum und dem anonymen Anrufer, der die Brände gemeldet hatte. Sie schob die Kassette in den Rekorder und drückte auf »Play«. Der Anruf dauerte höchstens zwanzig Sekunden, und der Anrufer sprach keine zehn Worte. Aber das nasale Jammern war zweifellos dasselbe.
    »Ich würde sagen, das ist genau unser Vertreter, Chef«, sagte Mick Hume und gab damit der allgemeinen Meinung Ausdruck.
    »Das sehe ich auch so, Mick«, sagte Jacobson, »und wir haben sowieso nicht die Zeit, auf einen Stimmenvergleich zu

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