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Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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Umfeld hat immer den Kopf geschüttelt. Jetzt spinnt er wieder, der Scherer!
    |225| Wenn ich jetzt sehe, dass ich ein paar Millionen im Jahr Umsatz mache, dann sieht das im Nachgang immer so logisch und folgerichtig aus: Ja, man kann sehen, das war machbar. Eigentlich Kleinigkeiten. Ja, das kann man hinkriegen. – Dabei waren es in Wahrheit zu der jeweiligen Zeit vollkommene Regelbrüche.
    Als ich vor 15 Jahren entschieden hatte, dass ich ein Buch schreiben will, da kam es den Leuten um mich herum so vor, als hätte ich beschlossen, auf den Mond zu fliegen. Denn keiner von ihnen hatte schon jemals ein Buch veröffentlicht oder wusste, wie das gehen sollte. Unmöglich! Wer sollte denn von dir ein Buch kaufen wollen? Hinterher sieht es dann aber doch sehr leicht aus. Nichts Besonderes!
    Warum habe ich diese Dinge machen wollen? Sie waren cool. Es war das Gefühl: Das muss ich einfach machen! Mehr nicht.
    Mein genialer PR-Berater Hans-Jochen Fröhlich lobt mich immer, dass er außer mir keinen Kunden hat, der so verrückt ist, die Ideen seiner Agentur sofort und 1:1 umzusetzen. Eines Tages, vor über zehn Jahren, sagte er plötzlich: Man müsste mal den Bill Clinton für einen Vortrag engagieren! Ich stutzte, mein Herz macht einen Hüpfer, ich sagte: »In Ordnung, machen wir.« Zwei Stunden später telefonierten wir mit Clintons Büro.
    Ich kann nicht sagen, dass die Sache glatt gelaufen ist. Oder dass es einfach war. Oder dass es nichts zu verlieren gab. Gleich der erste Punkt im Vertrag lautete ungefähr so: »Wenn Bill Clinton nicht kommt, dann kommt er nicht. Honorar von über den Daumen einer halben Million trotzdem bitte im Voraus.« Eine weitere knappe Million habe ich mit meinem Kollegen Jörg Löhr in die Veranstaltung investiert – PR, Marketing, Sicherheit, Location. Was, wenn er ausbleibt? Drei Monate vor seiner Ankunft krachten zwei Flugzeuge mitten in New York in das World Trade Center.
    Ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht. Wäre er nicht gekommen, hätte ich jede Menge Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Denn ich wäre Haus und Hof los gewesen. Trotzdem habe ich mit meiner Unterschrift keine Sekunde gezögert. Ich habe die Entscheidung nicht überschlafen. Ich habe keine zweite Meinung eingeholt, keine Münze geworfen, kein Kraken-Orakel befragt und auch den |226| Flug der Vögel nicht gelesen. Ich bin einfach dem direkten Impuls gefolgt. Im Dezember 2001 stieg Bill Clinton aus dem Flieger, und ich schüttelte seine Hand. Alternativlos.
    Wie funktioniert so ein Prozess? Es gibt keine Phasen. Sondern nur den Flow. Das Gefühl, es zu tun. Alles folgt nur dem inneren Antrieb. Ich spüre das Empowerment, wie ich diesen Antrieb, diese innere Spannung nenne, die mich mit unglaublicher Kraft erfüllt. Wenn dieser Antrieb nicht da ist, dann ist es nicht das Richtige. Dann brauche ich nicht weiter drüber nachzudenken. Dann kann ich abwinken. Keine Option.

|227| W IN-WIN-WIN
    Eine Anleitung zum sozialen Individualismus
    M ann, wie viel Platz der braucht – wir sollten ihm die Beine ausreißen und unter die Platte legen!« Der Fotograf schlägt mit der Faust auf den Beistelltisch, der zum Foto-Shooting für Ingvar Kamprads Möbelkatalog verpackt werden soll. Die Szene spielt in Schweden, Anfang der 50er Jahre. Kamprad hat gut zugehört. Kaum ein Jahr später wird er den schwedischen Möbelmarkt mit »Lövet« aufrollen. Einem in einfachem Wellkarton flach verpackten Salontisch zum Kampfpreis. Kunden können ihre Möbel ab sofort bequem im eigenen PKW mit nach Hause nehmen. Schnell strömen sie aus ganz Schweden in das erste IKEA-Möbelhaus nach Almhult. Das Akronym IKEA setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von I ngvar K amprad, des elterlichen Bauernhofs E lmtaryd und des Dorfes A gunnaryd zusammen, in dem der Hof lag.
    In »Lövet« ist bereits die gesamte Philosophie von IKEA angelegt. Hunderte Tische passen auf einen LKW, was Lager- und Transportkosten und damit den Preis minimiert. Den kann Kamprad nun in den Mittelpunkt stellen. Design definiert er als »schöne Form und praktische Funktion zum erschwinglichen Preis. Es ist diese dritte Dimension unseres Designs, die uns einmalig macht. Sie erlaubt uns, all die Menschen auf der Welt zu erreichen, deren Brieftasche etwas dünner ist.« Jeder kann einen Tisch entwerfen, der 5   000 Euro kostet. Aber einen funktionalen, schönen Tisch für die nachhaltige Massenproduktion zu ersinnen, das ist die Königsdisziplin der Gestaltung.
    |228| Kamprad ist

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