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Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Gletscherkalt - Alpen-Krimi

Titel: Gletscherkalt - Alpen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan König
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nach Mittenwald hinein. Ich fahr nach
Garmisch und weiter nach München. Ich könnte Sie in Klais absetzen oder in
Oberau. Da sind die Bahnhöfe gleich neben der Straße, und ich spare mir den
Ortsverkehr.«
    »Oh«, sagte der Alte, »das wäre uns wirklich eine große Hilfe.«
    Die beiden verstauten ihre nicht allzu großen Rucksäcke neben dem
ihren im Kofferraum. Dann zwängte sich der jüngere Mann sehr zu ihrem
Missfallen auf die Rückbank, direkt hinter den Fahrersitz. Der Alte setzte sich
neben sie.
    »Ich sitz lieber vorn«, sagte er. »Mit meinem Rücken ist es nicht
mehr so leicht, in ein Auto rein-und rauszukommen.«
    Dafür hatte sie Verständnis, was allerdings ihr unbehagliches Gefühl
nicht besserte: Sie hatte diesen großen, starken Mann hinter sich sitzen. Und
sie hatte eine unbestimmte Angst vor ihm.
    *
    »Wasle wird schnell wissen, welches Fahrzeug auf Hellwage
zugelassen ist«, sagte Schwarzenbacher. »Damit erfahren wir wenigstens, wonach
gesucht werden muss. Aber viel weiter sind wir deswegen auch noch nicht. Gehen
wir davon aus, dass Manczic die Morde an Spiss und Hellwage angestiftet hat.
Dann ist Spiss gestorben, weil er am Tod von Carla ursächlich Schuld hat.
Hellwage war dran, weil er als verantwortlicher Redakteur die Sache groß
rausgebracht hat. Seltsamerweise war sein Ende ein in jeder Hinsicht fürchterlicheres
als das von Spiss. Spiss ist erwürgt worden. Eine Sache von Sekunden,
vielleicht einer Minute. Hellwage aber …« Er sah zu Hosp. »Hellwage aber muss,
nach allem, was du uns berichten konntest, ein qualvolles Ende genommen haben.
Ein Martyrium. Ist es möglich, dass Manczic dabei vor Ort gewesen ist?«
    »Unmöglich ist nichts«, sagte Hosp. »Aber ich bezweifle es.
Hellwages Sterben hat sich den Erkenntnissen der Südtiroler Kollegen zufolge
über mindestens zwei Tage erstreckt. Ich gehe davon aus, dass Manczic nicht
dabei war, zumindest nicht von Anfang an.«
    »Auf das will ich hinaus«, sagte Schwarzenbacher. »Denn ich frage
mich, wer ein Interesse daran haben könnte, diesen Mann so langsam zu Tode zu
quälen. Wer außer Manczic, der Rache für den Tod seiner Tochter nimmt. Ein
Auftragsmörder – und davon gehen wir doch im Moment aus – müsste schon ein vom
Knochen weg perverser Sadist sein, um so etwas zu tun. Der würde seinen Job
erledigen. Würde jemanden liquidieren – und fertig. Der käme doch nicht auf die
Idee, sein Opfer noch zu foltern. Außer …«
    Alle Augen waren auf Schwarzenbacher gerichtet.
    »Außer was?«, fragte Reuss energisch.
    »Außer, dass jemand an Informationen kommen will, an die er nicht
anders als mit Gewalt kommen kann. Das wäre eine Begründung.«
    »Hat er die Informationen?«, fragte Reuss.
    »Er hat ihn sterben lassen. Das würde ich als Bestätigung erachten.«
    Hosp rümpfte die Nase, die Augen wurden zu engen Schlitzen, alles in
seiner Mimik brachte zum Ausdruck, dass ihn dieser Fall anwiderte.
    »Hat ihn nicht in Wut darüber hingerichtet, dass er nicht an die
Informationen gelangen konnte. Sondern hat ihn, nachdem er Antworten bekommen
hat, qualvoll und langsam verenden lassen. Das kommt mir vor wie ein kleiner
Gruß an seinen Auftraggeber.«
    Marielle schüttelte sich kurz, so als wäre ihr eine Gänsehaut über
den Rücken gelaufen. Reuss sah sie fragend an. »Was ist mit dir?«
    »Nichts«, sagte sie. Und nach ein paar Augenblicken fügte sie hinzu:
»Es ist nur alles so verdammt grausam, was da geschieht. Dieser Mörder muss
einfach ein … ein Schwein … nein, das ist es nicht … ein verrückter Perverser
sein. Vielleicht, besser noch, ein Monster.«
    »Nein«, sagte Hosp ganz entschieden. »Er ist kein Monster. Monster
sind sie alle nicht. Es sind Menschen.«
    Marielle sah ihn empört an, wollte etwas einwenden, kam jedoch nicht
zu Wort.
    »Wenn wir diesen Täter als Monster betrachten würden, hätten wir
bald keine Bodenhaftung mehr. Wenn du die Mörder als Aliens betrachtest, hast
du keine Chance. Du musst sie als Menschen sehen, dich in sie hineinversetzen,
ihre Stärken und Schwächen herausarbeiten und sie über ihre Schwächen dann am
Schwanz packen. Pardon«, fügte er hinzu. »Ist vielleicht nicht gerade die feine
englische Ausdrucksart. Aber da kann einem der Gaul schon durchgehen.«
    Schwarzenbacher grinste. In seinen Augen lag Glanz, sein Gesicht
verriet Unternehmungslust, mehr noch: Angriffslust. Marielle sah ihn von der
Seite an, schaute zu den anderen – und bekam das Gefühl, dass

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