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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Gummistiefel von den Füßen schleuderte, um fahren zu können. Sie ließ den Motor an. Ob sie sich nun etwas aus ihm machte oder nicht, sie musste zugeben, dass diese plötzliche Begegnung mit ihm ein schrecklicher Schock gewesen war. Erst drei Tage zuvor hatte sie das letzte Mal eine Lieferung nach Grantly House gebracht. Warum hatte niemand sie gewarnt, dass ein nuklearer Winter unmittelbar bevorstand?
    Sie drehte den Schlüssel noch ein paar mal in der Zündung und betete, dass sie nicht in die Küche würde zurückkehren müssen, um jemanden zu bitten, ihren Wagen anzuschieben. »Na komm schon, Baby«, gurrte sie. »Spring an, tu es für Mami, dann kaufe ich dir auch schönen, neuen Tannenduft.« In überlangen Wollsocken drückte sie sachte auf das Gaspedal, und der Lieferwagen wurde mit einem sonoren Brummen lebendig.
    »Ich weiß, du brauchst mehr als ein Raumdeo, Schätzchen«, fuhr sie fort, »aber im Augenblick komme ich ohne dich einfach nicht zurecht. Und möchtest du dich in deinem Alter wirklich noch einer schweren Operation unterziehen?«
    Zur Antwort machte der Lieferwagen einen Schlenker durch eine Pfütze, dass das Wasser nur so spritzte.
    Auf der Gesundheitsfarm, Perditas zweitgrößtem Kunden, der ihr so ziemlich alles abnahm, was sie erntete, hatte sich seit ihrem letzten Besuch nichts geändert - ein echter Trost.
    »Hallo, Kleines«, grüßte Ronnie, der Direktor, als sie mit einem Stapel Plastikkisten auf den Armen in die Küche getaumelt kam. »Bringst du uns wieder eine Ladung Schnecken und Blattläuse, ja?«
    »Du weißt doch, dass ihr viel mehr Zeit habt, das Gemüse zu putzen, als ich«, antwortete Perdita liebenswürdig. »Außerdem hätte ich gedacht, die Gäste hier wären dankbar für ein paar zusätzliche Proteine.«
    »Du weißt ganz genau, dass wir hier niemanden hungern lassen, selbst wenn er eine Entgiftung macht ...«
    »Und deshalb seid ihr auch so scharf auf mein frisch aus der Erde gezogenes Gemüse, das vor Vitaminen und Mineralien nur so strotzt. Wie auch immer, das spielt jetzt keine Rolle. Hast du von dem neuen Chefkoch im Grantly House gehört? Ich hab fast einen Anfall bekommen, als ich gesehen habe, dass Enzo nicht mehr da ist.«
    Ronnie, der etwas Klatsch nie abgeneigt war, vor allem, wenn er mehr auf Lager hatte als sein Gegenüber, neigte wissend den Kopf. »Hast du Lust auf einen Kaffee? Du siehst ein bisschen spitz aus.«
    Perdita fühlte sich tatsächlich ein wenig schwach auf den Beinen. »Ja, bitte. Schwarz mit besonders viel Zucker.«
    »Lass uns rüber ins Büro gehen, damit wir in Frieden reden können. Der Schwerarbeiter da geht mir heute Morgen auf die Nerven.« Der Schwerarbeiter mit dem Gemüsehobel, der mit einem Weißkohl kämpfte, wählte ausgerechnet diesen Augenblick, um einen Schmerzensschrei auszustoßen, als wollte er Ronnies Worte unterstreichen.
    »Also?«, fragte Perdita, sobald die Tür hinter ihnen zufiel.
    »Oh, setz dich nicht auf diesen Hocker, Schätzchen, der wackelt«, meinte Ronnie und nahm selbst auf dem Drehstuhl hinterm Schreibtisch Platz. Er war sichtlich nicht in Stimmung, sich hetzen zu lassen.
    »Nein, nein, ich komme prima zurecht. Jetzt erzähl schon ...«
    »Moment mal. Ich schiebe eine Zigarettenpackung drunter. Keine Ahnung, was dieser Stuhl hier eigentlich zu suchen hat. Man sollte meinen, die würden mir ein anständiges Büro geben. Dieser Betrieb hier wäre nichts ohne mich.«
    »Oh, Ronnie! Spann mich nicht so auf die Folter! Warum musst du dich immer so aufführen, wenn du mir etwas Spannendes zu erzählen hast?«
    »Bring die Leute zum Lachen, bring sie zum Weinen und bring sie zum Warten, wie man so schön sagt.«
    »Ronnie!«
    »Okay, okay. Also, die Geschichte ist die: Mr Grantly war in Frankreich - du weißt doch, dass er da ein Haus hat?«
    »Ja!«
    »Oh, schon gut«, erwiderte Ronnie verschnupft. »Ich wollte dir nur die nötigen Hintergrundinformationen geben. Wie auch immer, er war gerade da, und er hat diesen neuen jungen Chefkoch kennen gelernt ...«
    »So jung ist er nun auch wieder nicht, oder?« Lucas musste inzwischen fünfunddreißig sein. Für einen Chefkoch war das schon uralt.
    »Jedenfalls jünger als Enzo. Und Mr Grantly fand, er sei genau der Richtige, um Grantly House einen Michelin-Stern zu verschaffen. Also hat er Enzo ausgezahlt und diesen Typen herkommen lassen.«
    »Aber das ist ja schrecklich! Enzo einfach rauszuwerfen, damit ... dieser neue Chefkoch ... angerauscht kommen und seine

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