Gleich bist du tot
mit Casper Donnelly gemeinsam hatte. Mit seinen angeklatschten Haaren und der glatten Haut vermittelte John A. Gilbert den Eindruck, dass der Job hier für ihn eindeutig nicht mehr als eine Aufwärmrunde war, um anschließend etwas Größeres, Besseres anzugehen. Vielleicht als Autoverkäufer, oder sogar als Makler.
»Darauf würde ich nicht bauen«, sagte Kerr, »es kann sein, dass der Wagen für ein Verbrechen benutzt wurde. Wer immer der Mieter ist, hat sich womöglich längst aus dem Staub gemacht. Oder denkt darüber nach.«
Gilberts Lächeln verschwand jetzt ganz. Er drehte seinen Computerschirm, sodass sie ihn beide sehen konnten, und klickte auf »Drucken«.
»Ich habe die Buchung selbst vorgenommen. Freitagnachmittag, die Kaution wurde in bar hinterlegt.«
Es war nicht klar, ob das gut oder schlecht war. Kerr bat ihn um eine Beschreibung des Kunden, aber John A. konnte offenbar besser lächeln als sich Leute merken. »Männlich, Mitte zwanzig, um die einsfünfundsiebzig«, das war es auch schon. Das, und dass er braunes Haar gehabt hatte: »nicht kurz, aber auch nicht richtig lang«. Kerr konnte den Ärger nicht ganz aus seinem Gesicht verbannen. Die Beschreibung passte mehr oder minder zu dem Entführer, der nach Traceys Aussage Brady geheißen hatte. Aber nur so vage, wie es auch fünf Millionen andere Beschreibungen tun würden.
»Er redete nicht wie einer hier aus der Gegend«, fügte Gilbert jetzt noch hinzu, bemüht, zu helfen. »Leicht hochgestochen, würde ich sagen. Wie einer aus dem Süden, was zu seinem Führerschein passte.«
»Und der war in Ordnung?«
»Der Computer hatte jedenfalls nichts dagegen einzuwenden. Obwohl wir natürlich nicht die gleichen Informationen haben wie Sie.«
Glaub nicht alles, was du über unsere Informationen hörst, dachte Kerr. Die stimmen oft nicht ganz, und auf dem neuesten Stand sind sie auch nicht.
»Das nehme ich nicht an«, sagte er diplomatisch.
Gilbert gab ihm den Ausdruck.
»Sonst gibt es nichts, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist von diesem, äh . . . Mr Denbigh?«, fragte Kerr.
»Ich fürchte, nein. Er kam mit dem Taxi, aber das tun viele unserer Kunden. Er sagte, er wolle mit einem Mädchen eine Wochenendtour machen und sie mit einem anständigen Wagen beeindrucken. Das ist auch kaum ungewöhnlich, wie?«
Kerr nickte und wollte wissen, welche Taxifirma es gewesen war.
»Tut mir leid. Das habe ich nicht gesehen. Wenn ich natürlich gewusst hätte . . .«, antwortete Gilbert und machte ein Gesicht, als würde er sich gerne etwas einfallen lassen, falls es der Krieg gegen das Verbrechen verlangte.
Kerr studierte den Ausdruck.
»Der Unterschied zwischen seiner aktuellen Adresse und der Adresse auf dem Führerschein hat Sie nicht stutzig werden lassen?«
»Nein, das ist auch nicht ungewöhnlich. Ich habe auch die Kreditkarte durch den Leser gezogen, das müssen wir, wenn die Kaution in bar hinterlegt wird, und da gab es keine Beanstandung.«
Kerr gab ihm die Nummer seines Diensthandys und bat ihn, anzurufen, sollte ihm noch etwas einfallen. Und sich natürlich sofort zu melden, falls das Auto doch zurückgebracht werden sollte. Dann solle er auf jeden Fall äußerst vorsichtig sein.
Als er wieder hinter seinem Steuer saß, sah Kerr sich den Ausdruck noch einmal genauer an und gab die Kreditkartennummer und Führerscheinangaben an den Wachraum durch. Alan Phillip Denbigh. Eine Adresse in Nordlondon. Ein Geburtsdatum, demzufolge er im nächsten Monat sechsundzwanzig wurde. Wenn sich Gilbert nicht mit der Größe täuschte, klang das Ganze eindeutig mehr nach »Brady« als nach »Adrian«. Aber Gilbert war möglicherweise zu sehr damit beschäftigt gewesen, seinen Kunden anzugrinsen und ihm um den Bart zu gehen, als dass er sich auf sein Aussehen hätte konzentrieren können. Seiner Aussage nach war er nur sicher, dass der Ausleiher ein Mann gewesen war, allein, und dass er in keiner Hinsicht ungewöhnlich ausgesehen hatte. Dass es zum Beispiel kein Marsmensch mit zwei Köpfen gewesen war.
Der Wachraum rief zurück. Kerr kannte die Stimme nicht, vielleicht gab es da einen Neuen. Die Kreditkarte sei in Ordnung, was die Kreditkartenfirma angehe, und genauso sei es mit dem Führerschein, laut PNC und Führerscheindatenbank. Kerrs Handy klingelte sofort wieder, nachdem er aufgelegt hatte: Es war Emma Smith. Endlich hatten sie jemanden von der Wohnungsagentur gefunden, der genug staatsbürgerliches Verantwortungsgefühl besaß, um an einem
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