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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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sein Umfang. Was einmal im Gletscher versinkt, kann Jahrzehnte 46

    später wieder auftauchen. So scheint es bei dem deutschen Flugzeug zu sein.«
    »Woher wissen wir, dass ein deutsches Flugzeug auf dem Gletscher verunglückt ist, wenn es nie gefunden wurde?«
    »Zwei Brüder, die direkt unterhalb des Gletschers wohnen, haben es im Tiefflug in der Nähe ihres Hofes gesehen. Bei der ersten Expedition wurde die Felge des Bugrads gefunden.«
    »Die erste Expedition?«
    »Kurz nach dem Absturz der Maschine brach eine zweihundert Mann starke Kompanie zum Gletscher auf, aber das Einzige, was sie fanden, war die Felge. 1967 wurde eine zweite, noch größere Suchaktion gestartet, die aber wegen des schlechten Wetters abgebrochen werden musste. Es handelt sich jetzt um die dritte Expedition.«
    »Was ist eigentlich in diesem Flugzeug?«, fragte der Minister.
    »Die Felge ist ein Indiz für den Typ und die Größe des Flugzeugs«, fuhr Carr unbeirrt fort. »Wir haben den Gletscher all die Jahre hindurch intensiv beobachtet, und ich wage zu sagen, dass wir noch nie so nah daran waren, das Flugzeug zu bergen, wie in diesem Augenblick.«
    »Es klingt, als seien Sie darüber nicht besonders glücklich.«
    »Es wäre vielleicht am besten, wenn dieses Flugzeug für immer und ewig im Gletscher bleiben würde«, sagte Carr.
    »Wir waren nicht besonders scharf darauf, es herauszuholen, solange es im Verborgenen blieb. Wir haben kein Interesse daran, Expeditionen auszusenden, Suchaktionen auf dem Gletscher zu starten und das Flugzeug auszugraben. Der Gletscher ist eigentlich ein sehr gutes Versteck. Es lag vielmehr in unserem Interesse zu überwachen, ob das Flugzeug vielleicht irgendwann wieder auftauchen würde, und tatsächlich scheint es jetzt ans Licht gekommen zu sein.«
    »Wir haben all die Jahre den Gletscher überwacht?«
    47

    Schon wieder dieses »wir«.
    »Die Felge war ein Hinweis auf die Lage des Flugzeugs«, sagte Carr, ohne ihm direkt zu antworten. »Die Geheimdienste haben seit dem Ende des Krieges die Veränderungen des Gletschers in diesem speziellen Gebiet beobachtet, erst mithilfe der Bilder von Aufklärungsflugzeugen und dann durch die Satelliten im All.«
    »Satelliten? Aufklärungsflugzeuge? Um was für ein Flugzeug handelt es sich? Warum sind wir so wild darauf, dieses Flugzeug auszugraben, wenn es zum Vorschein kommt?«
    Carr räusperte sich.
    »Was zum Teufel ist in dem Flugzeug? Und wieso«, fuhr der Minister fort, »handelt es sich dabei um eine geheime Operation? Warum Delta-Einheiten und warum Ratoff, dieser verdammte Mörder?«
    Carr zögerte, als müsste er einen Moment nachdenken.
    »Ist Ihnen die Geschichte vom Walchenseegold bekannt?«
    »Gold?«, fragte der Minister. »Hat die Maschine Gold geladen? Nein, das sagt mir gar nichts.«
    »Die Angelegenheit ist verdammt peinlich für uns. Kurz bevor die Rote Armee Berlin einnahm und die Stadt komplett abriegelte, ist, nach allem, was man weiß, von dort ein Transporter in die Alpen aufgebrochen. Der Wagen war mit etwa vierhundert Säckchen beladen. In jedem lag ein Goldbarren. Der Befehl zum Abtransport des Goldes aus der Reichsbank kam von Hitler persönlich. Es handelte sich um die letzten Goldreserven des Dritten Reichs.«
    Carr legte eine kurze Pause ein. Jetzt hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit des Ministers.
    »Das genaue Ziel dieser Reise kennt man nicht, aber man weiß mit Sicherheit, dass das Gold niemals weiter kam als bis zum Walchensee in Bayern«, fuhr er fort. »Die deutschen Soldaten 48

    haben es dort vergraben, aber kurz darauf wurde der Schatz von unseren Soldaten gehoben. Danach ist sein Verbleib unbekannt.
    Das hat sich im April 1945 zugetragen. Der Krieg ging seinem Ende zu. Es heißt, unsere Leute hätten rein zufällig von dem Gold erfahren, es gehoben und nach Hause in die USA gebracht.
    Die amerikanische Regierung hat das immer zurückgewiesen.
    Die Sache hat bereits einigen politischen Aufruhr verursacht.
    Die deutschen Zeitungen greifen die Geschichte vom Walchenseegold alle paar Jahre wieder auf, aber bei uns weiß niemand etwas über seinen Verbleib. Die Deutschen haben uns das nie geglaubt.«
    »Und es befindet sich in dem Flugzeug?«, fragte der Minister perplex. Carr hatte erreicht, was er wollte.
    »Meinen Informationen zufolge haben amerikanische Soldaten eine Junkers der deutschen Luftwaffe gestohlen, sie in unseren Tarnfarben gestrichen, mit Gold beladen und sind in München damit gestartet. In Prestwick in

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