Gleichklang der Herzen
würde ich Ihnen zunächst raten, das Beste aus dieser Sache zu machen.“
Der Marquis starrte ihn an, als zweifle er an seinem Verstand.
„Höre ich … höre ich richtig, Barnham? Sie nehmen ernstlich an, dass ich diese Frau als meine Ehefrau anerkenne? Sie an meiner Tafel sitzen lasse? Sie den Familienschmuck der Sarnes tragen lasse? Um sie dann in die Gesellschaft einzuführen?“
Mister Barnham erhob sich hinter seinem Schreibtisch und ging zum Fenster hinüber.
„Mylord, ich habe mir den Kopf zerbrochen, was sonst noch möglich wäre“, sagte er resigniert. „Wir wissen, dass Lord Kirkhampton nur darauf wartet, Ihnen eine weitere Falle zu stellen, um Sie in eine Situation zu bringen, in der Sie sich bei ihm entschuldigen oder aber sich zum Narren machen müssen. Falls die Frau nicht völlig unmöglich ist, müssten wir doch etwas aus ihr machen können.“
Nach einer Pause fuhr er fort: „Wenn sie ungebildet, unbeholfen und reizlos ist, kann man sie so umformen, dass sie einigermaßen annehmbar wird. Falls sie jung genug ist und wissbegierig, ist nichts unmöglich.“
Der Marquis schien fassungslos zu sein.
„Sie dazu machen, dass sie meine Frau wird? Du lieber Himmel! Kirkhampton hat jetzt wirklich erreicht, was er wollte!“
„Es mag gar nicht so schlimm werden, wie Sie glauben“, erwiderte Mister Barnham schnell, als wolle er nicht nur den Marquis, sondern auch sich selbst beruhigen. „Vielleicht ist sie sogar eine Schauspielerin … wie diese Nicole de Prêt?“
„Nicole de Prêt?“, wiederholte der Marquis. „Sie ist die Ursache für alles! Wie konnte ich nur so dumm sein, mich nicht vorher zu erkündigen, wer ihr Gönner ist? Und zwar, bevor ich sie zum Dinner einlud!“
Mister Barnham unterbrach seine Gedanken.
„Ich denke, Mylord, dass wir jetzt zu dieser Frau gehen und sie fragen sollten, wer sie ist und wie sie in dieses gemeine Komplott hineingeraten ist. Und nachdem wir sie uns angesehen haben, können wir entscheiden, wie wir uns verhalten wollen …“
„Es wäre das Beste, wenn wir diese Heirat für null und nichtig erklären lassen könnten. Meinen Sie nicht, dass wir diesen Fletcher bestechen könnten?“
„Das ist unmöglich und wäre gesetzeswidrig“, meinte Mister Barnham. „Es wäre vielleicht sogar schon gefährlich, mit diesem Mann überhaupt in Verbindung zu treten. Sie können ganz sicher sein, dass Lord Kirkhampton darauf wartet, dass Sie das versuchen werden.“
„Kirkhampton!“, stieß der Marquis zwischen den Zähnen hervor. „Wenn ich jetzt die Möglichkeit hätte, ihn umzubringen, würde ich keine Sekunde zögern.“
„Ich bin sicher, dass er nur darauf wartet, dass Sie ihn zum Duell fordern. Dann würde er nicht zögern, die Sache für sich und gegen Sie auszuschlachten.“
„Wieso?“
„Überlegen Sie doch einmal, was Sie tun würden, wenn Sie an Lord Kirkhamptons Stelle wären“, sagte Mister Barnham. „Im Augenblick hält er alle Trümpfe in der Hand. Er hat den bekanntesten und meistbewunderten Junggesellen der Gesellschaft ohne dessen Wissen, und während dieser in tiefer Bewusstlosigkeit lag, mit einer unbekannten Frau verheiratet.“
Der Marquis stöhnte auf. Doch unterbrach er seinen Sekretär nicht. „Diese Geschichte würde wie ein Blitz aus heiterem Himmel einschlagen. Und Sie können sich vorstellen, dass niemand die Sache lieber verbreiten würde als Kirkhampton selbst. Doch klingt das alles so unwahrscheinlich, dass er wirklich handfeste Beweise für die Wahrheit seines Racheaktes braucht. Sonst wird ihm niemand glauben.“
„Sprechen Sie weiter, Barnham“, bat der Marquis. „Ihre Worte bekommen allmählich einen Sinn.“
„Kirkhampton wird hoffen, dass Sie versuchen werden, die Ehe zu annullieren, und die Gültigkeit der Urkunde anzweifeln. Oder dass Sie ihn zum Duell fordern. Falls Sie irgendeine dieser Möglichkeiten wählen, würde das beweisen, dass seine sonst recht unglaubwürdig klingende Geschichte wahr ist.“
„Ja, ja. Das sehe ich ein“, stimmte der Marquis zu.
„Damit wären wir wieder bei dem Punkt, den ich vorgeschlagen habe. Wenn die Frau irgendwie brauchbar ist, werden wir etwas tun können, um diese Heirat als einen plötzlichen Entschluss Ihrerseits hinstellen zu können. Damit würde Kirkhamptons ganzer Plan ins Wasser fallen. Niemand würde ihm glauben, und seine Äußerungen würden nur töricht und gehässig klingen.“
Der Marquis erhob sich.
„Sie haben recht, Barnham! Natürlich, so
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