Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
Vom Netzwerk:
Gefahr.
    Bestimmt hat er sein Geld – mein Geld – im Rucksack. Brauche ihm nur
einen Stein auf den Kopf zu hauen und dann weg.
    Er wusste genau, wie fest man schlagen musste, damit einer auch
wirklich tot wäre. Die Sonne schien schräg in den Hang hinein, durchdrang das
Laub der Eichen und Buchen, spielte mit den Nadeln der Fichten und Lärchen,
tauchte alles in ein wundervoll helles Grün.
    Manczic stolperte über eine der vielen Wurzeln, die den schmalen
Wanderweg wie Krampfadern durchzogen, konnte sich aber abfangen und einen Sturz
vermeiden.
    Ich hätte ihm noch einen kleinen Stoß geben sollen, dachte Kurth.
Einen Stoß und dann mit einem Stein auf die Schläfe. Aber so was … Ich mach so
was nicht, dachte er. Er ist einer von uns. Irgendwie ist es auch einer von
uns. Und ich stehe bei seinem Neffen im Wort. Ich bring das zu Ende. Diesen
Fotografen noch, dann verschwinde ich.
    Er dachte an das Geld, das er dann haben und was er damit anfangen
würde. Es war ein gutes Gefühl, an das Geld zu denken, an all die Euroscheine,
die er schon hatte und die er noch bekäme. Was er damit anfangen würde? Davon
hatte er noch keine genauere Vorstellung.
    »Wo hast du den Wagen stehen?«, fragte Manczic, sich auf einem
flachen Wegstück halb zu ihm umdrehend.
    »Da unten ist ein Parkplatz«, sagte Kurth. »Ist, glaub ich, offiziell
für die Hütte. Stehen mehrere da. Fällt da nicht auf, verstehst?«
    Manczic blieb stehen. Er sah sich um, schien sich davon überzeugen
zu wollen, dass weit und breit kein anderer Bergwanderer war.
    »Es macht mich glücklich, dass du dem Schwein auch noch den Wagen
genommen hast. Meinst du, er ist hin?«
    Kurth schüttelte den Kopf. »Nein, nicht hin. Ist einwandfrei. Fährt
eins a.«
    »Ich rede nicht vom Auto«, sagte Manczic, und er lächelte
verächtlich dabei. »Ich rede von diesem ehrenwerten Herrn Hellwage. Ob der hin
ist?«
    Kurth lachte ein kurzes, bellendes Lachen. »Natürlich hin. Langsam
verreckt, das Schwein. Das kannst mir glauben.«
    »Gut«, sagte Manczic. »Das ist gut.« Er sah zwischen dem lichten
Wipfelgeäst der Bäume hindurch in den Himmel. »Was glaubst du, wie gerne ich
mich von dir ein bisschen in Hellwages Auto herumkutschieren lassen würde. Es
wäre der pure Genuss für mich, das kann ich dir sagen. Aber ich glaube, wir
sollten das lassen. Das Beste wird sein, das Auto überhaupt zu lassen, wo es
ist. Kannst du ohne Probleme ein anderes besorgen?«
    Ein Auto besorgen, dachte Kurth. Was soll ich eigentlich noch alles
tun?
    Autos zu knacken war nicht gerade seine Spezialität. In seinem
Freundeskreis hatte es Burschen gegeben, für die war das so einfach gewesen,
wie in einem Supermarkt eine Tafel Schokolade in die Jackentasche zu schieben.
Von so was verstand er nicht viel – mit wenigen Handgriffen binnen einer Minute
ein Auto zu öffnen und dann auch zu wissen, mit welchen Drähten es
kurzzuschließen war.
    »Kann ich besorgen«, sagte er. »Muss es jemand wegnehmen«, fügte er
hinzu.
    Manczic nickte.
    *
    »Wir sind ja nicht nahe ans Haus herangekommen«, berichtete
Marielle von ihrer Stippvisite in Lajen und bei Hellwages einsam gelegenem
Ferienhäuschen. »War noch alles voll Polizei. Die hätten uns nie näher
herangelassen. Und wenn, hätten sie uns noch verdächtigt, irgendwas mit der Sache
zu tun zu haben.«
    »Ein hektisches Kommen und Gehen«, ergänzte Pablo. »Beamte und
solche, die in weißen Overalls stecken und weiße Hauben auf dem Kopf haben,
Spurensucher oder wie man die sonst nennt, und wahrscheinlich Pathologen.«
    »Rechtsmediziner«, sagte Hosp. »Pathologen sind etwas anderes. Sie
suchen nach Erklärungen für sogenannte natürliche Todesursachen. Krankheiten et
cetera. Der Rechtsmediziner sucht Hinweise auf unnatürliche Todesursachen
beziehungsweise Indizien, die den Fall aus medizinischer Sicht erhellen.«
    »Aha«, sagte Pablo. »Jedenfalls langer Rede kurzer Sinn: Allzu groß
war unser Erkenntnisgewinn dort nicht. Bis auf eines …«
    Alle sahen ihn gespannt an: Hosp, Reuss, Wasle, Schwarzenbacher.
    »Es war kein Auto da«, sagte Pablo.
    Reuss zog die Stirn in Falten. »Kein Auto?«
    »Natürlich waren Autos da«, sagte Marielle. »Polizeifahrzeuge,
Zivilfahrzeuge von Beamten. Aber keines, das irgendwie so geparkt war, dass es
nach dem Wagen dieses Mannes ausgesehen hatte. Und es kann mir keiner sagen,
dass einer in dieser Einsamkeit haust, ein paar hundert Höhenmeter oberhalb der
nächsten größeren Ortschaften Klausen und

Weitere Kostenlose Bücher