Gleichklang der Herzen
fuhr davon. Als sie das Ende der Straße erreichten, stellte der Marquis fest, dass es sich um eine Sackgasse handelte. Die Kutsche fuhr einen Bogen und rollte dann wieder zurück. Der Marquis, der an die Frau denken musste, die ihn angesprochen hatte, blickte aus dem Fenster des Wagens auf das Haus.
Da beobachtete er zu seiner Überraschung, wie ein Mann, offensichtlich ein Diener, eine Reisetruhe heraustrug, während ihn die Frau hilflos anstarrte.
Der Mann warf die nicht sehr große Truhe die Treppe hinunter, als die Kutsche sich gerade näherte. Dann ging er ins Haus zurück und schlug die Tür hinter sich zu.
Und als sie das Haus passierten, sah der Marquis, wie die Frau sich auf die Truhe sinken ließ und beide Hände vor das Gesicht schlug.
Sie ist ihnen also nichts mehr wert, dachte er voller Genugtuung. Das soll ihr eine Lehre sein, die sie nicht so schnell vergessen wird. Da schoss ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass die Person, die er weinend auf den Stufen des Hauses zurückgelassen hatte, ja nun tatsächlich seine Frau war. Wenn sie irgendjemandem erzählte, wer sie war, konnte das einen sehr unliebsamen Skandal verursachen.
Er seufzte.
Es war unmöglich! Er konnte so etwas nicht unterstützen! Er würde nicht akzeptieren, dass sie irgendeinen Anspruch auf seinen Namen hatte.
Doch dieses Papier in seiner Tasche gab ihr diesen Anspruch. Der Marquis fühlte ein Unbehagen in sich aufsteigen, wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Er musste sich auf irgendeine Weise aus diesen Schwierigkeiten herausziehen. Der Marquis überlegte fieberhaft, und als die Kutsche in die Hauptstraße einbog, erkannte er, dass es töricht wäre, diese Frau – seine Frau – ohne Geld allein in London zurückzulassen.
Wenn sie den Leuten die Wahrheit sagte, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie einem Menschen in die Hände fiel, der die Situation nutzen und ihn selbst in ziemliche Schwierigkeiten bringen konnte.
Der Marquis hatte seine Entscheidung gefällt.
Er beugte sich vor, um den Wagen anzuhalten. Auf seinen Befehl fuhr der Kutscher zu dem Haus zurück, das sie gerade hinter sich gelassen hatten.
Der Marquis vermutete, dass die Frau, die man gerade aus dem Haus geworfen hatte, genauso wie Nicoles Einladung zum Abendessen, ein Köder gewesen war, mit dem man ihn locken wollte.
„Sag der jungen Frau, dass sie einsteigen soll“, befahl der Marquis dem Kutscher, als sie vor dem Haus hielten. „Und lade ihre Truhe hinten auf.“
„Sehr wohl, Mylord.“
Der Lakai zeigte nicht das geringste Zeichen von Überraschung.
Der Marquis hörte, wie er zu der Frau sagte: „Seine Lordschaft bittet Sie, in die Kutsche zu steigen, Madam.“
Die Frau zögerte, und einen Augenblick lang dachte der Marquis, dass sie ablehnen würde. Doch dann trat sie an die Kutsche.
„Steigen Sie ein“, sagte er zornig.
Sie gehorchte und nahm nicht neben ihm, sondern ihm gegenüber auf der schmalen Bank Platz, mit dem Rücken zu den Pferden.
Der Marquis hörte, wie der Lakai ihre Truhe hinten auf der Kutsche verstaute. Doch er sagte kein Wort.
Die Pferde zogen wieder an. Da flüsterte die Frau: „Bitte … darf ich …“
„Ich habe keine Lust, mir Ihre Lügen anzuhören“, unterbrach sie der Marquis. „Sie werden schweigen, bis wir unser Ziel erreicht haben.“
Die Frau senkte den Kopf, und er vermutete, dass sie wieder weinte.
2. KAPITEL
Als die Pferde vor dem prächtigen Haus hielten und der Marquis aus der Kutsche stieg, öffnete sich die Eingangstür, und ein Lakai mit gepuderter Perücke, in der Livree des Marquis von Sarne, erschien.
Der Marquis eilte die Stufen von Sarne House hinauf und betrat die Halle. Über die Schulter hinweg fragte er den Butler: „Wo ist Mister Barnham?“
„In seinem Arbeitszimmer, Mylord. Soll ich ihn holen?“
„Nein. Führe die Frau aus der Kutsche ins Empfangszimmer.“
Der Marquis schritt über den Marmorfußboden, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er eilte den breiten Flur entlang und öffnete die Tür, die ganz hinten lag.
Es war ein sehr gemütliches und luxuriös eingerichtetes Arbeitszimmer, das an Pracht dem übrigen Haus gleichkam. Mister Barnham saß an einem riesigen Schreibtisch, und vor ihm lag ein Stapel Papiere.
Er blickte auf, als sich die Tür öffnete. Und als er sah, wer ins Zimmer kam, erhob er sich sofort und begrüßte den Marquis voller Erstaunen.
„Was ist geschehen, Mylord?“
Der Marquis schlug die Tür hinter sich zu und ging zum
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