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Glueck (TaschenGuide)

Glueck (TaschenGuide)

Titel: Glueck (TaschenGuide) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schwalb
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werden lassen, sondern will nunmehr umgekehrt in einem neuen Nebenzweig, der Positiven Psychologie, herausfinden, was unser Leben lebenswert macht. Diesem Ansatz zufolge entsteht Glück nicht allein durch die Abwesenheit von Unglück und Leid, sondern muss aktiv hergestellt werden.
    So sehen es die Philosophen
    Die Königsdisziplin der Glücksforschung bleibt indes die Philosophie, ist doch Glück selbst kein mess- oder greifbarer empirischer Gegenstand, sondern ein höchst subjektives Gut, das jeder Einzelne von uns mit seinen eigenen Inhalten füllt.
Antike: Glück nicht ohne soziale Gemeinschaft
    Der große griechische Denker Platon (428/427 – 348/347 v. Chr.) war einer der Ersten, die erkenntnistheoretisch über das Glück nachdachten. Er geht von drei Dimensionen des Glücks aus: dem Glück der Beziehung zum Göttlichen, des persönlichen Menschseins und des sozialen Miteinanders – wobei ohne die erste Dimension die beiden anderen nicht denkbar sind. Platon verwirft das Konzept der reinen Bedürfnis- und Lustbefriedigung des Individuums und koppeltGlück an eine ethisch-moralische Idee: die Idee des Guten, die das Glück legitimiert. Wahres Glück setzt ihm zufolge Weisheit und Tugend voraus, ist nur dem philosophierenden Menschen möglich und weist gleichzeitig über ihn hinaus – es ist transzendent. Damit hat es nichts mehr mit jenem äußerlichen, materiellen Scheinglück gemein, das viele erstreben.
    Bei Aristoteles (384/383 – 322/321 v. Chr.) verengt sich dieser Glücksbegriff bereits: Der Mensch ist zwar weiterhin dem Schicksal unterworfen, doch wer tüchtig und tugendhaft ist, kann sein Leben frei gestalten und Glück erlangen – wobei dieses stets auf das Miteinander im Staats- und Gemeinwesen bezogen bleibt.
Neuzeit: Das Glück des Individuums
    In der abendländischen Philosophie kann sich diese Auffassung zwar lange halten, wird aber zunehmend brüchig, da der Mensch offensichtlich nicht in der Lage ist, ein dauerhaftes, harmonisches Sozialwesen zu konzipieren. So klammern Luther, Descartes und Kant Glück im Hinblick auf ein gesellschaftliches Miteinander gar ganz aus – um auf das Glück des Einzelnen abzuheben, das er durch Pflichterfüllung und ein vorbildliches Leben erreichen kann.
    Auf dem Weg von der Antike in die Neuzeit ist von der Idee des Glücks als transzendentem, ethischem Wert also nicht mehr viel übrig geblieben: Es geht mehr und mehr um die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse und Triebe. Diese rückläufige Bewegung gipfelt in den Konzepten des neuzeitlichen Materialismus und Empirismus, denen zufolge Glück in der Gemeinschaft gänzlich unmöglich sei, ja schlimmer noch: der menschlichen Natur zuwider laufe. Das Leben im Gemeinwesen muss durch Normen geregelt werden, da auf die selbstregulierende Tugendhaftigkeit und Tüchtigkeit möglichst vieler Individuen kein Verlass mehr ist.
    Wer heute den Begriff „Glück“ verwendet, denkt nicht mehr Platon und seine Idee vom dreidimensionalen Glück mit. Er meint das Glück des Einzelnen, nach dem streben zu dürfen 1776 in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung als unveräußerliches Menschenrecht festgeschrieben wurde (pursuit of happiness) .
Glück heute: Nur individuelle Bedürfnisbefriedigung?
    Doch schon gut ein Jahrhundert später sezierte Sigmund Freud dieses Glücksstreben mit psychologisch geschultem Blick: Es ziele vorrangig auf das „Erleben starker Lustgefühle“ ab und sei mithin nur als „episodisches Phänomen“ möglich. Das ernüchternde Fazit, das der Vater der Psychoanalyse daraus zog, demontierte zweieinhalb Jahrtausende abendländischer Philosophie: Die Absicht, dass der Mensch glücklich werden solle, sei im Plan der Schöpfung „nicht enthalten“, denn der Mensch könne nur den Kontrast intensiv genießen, nicht aber den Zustand selbst.
    Logische Konsequenz dieser Überzeugung ist die Ausrichtung vieler Menschen auf Bedürfnisbefriedigung im weitesten Sinne, zumindest, was das kurzfristige Glücksempfinden betrifft: So suchen und finden viele in Unterhaltung undKonsum ihr Glück. Andererseits zeugt nicht nur die Esoterikwelle der 1980er-Jahre davon, dass die meisten sich noch nach etwas anderem sehnen: nach einem Sinn in ihrem Leben, der auch ein „höherer“ im Sinne von Religion sein kann. Und um den Kreis zu schließen: Natürlich gehören für viele ein Beruf, der sie fordert und erfüllt, eine gute Partnerschaft und ein haltbares soziales Netz zum Lebensglück dazu.

Was macht das

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