Gluecksstern mit Schwips
ich nur! Ich bin kurz davor , in Tränen auszubrechen, wenn ich daran denke, was ich noch alles gemacht haben könnte.
„Ich?“, frage ich zur Sicherheit noch einmal nach.
Jim nickt und lächelt ein wenig selbstgefällig. Eingebildeter Affe! Ich muss Gewissheit haben.
„Sag mal, ähm ...“ Ich spüre, wie ich rot werde.
„Was?“
„Haben wir beide ...“ Jim sieht mich mit großen Augen an. „... du weißt schon ...“
Jim schüttelt den Kopf. „Was meinst du?“
„Hatten wir beide ...“
Immer noch keine Reaktion. Er streicht sich mit den Fingern durch die langen Haare.
Ich senke meine Stimme. „Haben wir miteinander ... geschlafen?“ Das Wort „Sex“ kommt mir einfach nicht über die Lippen.
Verständnislose Blicke.
„O Mann, jetzt mach es mir doch nicht so schwer“, bitte ich ihn.
„Ich weiß nicht, was du meinst.“ Er sieht mich mit großen Augen an. So langsam fängt der Typ an, mich zu nerven. Und dann diese Art und Weise, wie der redet. Der stellt sich bestimmt absichtlich ein bisschen doof, um mich zu quälen. Perverser Idiot! Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
„Hatten wir Sex?“, sage ich lauter , als gewollt. Ich halte vor Anspannung die Luft an.
Jim springt mit schreckgeweiteten Augen auf. „Beim Barte des Propheten! Wie kannst du so etwas von mir denken?“
Hä?!
„Ich würde dir niemals zu nahe kommen“, sagt Jim.
Das beruhigt mich jetzt ein bisschen. Kein Sexualverbrecher.
„Echt nicht?“ Ich frage sicherheitshalber noch einmal nach. Ich weiß , eine dämliche Frage, aber angesichts der Situation durchaus berechtigt.
Jim schüttelt entschieden den Kopf.
„Wir haben nicht ... auch nur ein bisschen ...“
Noch energischeres Kopfschütteln.
Uff! Deutlich erleichtert lasse ich mich aufs Sofa sinken. Ich fange an zu kichern. Zunächst ganz leise und dann immer lauter.
Jim sieht mich besorgt an. „Sara, ist dir nicht gut?“
„Doch“, sage ich schließlich, nachdem ich mich wieder beruhigt habe. „Ich dachte nur ...“ Ich winke ab. „Ist doch egal. Hauptsache, wir beide haben nicht ... du weißt schon.“
Jim mustert mich mit gerunzelter Stirn.
„Kommst du auch wie Hassan aus der Türkei?“, versuche ich, das Gespräch auf ein weniger verfängliches Thema zu lenken.
„Ich stamme aus Samarkand.“ Er lächelt. Mit diesem Lächeln könnte er Steine erweichen. Unglaublich!
„Aha?!“ Hört sich nicht nach einer Stadt in Deutschland an. Das erklärt die eigenartige Aussprache und das exotische Aussehen. „Wo ist das genau?“ Ich sehe ihn fragend an.
„Hala-Blamana.“ Der Mann muss einen Sprachfehler haben.
„Was?!“ Ich schüttele verwirrt den Kopf. Ich war noch nie besonders gut in Geografie bewandert.
„Hala-Blama na“, wiederholt er geduldig. Er klingt, als gurgele er mit den Worten. Eigenartig.
„Ähm, das sagt mir jetzt nicht wirklich was.“ Ich lege den Kopf leicht schräg. Das tue ich immer, wenn ich einem attraktiven Mann gegenübersitze. Anna hat mir mal erklärt, dass dieses Verhalten typisch für Frauen sei, wenn sie einen Mann attraktiv finden. Sie präsentieren ihrem Gegenüber ihre verletzlichste Stelle, die Halsschlagader, und zeigen dem Mann so, dass sie sich unterwerfen. Sofort mache ich den Hals wieder gerade, bevor meine Hormone die weitere Gesprächsführung übernehmen. Ich kenne den Mann doch gar nicht!
„Persien. Genauer gesagt in der Flussoase des Serafschan “, erklärt Jim.
Persien? Hmh.
Vielleicht ist er ja ein Auswanderer oder politischer Flüchtling? Wobei … Eigentlich spricht er ziemlich gut Deutsch – fast akzentfrei. Wenn er also geflüchtet ist, dann muss es schon ziemlich lange her sein.
„Aber wie kommt es, dass du so gut Deutsch sprichst?“
„Ich spreche immer die Sprache meines Meisters.“
„Einfach so?“
„Einfach so.“ Jim verschränkt die Arme vor der Brust.
Okay?!
„Und wie lange wohnst du schon in Hamburg?“
„Seit gestern“, antwortet Jim seelenruhig. Das Kribbeln in meinem Bauch verstärkt sich.
„Äh, seit gestern?“ Der Mann wirft eine Frage nach der anderen auf.
Jim nickt mit ernster Miene. Seine Augen halten mich weiter gefangen. Ich erwische mich dabei, dass ich die Luft anhalte. Wenn er mich noch lange so ansieht, werde ich ohnmächtig oder, was noch schlimmer wäre, meine Hormone übernehmen die Oberhand.
„Aha.“ Das hört sich alles gar nicht gut an. Überhaupt nicht gut!
„Seit du mich aus meinem Gefängnis befreit hast.“
Gefängnis? Be freit?
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