Glückskekse
Wintersemester fertig. Und dann heißt es, einen Job zu finden. Was machst du denn so?“
„Ich mache eine Ausbildung zum Betriebswirt. Bin jetzt im zweiten Jahr. Und dann steige ich ins Unternehmen meiner Eltern mit ein. Da freu ich mich schon ziemlich drauf. Nicht mehr nur stumpfe Zahlen jonglieren. Dort werde ich dann auch mit den Künstlern zu tun haben und das Label auf den Modewochen und so repräsentieren. Aber ein bisschen hab ich ja noch vor mir“, gebe ich bereitwillig Auskunft.
„Deine Eltern haben ein eigenes Label? Wie geil ist das denn?“, ruft Gabriel begeistert aus.
„Na ja, ist nicht so ein großes, aber wir haben so an die fünfunddreißig Mitarbeiter und sechs feste Models, die für uns laufen.“
Große blaue Augen sehen mich überrascht an. „Wow!“
Doch dann ist erst einmal Ruhe. Denn Rest der Fahrt verbringen wir in einem angenehmen Schweigen. Als wir bei mir ankommen, beginnt Hans freudig zu bellen und als ich die Hecktür öffne, springt er sofort raus und verschwindet im Garten.
„Okay, da sind wir also. Lass uns am Besten gleich rauf auf mein Zimmer. Ich hab nämlich keine Lust, meinen Eltern jetzt zu erklären, warum der Typ, den ich gestern zusammen geschlagen habe, jetzt hier bei uns ist. Du kannst schon mal hoch gehen. Die zweite Tür auf der linken Seite. Ich sag nur kurz Bescheid, dass ich Besuch habe und nicht gestört werden will“, sage ich und deute auf die Treppe.
Und während sich Gabriel auf den Weg nach oben macht, geh ich zu meinen Eltern in den Garten.
„Ma, Pa, ich bin wieder da. War irgendetwas, als ich nicht da war?“, frage ich die beiden. Und als meine Mutter gleich auf mich zukommt, kann ich mir schon denken, dass ich nicht gleich hier weg komme.
„Hallo, Leo. Ja … irgendein Michael hat hier angerufen. Erzählte was von wegen Verdienstausfall und so. Wollte sich aber noch mal wieder melden. Weißt du, was das zu bedeuten hat?“
„Ja, Michael ist der Chef von Gabriel. Du weißt schon, der mit der gebrochenen Nase. Ich werde mit ihm reden. Aber nicht jetzt. Ich bin oben … ach ja, ich möchte nicht gestört werden. Bis dann“, winkend verschwinde ich und lasse eine ziemlich überraschte Ma auf dem Rasen stehen. Sie ist es nämlich nicht gewohnt, dass ich alleine sein will. Aber ich weiß, dass sie sich dran halten wird.
Bevor ich mich Gabriel anschließe, hole ich uns noch etwas zu trinken und zu knabbern aus der Küche. Als ich oben ankomme, öffne ich leise die Tür und bleibe einen Moment im Rahmen stehen. Beobachte den Blonden, wie er interessiert vor meinem Bücherregal steht und vorsichtig mit den Fingern über die Buchrücken streicht.
„Hey“, sage ich leise, bevor ich in den Raum trete und hinter mir die Tür schließe. „Was dabei, dass dir gefällt?“
„Selber Hey. Das müssen ja hunderte von Büchern sein. Liest du so viel oder hast du die nur so hier stehen?“
„Die meisten habe ich gelesen. Sind ja auch viele Kinder- und Jugendbücher dabei. Ich kann keins von denen wegschmeißen. Ich liebe Bücher. Ist dir schon mal der Geruch aufgefallen, wenn du ein neues Buch aus der Verpackung holst? Es duftet nach Holz und Druckerschwärze und einfach nach neu. Ich kann nicht genug davon kriegen. Und wenn es dann auch noch gut geschrieben ist, dann kann es schon mal sein, dass ich es in einem Rutsch durchlese. So ist es mir auf jeden Fall bei den Harry-Potter-Büchern gegangen“, schwärme ich ihm begeistert mit leuchtenden Augen vor.
Die ganze Zeit werde ich von Gabriel angesehen. Als mir dies bewusst wird, senke ich errötend meinen Kopf. „Setz dich doch“, fordere ich ihn auf.
„Wohin denn?“
„Mir egal, ich hau mich aufs Bett. Wenn du willst, kannst du dich dazu legen“, und als mir bewusst wird, was ich da gesagt habe, füge ich noch stotternd hinzu, „ … ehm, nicht was du jetzt denkst … ich meine dazu setzen … so zum Reden.“ Ich rede mich hier grad um Kopf und Kragen.
„Woher willst du denn wissen, an was ich denke?“, lächelt Gabriel mich verschmitzt an und das Funkeln in seinen Augen lässt meine Knie weich werden. Schnell gehe ich zum Bett und nehme dort Platz. Es dauert nur einen kurzen Augenblick, da setzt sich der Blonde auch schon neben mich. Mit gebührenden Abstand.
„Ist das so okay?“
„Alles bestens. Hab doch gesagt, du darfst hier mit rauf. Ist ja schließlich groß genug. Möchtest du was trinken?“
Als er nickt, schenke ich uns zwei Gläser Saft ein. Die Schale mit dem
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