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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sie an. »Kommt zu mir, Gloriana!« »Ihr bedroht mich jetzt mit demselben Tod, vor dem Ihr mich gerettet habt; eine Tat, mit der Ihr Euch eben noch gebrüstet. Wie Ihr wollt, Kapitän Quire. Ihr braucht mich nicht zu zwingen; ich gehe aus freien Stücken zum Block zurück.« Er ließ den Degen fahren und ergriff ihre Arme mit beiden Händen. »Gloriana!« Sie war Stein in seinen Händen. Er ließ sie sinken.
    Sie ging an ihm vorbei, durch die kalten, verwunschenen Korridore und hinaus in die Gärten. Sie dufteten noch immer nach warmem Herbst.
    Sie ging vorüber an ihrem Heckenlabyrinth, ihren verstummten Springbrunnen, ihren welkenden Blumen. Sie betrat ihre Gemächer und ging ohne Aufenthalt in ihren Schlafraum. Er war nicht gefolgt.
    Sie besann sich auf ihre Sorge um ihre kleine Tochter, verließ ihr Schlafgemach und eilte zum Serail. Auf weichen Tep pichen ging sie in die beruhigende Dunkelheit und Stille. Niemand lebte jetzt hier. Dann fiel ihr ein, daß ihre Tochter nach Sussex geschickt worden war. Sie kehrte um, blieb aber nach wenigen Schritten wieder stehen: Tausend blutige Bilder erhoben sich aus den Tiefen des Bewußtseins und fielen über sie her. »Oh, nein!«
    In der Dunkelheit des Serails fiel sie auf die Polster und begann haltlos zu schluchzen. »Quire!«
    Von irgendwo antwortete seine Stimme: »Gloriana.«
    Eine Sinnestäuschung. Sie blickte auf. Im Nebenraum, hinter
dem Durchgang, brannte eine Kerze. Sie schwebte auf sie zu
und beleuchtete Quires gequältes Gesicht.
Sie stand auf, wieder zu Stein geworden.
    Er seufzte und stellte den Kerzenleuchter ab. »Ich liebe Euch. Ich muß Euch haben. Es ist mein Recht, Gloriana.«
    »Du hast keins. Du bist ein Mörder, ein Spion, ein Betrüger.« »Ihr haßt mich?«
    »Ich kenne dich. Du bist eigennützig. Du hast kein Herz.«
    »Genug«, sagte er. »Es war nicht mein Wunsch. Ich verrate meine eigene Überzeugung. Aber Ihr lehrtet mich, an die Liebe zu glauben, sie hinzunehmen. Wollt Ihr nicht die meinige wenigstens hinnehmen?«
    »Ich liebe Albion. Nichts als Albion. Und Gloriana ist Albion.«
    »Soll ich dann Albion Gewalt antun?« Er zog den Degen und setzte ihr die Spitze an die Kehle. Mit einem Gegendruck forderte sie ihn heraus, sie zu töten. »Darin hast du bereits versagt«, sagte sie ihm.
    Er stierte sie finster an. Er faßte ihren Morgenmantel und riß ihn ihr herunter. Er fand das Nachtgewand und riß ihr auch dies vom Leib. Er riß und zerrte, bis ihre Kleider alle am Boden lagen, und noch immer rührte sie sich nicht von der Stelle, sondern starrte mit Haß in sein Gesicht. Er betastete ihren Körper, drückte sie an sich, aber sie blieb unbeweglich, schwankte nur ein wenig, wenn er sich zu gewaltsam an sie drängte.
    Er zog sie auf die Polster nieder. Er zog ihre Beine auseinander. Er entledigte sich seiner Kleidung und enthüllte, was sie viele Male gesehen hatte. Sie unterdrückte die Tränen, obwohl sie ihr hartnäckig in die Augen stiegen. Er drang in sie ein. Über seine Schulter hinweg sah sie den Dolch neben sich liegen. Sie streckte die Hand danach aus und fand ihn, zog ihn heran, während Quire grunzte und fluchte, sie küßte und in sie stieß. Sie hob den Dolch und blickte ins Kerzenlicht und hatte ein jähes Vorstellungsbild von blutbesudeltem Stein, schwarz und hart, wie es in ihren Träumen so häufig erschien. Das Bild löste sich auf. Sie kümmerte sich um nichts als um sich selbst. Und dann begann sie zu zittern und vermeinte, der ganze Palast bebe, das Dach müsse herabfallen. Und sie keuchte. Kleine, erstaunte, kindische Geräusche kamen aus ihrer Kehle. Brennende Hitze erfüllte ihren Körper. »Oh!« Staunend küßte sie ihn. »Quire!«
    Sie erbebte so gewaltig und erfuhr soviel Entzücken, daß es jede Enttäuschung, die sie jemals gekannt hatte, wettzumachen schien, daß sie einen hohen, zitternden Schrei ausstieß, der den dunklen Raum erfüllte, den ganzen Palast durchdrang und vielleicht noch in alle Teile Albions fortwirkte.
    Und der Dolch, den sie noch immer umklammert hielt, stieß mit schrecklicher Gewalt nieder, um weiche Seide, Polster und Teppich zu durchbohren und am Steinboden des Serails zu zerbrechen.
    Quire sprang zurück, ohne seines eigenen unvollkommenen Genusses zu achten, und auf einmal war sein Gesicht ganz unschuldig; es schien, als wäre alle Sünde mit einem Mal aus seiner Seele getilgt. Und er lachte laut in das vergehende Echo ihres Schreis: »Ha! Gloriana!« Und sie begann vor Glück zu

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