Gleich bist du tot
kein traditionelles Begräbnis wollen«, sagte Monroe. »Nur dass unser Modell aus richtigem Kiefernholz ist und keine der Papp- oder Weidenkisten, wie sie von echten Ökofreaks bevorzugt werden. Das hat uns sehr geholfen.«
»Sie sagten auch, dass die Haltegriffe aus Seil helfen würden«, soufflierte Jacobson unnötigerweise.
»Richtig. Damit sind wir am Ende bei einem bestimmten Hersteller gelandet, der im Südwesten angesiedelt ist, seine Produkte aber per Mail-Order im ganzen Land vertreibt. Sie können sich die Kiste für Ihre letzte Ruhe direkt bestellen, die Firma liefert aber auch an Bestattungsunternehmer, die dann als Endverkäufer agieren. Wir haben die Firma darum gebeten, uns sämtliche Bestelldetails von Anfang August an zur Verfügung zu stellen, und siehe da, letzten Freitag haben sie einen Sarg an ein Bestattungsinstitut in Crowby geliefert.«
Jacobson schrieb die Adresse auf, las sie ihr zur Sicherheit noch einmal vor und beendete das Gespräch. Vielleicht war es reiner Zufall, und selbst wenn nicht, musste es sie in ihren Ermittlungen nicht zwangsläufig weiterbringen. Aber sie mussten allem nachgehen, durften nichts vernachlässigen, sagte er sich. Das war nun mal ihr Job.
Seine Leute hatten alle mit den Berichten von gestern Abend zu tun, und so beschloss er, dem Beerdigungsunternehmen allein einen Besuch abzustatten. Die Adresse lag draußen beim Waitrose-Komplex, was eine halbe Stunde Fahrt durch den Samstagmorgenverkehr bedeutete, oder zehn Minuten in einem Streifenwagen mit Blaulicht. Ray Williams rief ihn unterwegs an. Die Kreditkartenfirma hatte die vollständige Transaktionsliste für die Visa-Karte geschickt, die für die Wohnungsanmietung in Birmingham verwandt worden war. Das Ergebnis war enttäuschend. Die Karte war nur dieses eine Mal benutzt worden: um die Kaution und die Miete für drei Monate im Voraus zu bezahlen. Wieder ein Mosaikstein, der sie keinen Meter weiterbrachte, dachte Jacobson und zog an seinem Sicherheitsgurt.
Er sagte dem Fahrer, er solle auf ihn warten, und musste sich dann selbst einen Moment gedulden, bis die Frau an der Rezeption mit ihren zwei Kunden fertig war. Es handelte sich um einen verstörten älteren Mann und eine mittelalte Frau, vielleicht seine Tochter, die so aufgeräumt wirkte, als buchte sie ihren nächsten Familienurlaub statt einer düsteren halben Stunde im Krematorium. Jacobson war sicher, dass er im Zuge früherer Ermittlungen bereits einmal hier gewesen war, kam aber nicht gleich drauf, in welchem Zusammenhang. Als der alte Mann und seine Begleiterin gegangen waren, suchte ihm die Frau hinter der Theke die verlangten Informationen im Computer und drehte den Schirm so, dass er alles mitlesen konnte. Die Lieferung des Sargbausatzes war für 10.25 Uhr eingetragen und der Käufer kurz nach Mittag um 14.15 Uhr gekommen, um ihn abzuholen. Er hatte den Preis in bar beglichen. Die Adresse des Käufers war die Wohnung in der Hutfabrik, aber sein (männlicher) Name gehörte nicht zu den Pseudonymen, die bislang mit der Art-Gang verbunden wurden.
»Sie haben bar bezahlt, schade«, dachte er laut.
Die Frau ihm gegenüber war etwa in seinem Alter, aber ihre Augen leuchteten voller Leben.
»Der Kunde hat die Bestellung telefonisch aufgegeben. Da werden wir zur Bestätigung nach einer Kreditkartennummer gefragt haben«, sagte sie.
Er sah, wie sie mit flinken Fingern einen anderen Datensatz aufrief: das neue Pseudonym, die Adresse in der Hutfabrik und eine MasterCard-Nummer. Er rief den Einsatzraum an und gab die Nummer durch. Mick Hume rief bereits eine halbe Minute später zurück: Die Kartennummer wie auch das Pseudonym waren völlig neu. Jacobson fragte die hilfsbereite Frau, ob sie bei der Lieferung und der Abholung der Bestellung durch den Kunden hier gewesen sei.
»Tut mir leid. Ich war letzte Woche in Fuengirola. Wir fahren im September gerne weg. Da ist es nicht so voll. Währenddessen war eine Vertretung für mich da. Sie könnten allerdings noch mal in der Werkstatt nachfragen. Vielleicht erinnern die sich, falls . . .«
Jacobson versuchte es. Aber niemand, den er fragte, schien da gewesen zu sein, als der Käufer seine Ware abgeholt hatte. Er bedankte sich noch einmal bei der Frau vorne am Empfang und notierte sich den Namen der Agentur, die, wie sie sagte, ihre Vertretung geschickt haben musste. Jemand aus dem CID sollte sich darum kümmern, dachte er, um zu sehen, ob die Vertretung eine Beschreibung liefern konnte, die zu
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