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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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war wie gelähmt und starrte abwechselnd Sophie und den Schwarm an.
    Das Summen und Heulen erstarb rasch, und die Feuerfliegen formten sich wieder zu einem Gesicht. »Wir können sie nicht nehmen. Sie ist Vielheit, und die Vielheit erneuert sich, während wir zerstören. Wie können nicht alles in dieser Welt haben, also hast du dein Versprechen gebrochen.« Das Gesicht begann sich wieder in seine Bestandteile aufzulösen, aus der einen Stimme wurden viele, und diese Stimmen kreischten:
     
    du hast uns belogen
    belogen du hast uns alles versprochen
    alles was wir wollten
    wir brauchten
    brauchten
    du hast versprochen
    stirb
    wir werden dich töten
    dein blut trinken
    dich töten
    töten
     
    Die Feuerfliegen umschwärmten Aidris, wie sie wenige Augenblicke zuvor Sophie umschwärmt hatten, und Jay hatte gerade noch Zeit zu denken: ›Na, damit ist mein Problem zum größten Teil gelöst‹, als Callion erschien.
    Er trat nicht hinter einem Baum hervor. Er lief nicht auf sie zu. Er war von einem auf den anderen Augenblick einfach da.
    Mit klingender Stimme stieß er einen fremdartigen Befehl aus. Klang und Form der Wörter verursachten Jayjay eine Gänsehaut. Es waren machtvolle Worte, getränkt mit uraltem Bösen. Obwohl Jay sie nicht verstand, malte ihr Verstand Bilder daraus - Bilder von einem Ort jenseits der Dunkelheit, von Leere und Chaos und einem strahlenden, suchenden, unmenschlichen Geist, der nach den Früchten des Bösen hungerte wie ein Säugling nach der Brust. Er suchte Blut und Schmerz und Kummer und Furcht, er erschuf sie, verschlang sie, zog weiter zu neuen Opfern und neuen Welten.
    Die strahlenden Lichter waren nur ein Teil jenes Geistes, aber als Callion sprach, öffnete sich eine Finsternis im Wald - eine Finsternis, die der Abgrund war.
    Vor langer Zeit, an einem unbekannten Ort, dachte Jay, sah ein Mensch, was ich jetzt sehe, und nannte diese Vision Hölle.
    Callion verstummte. Der Abgrund gähnte offen, und der flinke, böse Verstand darin schaute heraus. Die Wächter hielten still, hörten auf, Aidris zu verschlingen.
    Regungslos starrte Aidris auf den Spalt im Gewebe des Waldes, der sich in unendliche Dunkelheit öffnete.
    Sophie wich Schritt für Schritt zurück.
    Jay, mit dem Schwert in der Hand, den Blicken ihrer Feinde ausgesetzt, hielt den Atem an und wartete.
    Callion sprach zu Aidris und Sophie und vielleicht zu dem Ding, das aus der Leere zuschaute: »Man hat mir das Reich verwehrt, das mir zusteht. Man hat mir die Machtstellung verwehrt, die mein Geburtsrecht ist. Meine Heimat hat mich zurückgewiesen. Hört mich jetzt an. Ich habe den Spalt herbeigerufen, und ich beanspruche die Dienste derer, die da warteten. Ich hätte sie Glenraven von allem Leben säubern lassen, aber sie vermochten es nicht. Wenn sie Aidris Akalan verschlungen hätten, wären sie in den Abgrund zurückgekehrt, und du und du« - er deutete von Sophie zu Jay - »ihr hättet gewonnen. Statt dessen beanspruche ich durch alten Zauber und Geburtsrecht die Dienste jener, der Verschlinger und Diener des Abgrundes, so lange ich lebe. Und ich gebe der Alfkindir, der Schutzherrin Aidris Akalan, Jugend und Stärke, damit sie ihre Herrschaft fortsetzen möge und damit Glenravens Leid. Du wirst nie Schutzherrin dieses Reiches sein.« Er warf Jay einen finsteren Blick zu. »Inzwischen gehe ich dorthin, wo man mich schätzt. Möget ihr in der Hölle schmoren!«
    Er verschwand. Die Wächter verschwanden.
    Und Aidris Akalan, sichtbar jugendlich, mit geradem Rücken und klarem Blick, lächelte Sophie und Jay an, hob die Hände, schloß die Augen und begann zu singen.
    Weißes Licht entströmte ihren Fingerspitzen.
    Jay stürmte los, Schwert und Dolch fest umklammernd, und fühlte, wie in ihrer Brust Feuer explodierte. Dieser Schmerz, dieser unmögliche Schmerz, sagte ihr, daß sie hätte tot sein sollen, und sie konnte nicht verstehen, warum sie es nicht war. Und der Schmerz wurde immer größer. Sie fiel auf die Knie, schreiend, klammerte sich an ihr Schwert und bewegte sich immer noch auf Aidris zu, jedoch nicht schnell genug. Nicht schnell genug. Aber noch war sie nicht tot.
    Sophie war an ihrer Seite, riß ihr den Dolch aus der linken Hand und rannte los. Wie konnte sie bloß? wunderte sich Jay. Aidris’ Feuer traf auch sie, aber Sophie lief weiter.
    Jay zwang sich auf die Beine, und Aidris kreischte: »Sterbt, ihr Machnan-Huren. Sterbt! Ich bin die Schutzherrin!«
    Sophie kämpfte sich durch die Flammen magischen Feuers

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