Gleichklang der Herzen
fragen, ob du meine Frau werden willst.“
Ravella war ganz still. Fast schien es, als hätte ihr Herz ausgesetzt. Dann flüsterte sie kaum hörbar: „Du wirst also nicht die Prinzessin heiraten?“
„Ich habe die Absicht, weder die Prinzessin noch irgendeine andere Frau außer dir zu heiraten“, erklärte der Herzog bestimmt.
Sie hob beide Hände und drückte sie an ihre Brust, als wolle sie einen inneren Aufruhr ersticken.
„Fragst du mich nicht nur aus Ritterlichkeit, weil ich kein Geld habe und kein Heim? Nein, warte!“, sagte sie, als er widersprechen wollte.
„Ich möchte dir noch etwas sagen. Ich war sehr dumm und töricht, als ich bei dir wohnte. Ich wusste nichts von solchen Frauen wie Señorita Deleta und den Damen vom Ballett, aber nun bin ich klüger und möchte dir etwas sagen.“
„Tu es doch“, ermutigte sie der Herzog.
„Ich habe mir nie, nicht in meinen geheimsten Träumen vorgestellt, du würdest mich heiraten. Aber ich habe mir gedacht, dass ich vielleicht als Frau zu dir kommen könnte, so lange, bis du meiner überdrüssig wärest. Wenn du mich lieben und nehmen würdest, selbst für eine kurze Zeit, dann wäre ich für den Rest meines Lebens glücklich.“
Ravellas Flüstern erstarb. Sie sah den Herzog an. Er war so zornig, wie sie ihn noch nie gesehen hatte, und packte sie mit beiden Händen hart an den Schultern.
„Wie kannst du es wagen, mir so etwas zu sagen! Wie kannst du es wagen, dich mit diesen Kreaturen zu vergleichen?“
Der Herzog ließ seine Hände sinken und sprach weiter.
„Ich habe ein schlimmes Leben geführt, habe meiner Erziehung und dem Adelstitel, den ich führe, Schande bereitet. Ich habe freiwillig Laster und Sünde zu meinen Gefährten erkoren. Ich bin deiner daher nicht wert und bitte dich aufrichtig, meinen Antrag ernsthaft zu überlegen, ehe du ihn annimmst.“
Jetzt wandte sich der Herzog ab und betrachtete die friedliche Landschaft zu seinen Füßen.
„Du weißt, dass sie mich den Herzbuben nennen?“, fuhr er fort. „Diese Bezeichnung passt zu mir. Ich habe so oft leichtfertig gehandelt, dass ich es schließlich für selbstverständlich hielt. Du wirst es nicht einfach mit mir haben. Ich bin gewohnt zu befehlen und habe vergessen, was Zärtlichkeit und Rücksicht bedeuten.“
Noch immer blieb er abgewandt von ihr stehen.
„Ich begehre dich, Ravella, ich leugne es nicht. Ich begehre dich, wie ein Mann eine Frau begehrt. Ich verehre dich deiner Schönheit und deines Charakters wegen, aber ich hebe dich auch. Mehr als einmal hast du dich zu mir geflüchtet, damit ich dich vor anderen Menschen schütze. Nun ist der Augenblick gekommen, da ich dich nicht mehr vor mir selbst schützen kann.“
Jetzt rührte sich Ravella, die vorher reglos zugehört hatte. Sie trat auf ihn zu und stellte sich vor ihn. Ihre Augen leuchteten. Sie lächelte und zeigte ihre Grübchen.
„Wie dumm du bist, Lieber! Dabei habe ich immer geglaubt, dass du der klügste Mann auf der Welt bist. Verstehst du denn nicht, ich begehre dich genauso, wie du mich begehrst. Ich möchte in deinen Armen liegen, möchte vor allem deine Lippen auf meinen fühlen!“
Sie legte ihre Arme um seinen Nacken, und nun zog er sie an sich. Sie fühlte seine Kraft, fühlte sein Herz klopfen und sah zu ihm auf. Als er sprach, war seine Stimme heiser vor Erregung.
„Ich habe dich gewarnt, Ravella. Ich kann nicht sanft mit dir umgehen, wenn du mich so in Versuchung bringst.“
Ravella lachte und küsste ihn auf den Mund. Immer fester presste er sie an sich, immer leidenschaftlicher wurde sein Kuss. Sie gab ihm nach, voller Beglückung, die sich zur Ekstase steigerte. Die Zeit stand für sie still. Sie waren allein, Mann und Frau, in einem Garten Eden, aus dem sie nie vertrieben würden.
„Meine kleine Taube, mein Liebling“, flüsterte der Herzog. Dann hob er ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste.
„Ich werde dich nie wieder gehen lassen“, sagte er mit einem Anflug seiner alten Herrschsucht. „Du kannst mir nun nicht mehr entkommen.“
„Als ob ich das wollte …“ erwiderte Ravella und lächelte.
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