Gluecksstern mit Schwips
meinem Körper. Er lächelt und schnalzt mit der Zunge.
Was will er damit sagen? Ein schrecklicher Verdacht steigt in mir auf. Nein, das kann nicht sein. Mir wird übel, und der Boden unter meinen Füßen schwankt. Ich hatte Sex mit einem Fremden. Ich habe Florian betrogen. Florian, den Vater meiner ungeborenen Kinder. Den Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Aus und vorbei. Alles mit einer einzigen Nacht zunichtegemacht. Und was das Schlimmste daran ist – ich kann mich noch nicht einmal daran erinnern!
Halt! Stopp! Ich bilde mir das Ganze sicher nur ein. Die alte Frau hat mich bestimmt verhext oder so!? Wahrscheinlich war das so eine Art halluzinogene Droge, deren Wirkung leicht verzögert einsetzt. Wie hat Hassan es genannt? Liebestrank! Na super.
In diesem Moment kommt der Fremde einen Schritt auf mich zu. Seine Bewegungen sind geschmeidig wie die einer Katze. Mein ganzer Körper fängt an zu kribbeln. Seine Augen hypnotisieren mich weiterhin, während er sich mir nähert. Schritt für Schritt. Langsam. Mir wird heiß und kalt. Mein Puls rast. Anstatt weiter den Rückzug anzutreten, verharre ich an Ort und Stelle.
„Sara.“ Er spricht meinen Namen wie den eines leckeren Desserts aus. Sein Gesicht ist keine Handbreit mehr von meinem entfernt. Der Duft nach Beeren und Zimt – es muss sein Geruch sein – ist allgegenwärtig und vernebelt mir die Sinne.
Die Situation ist völlig unwirklich. Anstatt zu antworten – meine Kinnlade klebt auf Kniehöhe –, blinzele ich in der Hoffnung, sein Gesicht würde verschwinden. Ohne Erfolg! Der Fremde lächelt mich an. Er hat ein geradezu unglaubliches Lächeln. Wobei mir im Moment nicht nach lächeln, sondern eher nach schreien zumute ist.
Ich setze zum Schrei an – aber außer heißer Luft und einem gehauchten „Hhhhhhhhm“ passiert nichts. Meine Stimmbänder, die noch nie in meinem Leben ihren Dienst versagt haben, beschließen genau in diesem Moment, sich von mir abzukoppeln und ihr Eigenleben ohne mich zu führen. Scheiße!
Wenigstens ist er jetzt völlig bekleidet, in meinem Traum war er schließlich halb nackt. Moment mal ... ist das nicht eines von Florians T-Shirts? Tatsächlich! Habe ich ihm das gegeben? Ich muss zugeben, dass es an dem Fremden besser sitzt als an meinem Freund. Unter dem dünnen Stoff zeichnet sich jeder Muskel seines durchtrainierten Körpers ab. Ich schlucke trocken. Mein Herz schlägt wie wild. Ich krame in meinen Hirnwindungen nach den Erinnerungen von letzter Nacht, aber außer ein paar Bruchstücken ist da nicht viel. Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist die Taxifahrt – dann habe ich einen Filmriss. Ist der Pluderhosenmann etwa der Typ aus dem Taxi? Verwirrt schüttele ich den Kopf. Ich muss wissen, was gestern Nacht passiert ist. Ich muss!
„Hallo!“, krächze ich. Ich hebe die Hand wie Winnetou, wenn er seinen Blutsbruder Old Shatterhand begrüßt. Die Mundwinkel des Fremden zucken verdächtig. Ich warte darauf, dass er etwas sagt. Aber diesen Gefallen tut er mir nicht, sondern sieht mich nur mit seinen unglaublichen Augen an. Diese Augen ! Ich bekomme ganz weiche Knie – allerdings nicht die von der angstvollen Sorte, sondern solche, die man sie als Frau bekommt, wenn ein besonders attraktiver Mann vor einem steht.
Wahrscheinlich denkt er gerade an die letzte Nacht. O h Gott, ich hatte Sex mit einem fremden Mann! Sämtliche Namen von Geschlechtskrankheiten poppen in meinem Kopf auf. Mir wird heiß und kalt. Wenigstens sieht er sympathisch aus. Ist das jetzt gut oder schlecht, dass ich so denke?!Wie peinlich, ich kann mich noch nicht einmal an seinen Namen erinnern.
„Entschuldige bitte, aber ich ... ich habe deinen Namen vergessen“, versuche ich , ihn in ein Gespräch zu verwickeln, um etwas Zeit zu gewinnen, bis sich mein Hirn entschlossen hat, einen Notfallplan zu entwickeln.
„Dschinn“, nuschelt der Mann.
Hä?! Ich muss mich verhört haben. „Jim?“, frage ich nach.
Der Mann schüttelt den Kopf. „Dschinn.“
„Jim?“
Er seufzt leise. „Dein Wunsch ist mein Befehl – Jim.“
Das klingt jetzt irgendwie komisch. Aber naja, vielleicht ist das so eine Höflichkeitsfloskel.
Ich räuspere mich verlegen. „Wie bist du in meine Wohnung gekommen?“
„Du hast mich hierhergebracht“, antwortet Jim zufrieden.
Scheiße! Es wird immer schlimmer ... Alkohol macht aus mir ein willenloses Sexmonster. Ich habe einen wildfremden Mann zu mir in die Wohnung genommen. Wie konnte
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