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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hätten Sie ihm den gegeben?«
    So was Blödes hatte Kozurka schon ewig nicht mehr gehört. Er mußte sekundenlang kämpfen, um nicht laut herauszulachen.
    »Nein«, erwiderte er dann.
    »Was hätten Sie ihm denn gegeben?«
    »Muß ich das sagen?«
    »Müssen nicht, aber …«
    »Einen Arschtritt.«
    Während unter den Zuhörern verstärkt wieder Gelächter laut wurde, resümierte Dr. Bernin: »Es ist also in der Tat so, daß Ihnen Herr Thürnagel auf alle Fälle nur zuvorgekommen ist. Wenn ihm das nicht gelungen wäre, hätte er den kürzeren gezogen.«
    »Sicher.«
    »Das wäre ihm also unter keinen Umständen erspart geblieben.«
    »Nein.«
    »Gibt es einen klassischeren Fall von Notwehr?«
    Diese Frage richtete Dr. Bernin nicht mehr an Kozurka, sondern an das Gericht, worauf der Staatsanwalt, geleitet von dem Bestreben, für sich zu retten, was noch zu retten war, sagte: »Sie meinen wohl einen klassischen Fall anderer Art, nämlich wo wieder einmal der Ermordete schuld ist und nicht der Mörder, Herr Rechtsanwalt?«
    Die Ironie verpuffte.
    Schon geschlagen, fragte der Staatsanwalt seinen Hauptzeugen, von dem er so schnöde im Stich gelassen worden war: »Warum haben Sie eigentlich Anzeige erstattet? Können Sie mir das sagen?«
    Zuerst zuckte Kozurka nur mit den Achseln, dann bürdete er aber die Verantwortung doch noch einmal der Krankenkasse auf, die ihn, sagte er, mehr oder minder in die Enge getrieben hätte, gegen seinen Willen.
    Die Verhandlung war praktisch zu Ende. Die Entscheidung des Gerichts war nicht mehr zweifelhaft. Auf die Anhörung der restlichen Zeugen wurde verzichtet. Als der Vorsitzende schließlich das Urteil verkündete, das auf ›Freispruch für den Angeklagten‹ lautete, stieß dieses lediglich bei Wanda Krupinsky auf Widerspruch, die sich wieder einmal in ihrer Überzeugung bestätigt fand, daß es keine Gerechtigkeit mehr gebe auf der Welt.
    Der erste Weg nach der Verhandlung führte Wilhelm zu einer Telefonzelle. Er rief Marianne an. Der Zufall fügte es, daß sie gleich selbst am Apparat war. Der Aufruhr in ihrem Inneren hatte sich noch nicht gelegt.
    »Marianne«, begann Wilhelm, »die Verhandlung ist vorüber und ich weiß, entgegen deiner Ankündigung, trotzdem nicht, wovon du gesprochen hast. Also wovon?«
    Mariannes Antwort lautete: »Zu was wurdest du verurteilt?«
    »Zu nichts. Ich wurde freigesprochen.«
    Das hielt Marianne für unmöglich.
    »Warum sagst du mir nicht die Wahrheit?« fragte sie ihn.
    »Aber das ist die Wahrheit! Ich gebe zu, daß ich davon selbst überrascht war. Den Ausschlag gab die Aussage Kozurkas. Kozurka war der Hauptbelastungszeuge, weißt du, der, mit dem ich zusammengerasselt bin. Er hat mich überhaupt nicht be-, sondern ausschließlich entlastet.«
    Zum erstenmal wurde Marianne das perfekte Deutsch Wilhelms bewußt. In ihrer Aufregung im Gerichtsgebäude hatte sie darauf überhaupt nicht geachtet. Wie gern hätte sie sich nun dafür begeistert! Doch nein, jetzt spielten solche Dinge keine Rolle mehr.
    »Und was war mit der Aussage deiner ehemaligen Zimmerwirtin?« fragte sie.
    »Die fiel aus. Auf die wurde verzichtet. Ich frage mich, was das Weib bei der ganzen Veranstaltung überhaupt wollte. Was hätte sie erzählen können? Ich weiß es nicht.«
    »So?«
    Das kleine Wörtchen traf Wilhelm wie ein Blitz. Urplötzlich sah er vor seinem geistigen Auge wieder Marianne und Wanda zusammen auf der Treppe stehen, sah auch noch einmal, wie sich Wanda rasch verdrückte. Großer Gott, dachte er, und darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht!
    »Marianne, bist du noch da?«
    Eine kleine Ewigkeit, in der Wilhelm mit sich zu tun hatte, war vergangen.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Was«, packte er den Stier bei den Hörnern, »hat die dir erzählt?«
    »Alles.«
    »Was alles?«
    »Daß du sie vergewaltigt hast.«
    »Verge…« Das Wort wollte nur halb heraus aus ihm. Er verstummte. Unbeschreibliche Wut flammte in ihm auf, Wut gegen Wanda Krupinsky. Wäre sie zur Stelle gewesen, hätte ihn nichts davon abhalten können, ihr das Genick zu brechen. Ebenso rasch, wie die Wut gekommen war, verrauchte sie aber auch wieder und machte einer tiefen Traurigkeit in Wilhelm Platz. Er wußte, daß das, was er jetzt sagen würde, etwas Endgültiges war.
    Mit einer Stimme, die für ihn selbst fremd klang, sprach er in die Muschel: »Und das glaubst du?«
    Ohne zu zögern, hängte er dann ein.
    Zwischen Wilhelm Thürnagel und Marianne Berger war es ein für allemal

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