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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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hatten. Schließlich löste er das Problem, indem er den Lautsprecher mit einem Fußtritt aus dem Auto beförderte. Das Genäsel des Schauspielers verhallte ungehört im Schotter. Wir wurden gerade rechtzeitig fertig, um wieder sittsam und aufrecht im Auto zu sitzen, als die Flutlichter angingen. Autotüren knallten. Leute eilten von ihren Wägen zu den Imbissständen unterhalb der Leinwand. James strich sich nervös das Haar aus den Augen und rückte seine Kleider zurecht. Er nahm meine Hand und erklärte mir sehr gewissenhaft und genau, was gerade passiert war, damit es später keine Missverständnisse gab. Offenbar hatte er viele Freundinnen – Filterzigaretten rauchende Sekretärinnen aus seiner Arbeit. Er führte sie zu samstagabendlichen Tanzveranstaltungen in den Motels der Gegend aus oder lud sie zu Steaks im Starline Grill ein, einem Restaurant, das sich, während man aß, drehte und einen Panoramablick über die Kais und den drohend hohen Berg hinter der Stadt bot. Er deutete an, dass diese Mädchen sich nicht auf Drive-Ins und solche Sachen einlassen würden.
    Als ich herausfand, dass ich schwanger war, und er mich mit nach Hause nahm, damit ich seine Mutter kennenlernte, war mir, als hätte ich in der Lotterie gewonnen, ohne überhaupt zu wissen, dass ich ein Los gekauft hatte. Man weiß nicht, ob man weinen oder lachen soll.
    *
    Aber darüber wollten Gloria und ich ja nicht reden. Wir widmeten uns höheren Dingen.
    » Die Eukalyptusbäume dort«, sagte ich und deutete auf die Exemplare am Straßenrand, deren Stämme fleckig und rissig, gleichzeitig aber auch von einer noblen Blässe waren, » sehen aus wie griechische Säulen. Wie die letzten Reste einer vergangenen Zivilisation.«
    » Nein, tun sie nicht«, sagte sie. » Ich wette, du hast noch nie echte griechische Säulen gesehen.«
    Sie wusste genau, dass ich noch keine gesehen hatte.
    Mein nächster Versuch: » Der Himmel hat ein wunderschönes Blau. Fast ein wenig unnatürlich.«
    » Bei wunderschön und unnatürlich blau weiß man wenigstens, woran man ist. Ich mag diese unberechenbaren grauen Himmel nicht, die sich natürlicherweise ständig verändern.«
    Den Rest des Weges zum Hotel sangen wir in schönster Eintracht My Blue Heaven – Mein blauer Himmel . Oder zumindest den Refrain.
    Die Bar war für uns ein Abenteuer, weil wir dort eigentlich nichts zu suchen hatten. Es gibt zwar kein Gesetz, zumindest heute nicht mehr, aber als Frauen waren wir trotzdem fehl am Platz. Unser Auftauchen sorgte für gegenseitiges Rippenstoßen und unwilliges Scharren schwerer Stiefel. Die Männer sahen sich gezwungen, ihre Ausdrucksweise zu mäßigen – eine ärgerliche Verzerrung des Kumpelgesprächs. Das gefiel uns. Auch die Jukebox gefiel uns. Wir spielten immer wieder denselben Song. Ich hortete alle meine Fünfcentstücke für diesen Zweck. Tammy Wynette schrillte Stand by your man, wozu wir uns unkontrollierbar kichernd im Takt wiegten. Dieses typische, zwanghafte Kichern, aus dem wir längst herausgewachsen sein sollten.
    Wir tranken immer Ingwerbrandy, davon brauchten wir nicht viel. Wir kauften uns eine Flasche, tranken dort und nahmen den Rest mit – dazu noch eine Flasche Wein, die der Barkeeper mit einem Gesichtsausdruck, als habe er einen Schatz ausgegraben, aus dem Hinterzimmer holte.
    Die Rückfahrten waren besser als die Hinfahrten. Wir hielten an, um Felsenschatten zu bewundern, gespenstische Eukalyptusbäume, den Mond, die Sterne und das Kreuz des Südens. Allerdings habe ich es nie ganz genau ausmachen können – zum Glück ist es auf der Flagge. Die Gespräche waren weniger gut, immer öfter ging es um semantische Feinheiten. Man nimmt einen Begriff und fächert ihn auf. Immer öfter fiel die Wahl auf »Eifersucht«. Nach mehreren Definitionsversuchen auf mehreren Rückfahrten vom Hotel traf ich schließlich ins Schwarze.
    » Also, meine Liebe, ich finde, sie allein macht das Leben lebenswert. Die ganze Aufregung hält einen in Schwung.«
    » Da könntest du recht haben«, sagte sie.
    *
    Als wir wieder zu Hause waren, begann sie zu weinen, erst ganz leise, dann immer heftiger und lauter. Die Tränen tropften in ihr Abendessen.
    » Worüber habt ihr geredet?«, raunte Ben mir ärgerlich zu. » Was ist passiert? Was ist los?«
    Sie stand vom Tisch auf und flüchtete in Richtung Schlafzimmer: Tür zu, Schlüssel umgedreht, ersticktes Bette-Davis-Schluchzen. Am Tisch unterdrückte Joan-Crawford-Hysterie und finstere Mienen.
    » Was hast du

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