Gleichklang der Herzen
eine Pastete und ein Stück kaltes Fleisch hinschicken für den Fall, dass die Speisen, die sie anbietet, nicht genießbar sind“, meinte der Marquis.
Er war angenehm überrascht, als er Nicoles Haus betrat, denn es war von innen viel ansprechender als von außen.
In Chelsea waren die Häuser billig, und zahlreiche Dandys bevorzugten daher dort Häuser für ihre auserwählten Damen. Diese Sitte bestand schon seit Charles II.
Das Haus, in das Nicole ihn nun führte, war klein, jedoch geschmackvoll möbliert, und der Marquis war nicht überrascht, als Nicole vorschlug: „Ich denken, wir speisen oben in meine Salon. Dort sein es viel gemütlicher als im Speisezimmer.“
„Das wäre sehr hübsch“, meinte der Marquis zustimmend.
Der Abend verlief genau nach seinem Plan, wie ein Theaterstück, das er schon ein paar Dutzend Male gesehen hatte.
Nicole ging vor ihm die schmale, mit dickem Teppich belegte Treppe hinauf, und der Marquis bewunderte ihre schlanke Figur und die Grazie ihrer Bewegungen.
Sie ist vollkommen, dachte er bei sich.
Zufrieden sagte er sich, dass er diesen Abend genießen würde und dass ihm noch zahlreiche ähnliche Abende folgen würden.
Der Salon hatte zwei große Fenster und war mit erstaunlich viel Geschmack eingerichtet. Vor einem der Fenster sah er einen gedeckten Tisch. Ein Leuchter mit vier Kerzen stand darauf, die ein Mädchen in Häubchen und Spitzenschürzchen gerade anzündete.
„Sie haben geschickt viele Speisen mit Wein, Mylord“, sagte Nicole. „Ich glauben, dass sein nicht nötig gewesen.“
„Ich wollte Ihnen damit nichts aufzwingen“, erwiderte der Marquis. „Ich wollte Ihnen nur Schwierigkeiten und Unkosten ersparen.“
„Ich haben Ihre Speisen mit meine Spezialgerichte zusammengemischt. Wenn Essen vorbei sein, Sie können sagen, welche Sie bevorzugen.“
Sie schenkte ihm einen kurzen, verführerischen Blick und fügte hinzu: „Ich würden sein sehr enttäuscht, wenn ich sein Verlierer. Das verstehen Sie doch!“
„Das könnten Sie nie sein! Nicht, was mich angeht.“
Nicole ging durch den Raum zu einem kleinen Tischchen, auf dem in einem Silberkübel mit Eisstücken eine Flasche Champagner stand.
Sie füllte zwei Gläser und brachte eines dem Marquis, der am Kamin lehnte und sie beobachtete. Bewunderung lag in seinem Blick.
Er nahm das Glas entgegen und fragte: „Darf ich auf Ihre schönen Augen trinken? Oder auf unsere glückliche, gemeinsame Zukunft?“
„Sie sein sehr sicher, dass wir bleiben zusammen?“
„Diese Entscheidung liegt natürlich ganz bei Ihnen.“
Er wusste, dass diese Bemerkung eigentlich überflüssig war. Sie würde, wie jede andere Frau aus der Theaterwelt, nur zu gern annehmen. Er konnte es sich leisten, sehr großzügig zu sein, und hatte diesen Ruf der Großzügigkeit.
Die einzige Schwierigkeit lag nur darin, und Nicole hatte schon davon gehört, dass sein Interesse an einer Frau nie lange währte.
„Wir müssen das ganz einfach hinnehmen“, hatte eine Dame, mit der ihn eine kurze Affäre verbunden hatte, einmal zu einer anderen gesagt. „Er ist heute bei mir, und morgen ist er fort. Also nütze die Chance, solange du sie hast.“
Diese Bemerkung hatte ihn amüsiert. Er wusste, dass es der Wahrheit entsprach. Ihn reizte es, eine Frau zu erobern in der Hoffnung, dass sie sich von den früheren Geliebten ein wenig unterscheiden könnte.
Aber es wäre falsch, sich besonderen Hoffnungen hinzugeben, und so hatte ein Zyniker im vornehmen White’s Klub einmal gesagt: „Bei Nacht sind alle Katzen grau.“
Gleichzeitig liebte der Marquis Frauen, weil sie für ihn Entspannung bedeuteten, die er nach seinen anderen Beschäftigungen suchte.
Er war ein angesehener Sportsmann, den man auf jedem Pferderennplatz antraf, und gleichzeitig einer der besten Degenfechter Englands.
Der Prinz von Wales fragte ihn sogar um seinen Rat, wenn er sich neue Pferde kaufen wollte.
Neben diesen sportlichen Interessen wurde der Marquis oft in das Oberhaus berufen. Er war ein hervorragender Redner, und wenn man ihn dazu überredete, einen Fall zu übernehmen, so tat er das mit einer Bravour, die ihn zum Favoriten des Premierministers machte, ihm dafür aber den Hass der Opposition eintrug.
Die übrige Zeit war er mit seinen Besitztümern beschäftigt.
Sarne, sein Herrensitz in Kent, war nicht nur eines der größten und meistbewunderten Häuser des Landes. Denn die Gesellschaften, die der Marquis dort gab, waren so exklusiv und interessant,
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