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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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Zeiten, das gerade gewinnträchtig in einen überteuren Apartmentkomplex umgewandelt wurde. Ohne den Sonntag zu heiligen, schien da so gut wie rund um die Uhr gearbeitet zu werden, und etliche der Arbeiter hatten genau wie Kerr und Hume Lust auf was Heißes zu trinken verspürt. Kerr stellte die Becher auf den Tisch und war überrascht zu sehen, dass Hume das Handy am Ohr hatte, statt den Monitor anzustarren. Er sah genauer hin. Der Rekorder stand auf Pause, und auf dem Schirm war ein Fünfer-BMW zu sehen, von hinten aufgenommen, wie er gerade die Schranke passierte und in die Tiefgarage der Hutfabrik fuhr. Das Nummernschild war klar zu sehen und endete mit den drei Buchstaben »SGN«.
    »Das ging ja schnell, Mick«, sagte Kerr.
    »Bis jetzt schon«, sagte Hume, der sich nicht zu verfrühtem Optimismus hinreißen lassen wollte. »Ich habe das Band um Mitternacht gestartet. Das ist erst der zweite Wagen, der durchgekommen ist. Vorne am Eingang hat es auch nichts gegeben. Rein gar nichts.«
    Sie tranken ihren Tee, redeten über dies und das und warteten darauf, dass die Bereitschaft zurückrief. Kerr merkte sich die Zeitangabe auf dem Bild, 01.15 Uhr, um die Sekunden und erst recht um die Sekundenbruchteile kümmerte er sich nicht. Humes Handy klingelte, und hinterher wiederholte er für Kerr noch einmal die zentralen Informationen: ein Mietwagen, zugelassen auf die Firma Crowby Prestige Rentals. Kerr notierte die Adresse, obwohl er zu wissen glaubte, wo der Laden war.
    »Sehr gut«, sagte er. »Ich kümmere mich darum, und du siehst das Videomaterial weiter durch, Mick. Nehmen wir mal an, dass sie da gerade vom ›Club Zoo‹ kommen. Jetzt müssten wir vor allem wissen, wann sie wieder weggefahren sind und ob sie später noch mal da waren.«
    Mick Hume nickte resigniert. Er sah, wie der Nachmittag, den er für sein neu installiertes Heimkino und ein paar kühle Biere reserviert hatte, zu einem anderen, weniger angenehmen Videomarathon mutierte. Er war vor allem wegen der Bewegung zur Polizei gegangen. Da passierte etwas. An einen Job, der ihn bis mittags hinter einen Schreibtisch zwängte, und dann noch einmal bis Feierabend, war für ihn nicht zu denken gewesen. Und jetzt, sieben Millionen Sicherheitskameras im Vereinigten Königreich später, gab es Tage (und das heute schien auch wieder so einer zu werden), an denen er sich tatsächlich wie ein professioneller Sesselfurzer fühlte und nicht wie ein Detective. Kerr schüttete schnell den Rest seines zu milchigen Tees herunter und verabschiedete sich von Hume, bevor der Zeit hatte, sich zu beklagen.
    Kerr fuhr durchs Stadtzentrum und ignorierte dabei Geschwindigkeitsbegrenzungen und Blitzer, weil er nicht noch mehr Zeit vergeuden wollte, als sowieso schon vergeudet worden war. Ray Williams und Emma Smith waren zu sehr darauf bedacht gewesen, die Vorschriften einzuhalten. Die beiden hätten sofort irgendeine Art von Überwachung der Hutfabrik organisieren müssen, nachdem sie die Geschichte des Mädchens gehört hatten. Tatsache war jedoch, dass sie es nicht getan hatten, und jetzt war nicht der Zeitpunkt für irgendwelche Vorwürfe. Er schob eine John-Lee-Hooker-Auswahl in die Musikanlage seines Wagens: ›Boom Boom‹, schon die ersten Sekunden setzten in seinem Kopf mehr Energie frei, als es irgendeine Tasse Tee gekonnt hätte, die nicht übers Legale hinausschoss. Crowby Prestige Rentals lag im alten Industriegebiet an der Copthorne Road, genau wie er gedacht hatte, gleich hinter dem Kreisverkehr und der BP-Tankstelle. Vorne auf dem Grundstück stand ein Bürocontainer, dahinter parkten die Mietwagen, geschützt durch einen hohen Metallzaun. Drinnen, hinter der Theke, trug ein einzelner Angestellter ein Willkommenslächeln auf den Zügen, das selbst bei einem amerikanischen Touristen noch heimatliche Gefühle geweckt hätte. Kerr zeigte seinen Ausweis, nannte dem Mann das Kennzeichen des Wagens und ersparte es ihnen beiden, die kundenfreundliche Firmenphilosophie weiterzuverfolgen. John A. Gilbert, wollte man dem Namensschild auf dem gut gebügelten Hemd Glauben schenken, regelte sein leeres Grinsen auf mittlere Stärke herunter und tippte die Angaben in seine Tastatur.
    »Das ist einer der Wagen, die morgen früh zurückkommen«, sagte er, als er den Vertrag gefunden hatte. »Er wurde zu unserem speziellen Wochenendtarif ausgeliehen.«
    Noch ein Jungfuchs, der gerade mal an die zwanzig geht, dachte Kerr. Obwohl das Alter wahrscheinlich das Einzige war, was er

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