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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Laborkühlschrank, daneben standen drei Urinproben, eine von Lore Schimmler, die eine Blasenentzündung hatte, eine von Urs Wiedemann, der starke Schmerzen im rechten
Unterbauch hatte, und eine von Ali Stoppel, einem Türken, der den deutschen Namen seiner Frau nach der Hochzeit angenommen hat, weil niemand seinen richtigen Nachnamen aussprechen konnte. Im Hintergrund war eine Arzthelferin dabei, Spritzen für Blutabnahmen mit Namensschildchen zu versehen.
    Ihr Kittel hatte rechts unten einen kleinen Fleck, vermutlich Kaffee, es könnten aber auch Nutellabrotfinger gewesen sein, mit denen ein kleiner Junge sich an sie geklammert hat, der ganz fürchterlich mit seinem Fahrrad gestürzt war und Angst davor hatte, dass die Wunde genäht werden muss. Peter Wolinski trug eine randlose Brille und unter seinem Kittel ein blauweiß gestreiftes Hemd. Ich vermute, die Marke heißt Marc'O'Polo, könnte aber auch C&A gewesen sein. So genau schaut man ja nicht hin, nicht wahr?« Gottschalk würde den Rekord im Überziehen seiner Sendung brechen, falls das Publikum nicht vorher schreiend den Saal verlässt. Was Bob allerdings egal wäre, er würde auch noch weitererzählen, wenn er letztendlich ganz allein im Studio sitzen würde.
     
    Bob weint, weil Vater Drombusch, Siggi heißt der oder hieß er, gerade gestorben ist. Neben ihm liegt eine Leiter, er wollte wohl irgendwie eine Glühbirne auswechseln, als ihn ein Herzinfarkt heimgesucht hat. »O mein Gott«, schnieft Bob. »Wenn er nicht auf die Leiter gestiegen wäre, hätte sein Herz keine Belastung gehabt, und Siggi hätte einfach so weiterleben können. Die arme Witta Pohl. Jetzt muss sie sehen, wie sie zurechtkommt. Die Kinder, die Kinder, und ich weiß auch gar nicht, ob sie finanziell abgesichert ist. Wie kann man bloß solche Serien drehen?« Bob würde verrückt werden, gäbe es solche Serien nicht. Er hat ein ganzes Video-Archiv, von der »Schwarzwaldklinik« bis hin zum »Traumschiff«. Und er kann alles auswendig mitsprechen.
    Bob weint. Wenn Bob weint, gibt es kein Halten mehr. Wenn Bob weint, ist das schlimmer als auf einer Beerdigung.
    Weil ich momentan nichts anderes zu tun habe, setze ich mich zu ihm und weine aus Solidarität mit. Weinen befreit ja bekanntlich. Warum kann Weinen eigentlich nicht von Übergewicht befreien? Dann wäre ich in meiner prämenstruellen Phase grundsätzlich unter meinem Idealgewicht.
    »O Mann, das kann ja echt nicht wahr sein«, sagt Zladko. »Ihr habt diese Folge schon zehnmal zusammen geschaut, und jedes Mal ist es dasselbe!«
    Stimmt ja auch. Aber mit Bob zu weinen ist eben so wunderbar.
     
    Gegen elf Uhr gehen dann alle nach Hause, und ich räume mit Marius zusammen die Gläser in die Küche. Mir fällt ein, dass wir ja morgen einen freien Tag haben, ach wunderbar, ausschlafen zu können. Trotzdem bin ich schrecklich müde, und wir gehen bald schlafen. Ich kann überall sofort einschlafen, weil ich Schlafen so herrlich finde. Ich bin sogar an einer Supermarktkasse mal im Stehen eingeschlafen. Das war sehr unangenehm, weil ich natürlich umgefallen bin. Wäre ich ein Pferd, hätte ich keine Probleme damit, im Stehen zu schlafen. Vielleicht sollte ich nächstes Mal einfach meinen rechten Fuß einknicken, das machen Pferde doch auch mit dem einen Hinterhuf. Dann kann mir nichts mehr passieren.
     
    Am nächsten Morgen holt Marius Brötchen, und wir frühstücken herrlich lange in unseren Schlafis. Beziehungsweise Marius in seinem Flanell-Pyji. Ich liebe Abkürzungen. Direkt nach dem Frühstück lege ich mich wieder aufs Sofa. Genau so muss ein freier Tag sein! Während einer Folge von Enid Blytons »Fünf Freunde und der Zauberer Wu« dämmere ich weg. Dieses
Gefühl, seinem Schlafbedürfnis nachgeben zu können, ist mit nichts zu vergleichen. Außerdem freue ich mich jetzt schon wieder aufs Aufwachen, denn Marius hat mir versprochen, einen Kuchen zu backen. Marmorkuchen mit ganz viel Schokoglasur.
    Den Kuchen werde ich später warm essen, auch wenn ich danach um den Mund aussehe wie ein Säugling, der seinen ersten Zusatzbrei gegessen hat.
     
    Als ich aufwache, steht Marius ganz aufgeregt vor mir. »Mach nochmal die Augen zu!«, sagt er.
    Huch, was kommt denn jetzt? Ein Heiratsantrag? Hat er mir Unterwäsche gekauft oder einen Handmixer? Ich mache brav die Augen zu und warte. Marius raschelt herum.
    »Augen auf!«, kommandiert er nach einer halben Minute.
    Ich öffne die Augen und sehe eine große Papptafel, das Logo eines

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