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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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er ist im Moment der Hauch
eines Fußabdrucks, die Andeutung eines Verdachts.«
    Er trank den Rest aus der Flasche. »Und? Kann ich mit euch rechnen?«
    Schwarzenbacher nickte. Pablo zuckte erst mit den Schultern und nickte
schließlich auch. Dann sahen alle zu Marielle. In den Blicken, mit denen sie
Marielle anschauten, lag unausgesprochen die Frage, ob sie sich überhaupt noch
einmal auf so ein »Detektivspiel« einlassen würde – beim letzten Mal war es für
sie zum Kampf auf Leben und Tod gekommen.
    »Was schaut ihr denn alle wie Fische aus dem Aquarium?«, fragte sie.
»Es ist ja wohl kaum ein lebensgefährliches Hasardspiel, wenn man einen
trotteligen alten Mann zu beschatten hat. Eigentlich klingt der Job eher
langweilig. Aber gefährlich nicht.«
    Sie nickte Hosp zu und sagte: »Ich bin auch dabei.«
    *
    In den Bergen hielt der Sommer Einzug. Auf den Halbhöhen, dort,
wo die Zivilisation sich allmählich verlor und wo die höchsten Bergbauernhöfe
einsamen Vorposten menschlichen Widerstands gegen die raue Natur glichen, waren
die Tage jetzt angenehm: Warm um die Mittagszeit, erfrischend am Morgen und am
frühen Abend. Nachts zogen bisweilen Gewitter durch, die oft aber nur als
fernes Leuchten oder als örtlich undefinierbares Donnerecho wahrgenommen werden
konnten.
    Oberhalb von zweitausend Metern lag, zumindest in schattseitigen
Bergflanken, noch Schnee, und es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis
Sonne, Wind und gelegentlicher Regen diesen Schnee, so er nicht ohnehin
vorhatte, das ganze Jahr über zu bleiben, aus kalten Felswinkeln, Schluchten
und Rinnen wegzuschmelzen vermochten.
    Es war eine schöne Zeit, für Hellwage die schönste Zeit des Jahres.
Am ehesten vergleichbar mit den Tagen des Herbstes, nur dass er jene nicht
gleichermaßen genießen konnte: Allzu sehr wohnte ihnen schon das Ende, das
Absterben, der Tod inne.
    Er liebte den Frühsommer. Wenn es im Eisacktal oder gar in Bozen oft
bereits unerträglich heiß war, genoss er das milde Klima auf zwölfhundert
Höhenmetern, wo zwischen Lajen und Gufidaun sein Häuschen stand. Die Lage war
nicht spektakulär. Zumindest dann nicht, wenn man wusste, dass nur zwei, drei
Kilometer weiter südöstlich Ausblicke auf die Felsformationen der Dolomiten zu
genießen wären. Hellwages Bleibe stand am oberen Ende einer Streuwiese, sie war
nach Westen ausgerichtet, von der Terrasse konnte er übers Eisacktal
hinüberschauen zu den Orten, Weilern, verstreuten Höfen in den Wiesen-und
Waldflanken der Kassianspitze. Es war ein schöner Ausblick, mit viel Grün
tagsüber und unzähligen Lichtpunkten des Nachts. Dass er nicht auf Schlern und
Langkofel schauen konnte, nichts sah von diesen Berggiganten und wie sie
wirkten im Spiel von Witterungen und Jahreszeiten, machte ihm gar nichts aus.
    Wenn ich das sehen will, brauche ich ja nur die Schuhe anzuziehen
und rauszugehen.
    Er saß auf der kleinen Terrasse, die er sich aus Holzbohlen vor dem
Haus hatte anbringen lassen, trank ein Viertel roten Lagrein und brach sich ab
und an ein Stückchen Schüttelbrot ab, das er, ins Landschaftsgenießen und
Nachdenken versunken, beinahe achtlos aß.
    Das Licht der Sonne, die längst hinter den gegenüberliegenden
Bergen, dem Ritten und der Kassianspitze, verschwunden war, färbte den Himmel
in einem Ton, der stumpfem Mattgold glich. Die Häuser an den Hängen lagen im
Schatten, der sich grau-blau über die Region legte. Erste Lichter funkelten
herüber. Bald würde es auch vorm Haus kühl werden.
    Hellwage trank sein Glas leer und räumte den Tisch ab.
    Er machte Licht, ein warmes Licht, das in der urgemütlichen Stube
ein Übriges tat. Nieder war der Raum, getäfelt mit dunklem Holz. Ein schlichter
Holztisch, eine Bank, zwei einfache Bauernstühle, ein Schrank für Geschirr, ein
prallvolles, aber nicht sehr großes Bücherregal, ein bequemer Lesesessel und
dazu noch ein eiserner Schwedenofen, bei dem man, war er angeheizt, den
Scheiten beim Brennen zusehen konnte, das war das ganze Inventar des
behaglichen Wohnraumes.
    Die Tür ließ er noch offen stehen – er liebte die Luft hier, die
nach Wald und Harz, nach frisch geschnittenem Holz und vor Kurzem gemähter
Wiese duftete, und er mochte sich keinen Atemzug davon entgehen lassen.
    Während er in der Kochnische sein Geschirr reinigte, dachte er
wieder einmal darüber nach, sich einen Hund anzuschaffen.
    Er gehörte nicht zu jenen Leuten, die ein Leben ohne Hund für leer
und unvollendet gehalten hätten. Im

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