Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
der leicht bekleidete Nachbar seine Freude über das Wiedersehen mit se inem wohlvertrauten Bett(hähnchen)-Genossen aus.
Naja, dachte ich, wirklich gelogen ist das ja nicht. Ich kannte ja die Hintergründe, übte mich a ber weiter in Sachen Pokerface, was mir überaus gut gelang, denn ich war ja inzwischen Profi in Sachen Schauspielerei und Divenhaftigkeit. Ich sage nur Pérez…
„Der heißt Ahmed“, klärte ich selbstbewusst die Namensverhältnisse auf. „Mit ordentlich hartem „CH“ im hinteren Hals… Schweizerisch-orientalisch!“ Fast musste ich husten, denn ich hatte es mit dem Demonstrieren des „CH“ wohl etwas übertrieben.
„Ahmed?“, Herr Altenberg fragte kopfschüttelnd nach , war aber offensichtlich von meiner Sprachbegabung schwer beeindruckt. Doch irgendwie wirkte er ziemlich geschockt, dass sein wohlbekannter „Schnurrdiburr“ in Wirklichkeit so einen exotischen Namen hatte.
„ Dobbsche! Ich meine natürlich klar , der Kleine heißt tatsächlich Ahmed. Immerhin ist er ein echter Perser! Den kann man nicht einfach Peterle oder Mohrle nennen. Das würde wirklich nicht zu diesem stolzen Kerl passen.“
Er guckte immer noch ungläubig. Aber was sollte der verfr orene Mann im Kleinkarierten dagegen noch argumentieren? Nichts!
Also nahm er den Stubentiger auf seinen Arm, und man hörte nur noch lautes Schnurren…
Vom Tiger, meine ich.
Doch ich muss gestehen, Herr Altenberg machte kurze Zeit später einen echt gemütlichen Eindruck in meinen Sachen, die zwar ein bisschen aussahen wie herausgewachsen, aber auf jeden Fall passender waren als der kleinkarierte Pyjama aus seinem eigenen Fundus – immerhin war heute Heiligabend. Kein ganz unbedeutender Tag im Kalender, sollte man meinen.
„Perfekt!“, ich war begeistert. „Wir können los – sicher warten die anderen schon mit ihren zwölf Weihnachtsspeisen.“
Dann deutete er auf Ahmed und blickte mich fragend an: „Kommt der Schnurrdiburr, äh, ich meine natürlich, der kleine Ahmed, denn nicht mit?“
„Tja, das ist die große Frage. Dürfen tut er schon, aber mit dem Wollen hapert’s halt noch.“
„Das verstehe ich nicht“, Herr Altenberg schüttelte verwirrt den Kopf. „Ist mir zu hoch, nach all der Aufregung.“
„ Ach, ist auch eine lange Geschichte. Aber um es auf den Punkt zu bringen: Er fühlt sich drüben im Neubau nicht wohl. Und deshalb bin ich öfters auch wieder hier, also in meinem alten Zuhause. Wie gesagt, eine lange Geschichte…“
„Die Sie mir hoffentlich irgendwann einmal in voller Länge und ganz in Ruhe erzählen werden.“
Hui, hui, hui – der männliche Mensch in meinen zu groß g ewordenen Klamotten legte ja ein ganz schönes Tempo vor.
Dafür, dass er mich erst ganz kurz kannte…
Dann nahm er den noch immer schnurrenden Ahmed auf den Arm und flüsterte konspirativ: „Und, Kater Ahmed, kommst du denn mit rüber in den Neubau? Es gibt bestimmt auch was Knuspriges zu essen…“, er guckte mich aber dabei an - erwartete wohl noch eine Art Zustimmung von meiner Seite.
„Also, meinetwegen gerne. Vielleicht bleibt er ja in Ihrer G esellschaft ein bisschen länger in den neuen Räumen.“
„Kommt natürlich auch auf’s Essen an“, legte Herr Altenberg mit meinem Kater, meinem Norwegerpulli und meinen Hosen nach.
„Es gibt ein wildes Durcheinander, aber Gänsekeule ist auch dabei, falls es knuspern soll…“
Ahmed fing gleich noch lauter an zu schnurren (Stufe 4!), und Herr Altenberg leckte sich beinahe über seine Lippen. Na, das war ja ein eingespieltes Team, das da bei mir im Möbellager stand und sich auf Heiligabend einstimmte. Keinerlei Anstalten seitens meines langhaarigen Gesellen auch nur ein bisschen so auszusehen, als wollte er irgendwann wieder von Herrn Altenbergs Arm herunter.
Wie gut, dass ich über alles bereits lange und bestens info rmiert war – sonst hätte ich mir ganz gewiss noch Gedanken gemacht. Doch ich wusste ja Bescheid über die Bettbeziehung der beiden.
„Na gut, dann also los.“ Einer musste das Kommando zum Aufbruch geben – und ich war schließlich die Chefin vom Möbellager…
Und so setzten wir uns in Gang in Richtung Neubau, wo Mutter Sellinger und die internationale Kochelite sicher schon warteten. Und zwar mit einem reichgedeckten Tisch!
Noch in der Haustür stehend, wurde Herr Altenberg anscheinend ein bisschen nervös.
„Haben Sie auch Ihren Schlüssel? Ich meine ja nur, nicht dass wir nachher ein neues Problem haben“, mein
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