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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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Beobachtung teil. Sie blieb am Wassertrog stehen und versuchte, sich die Blutspuren von der Nase zu waschen.
    Der Rest verhielt sich natürlich.
     
    *
    Wenig später kam Tom O’Malley, nicht mehr ganz nüchtern, den Fußweg von Golagh nach Glennkill entlang, um auch dem hiesigen Pub einen Besuch abzustatten. Die frische Luft tat ihm gut, das Grün, das Blau. Möwen jagten sich kreischend ihre Beute ab, so schnell, dass ihm davon schwindlig wurde. Georges Schafe grasten friedlich vor der herrlichen Aussicht. Malerisch. Wie aus einem Prospekt. Ein Schaf hatte sich besonders weit vorgewagt und thronte wie ein kleiner weißer Löwe direkt am Abhang. Wie war es da wohl hingekommen?
    »He, Schäfchen«, sagte Tom, »fall da bloß nicht runter. Wäre doch schade, wenn so ein Hübsches wie du abstürzen würde.«
    Das Schaf sah ihn verächtlich an, und auf einmal kam er sich blöd vor. Blöd und besoffen. Aber damit war jetzt Schluss. Er würde es zu etwas bringen. In der Tourismusbranche. Im Tourismus lag die Zukunft von Glennkill. Er musste das gleich mit den Jungs im Pub besprechen.
    Vorher wollte er sich nur noch schnell den prächtigen schwarzen Widder näher ansehen. Vier Hörner. Wirklich ungewöhnlich. Georges Schafe waren schon etwas Besonderes.
    Der Schwarze ließ ihn aber nicht nahe genug herankommen, sondern wich mühelos seiner Hand aus, ohne sich dabei viel zu bewegen.
    Dann sah Tom den Spaten.
    Ein guter Spaten. So einen hätte er auch gebrauchen können. Und niemand da, dem er zu gehören schien. Er beschloss, ihn zukünftig als seinen Spaten zu betrachten. Jetzt wollte er ihn unter dem Dolm verstecken, und nachts würde er wiederkommen und ihn holen. Der Gedanke, nachts an den Dolm zu gehen, gefiel ihm nicht besonders. Man erzählte sich Geschichten. Aber er war ein moderner Mensch, und das war ein ausgezeichneter Spaten. Als er seine Hand um den Griff legte, stieß sein Fuß gegen etwas Weiches.
    An diesem Nachmittag hörte man Tom O’Malley im Mad Boar zum ersten Mal seit langer Zeit wieder aufmerksam zu.
     
    *
    Bald darauf sah Heide ein kleines Grüppchen Menschen im Laufschritt den Weg aus dem Dorf heraufkommen. Sie blökte kurz, lang, nochmals kurz, und Othello tauchte etwas unwillig unter dem Dolmengrab auf.
    Voran ging ein spinnendünner Mann, den die Schafe nicht kannten. Sie betrachteten ihn aufmerksam. Der Anführer ist immer wichtig.
    Hinter ihm kam der Metzger. Die Schafe hielten den Atem an. Der Metzger war fürchterlich. Allein sein Geruch reichte aus, um jedem Schaf die Knie zittrig zu machen. Der Metzger roch nach qualvollem Tod. Nach Schreien, Schmerz und Blut. Sogar die Hunde hatten Angst vor ihm.
    Die Schafe hassten den Metzger. Und sie liebten Gabriel, der dicht hinter ihm ging, ein kleiner Mann mit struppigem Bart und Schlapphut, der seine Schritte schnell setzte, um von dem Fleischberg vor ihm nicht abgehängt zu werden. Sie wussten, warum sie den Metzger hassten. Warum sie Gabriel liebten, wussten sie nicht. Er war einfach unwiderstehlich. Seine Hunde führten die phantastischsten Kunststücke auf. Jedes Jahr gewann er den großen Hütewettbewerb in Gorey. Die Menschen hatten großen Respekt vor ihm. Es hieß, er könne mit den Tieren sprechen, doch das stimmte nicht. Die Schafe zumindest verstanden nichts von Gabriels gälischem Gemurmel. Aber sie fühlten sich berührt, geschmeichelt und zuletzt verführt und trabten vertrauensvoll in seine Nähe, wenn er auf dem Feldweg an ihrer Weide vorbeilief.
    Jetzt hatten die Menschen die Leiche fast erreicht. Die mutigeren unter den Schafen vergaßen für einen Augenblick, natürlich auszusehen, und reckten gespannt die Hälse. Einige Lämmersprünge vor George blieb der dünne Anführer wie angewurzelt stehen. Seine lange Gestalt schwankte einen Moment wie ein Zweig im Wind, doch seine Augen waren starr wie Nadeln auf den Punkt geheftet, an dem der Spaten Georges Eingeweide verließ.
    Auch Gabriel und der Metzger blieben in einiger Entfernung von der Leiche stehen. Der Metzger blickte einen Moment lang zu Boden. Gabriel nahm die Hände aus den Hosentaschen. Nun riss der Dürre seine Augen von George los und fischte sich mit einer halbherzigen Geste die Mütze vom Kopf. Der Metzger sagte etwas. Seine fleischigen Hände waren zu Fäusten geballt.
    Othello weidete kühn vorbei.
    Dann hatte es, schnaufend und prustend, mit knallrotem Gesicht und wirren roten Haaren, auch Lilly den Fußpfad hinauf geschafft, und mit ihr eine Wolke von

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