Gluecksstern mit Schwips
Schokoküssen, die ich unter meinem Bett versteckt halte.
Anschließend widme ich mich meinen Haaren, die mir tropfend auf die Schulter hängen. Mit Fön, Bürste und Tonnen von Haarspray schaffe ich es, sie davon zu überzeugen, dass sie zu mir gehören. Dann beginnt der schwierige Teil – die Restaurationsarbeiten an meinem Gesicht. Ich tupfe etwas Tagescreme auf mein Gesicht und verteile sie gleichmäßig. Meine Augenringe bekommen heute eine Extraportion Concealer. Danach trage ich etwas hellen Lidschatten und Wimperntusche auf. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel. Ja, so müsste es gehen. Jetzt noch eine Tasse Kaffee und ich bin für den Tag und das Telefonat mit Florian gerüstet.
Minuten später halte ich einen dampfenden Becher Kaffee in der Hand. Genüsslich schließe ich die Augen und nehme einen ersten Schluck. Ahhh! Ich liebe Kaffee. Ohne das Zeug würde ich morgens nicht in Gang kommen, und nach einer durchzechten Nacht halte ich Kaffee für eine lebenserhaltende Maßnahme. Vielleicht wird der Tag ja doch noch mein Freund?! Immerhin habe ich heute frei! Alle Tage ohne Susanne in meiner Nähe sind gute Tage.
Wo habe ich nur das verdammte Handy gelassen? Ich spaziere ins Schlafzimmer. Meine Kleider von gestern liegen wahllos verstreut auf dem Boden. Mann, war ich voll. Das muss an diesem Schnaps gelegen haben. Ich bücke mich. Sofort wird mir schwindelig. Ich hebe meine Klamotten auf und stopfe sie in den Wäschebeutel. Von meinem Handy keine Spur. Komisch. Wo ist nur das bescheuerte Ding? Bestimmt liegt es noch auf dem Sofa. Ich schnappe mir die Kaffeetasse und schlurfe ins Wohnzimmer.
„Hallo, Sara “, begrüßt mich eine fremde Stimme. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich mache eine Vollbremsung und erstarre zeitgleich zur Salzsäule. Leider macht mein Kaffee genau das Gegenteil und ergießt sich mit Schwung auf mein T-Shirt. Shit! Autsch!
Vor mir steht der Fremde aus meinem Traum ...
Oh mein Gott ...
Fieberhaft überlege ich mir, was das zu bedeuten hat, aber mein Hirn feiert immer noch ohne mich eine Party, anstatt an einem Notfallprogramm zu arbeiten. In meinem Kopf herrscht augenblicklich Vakuum. Mist! Woher kennt der Kerl meinen Namen?
Der Fremde steht breitbeinig keine fünf Schritte von mir entfernt, genau vor der Tür und damit vor meinem einzigen Fluchtweg aus der Wohnung. Und er sieht mich an. Regungslos. Er zuckt noch nicht einmal mit der Wimper. Hastig senke ich den Kopf. Mein Atem geht flach. Vielleicht geht er ja weg, wenn ich so tue, als hätte ich ihn nicht bemerkt. Genau! Ein guter Plan – einfach so tun, als wäre er nicht da.
O h Gott, was mache ich nur?
In meinen Ohren rauscht das Blut.
Ganz ruhig, ermahne ich mich selbst. Nur keine Panik. Du schaffst das schon.
Einatmen.
Ausatmen.
Einatmen.
Hilfe!!! Lautlos schreie ich ins Universum. Keine Antwort. Aber einen Versuch war es schließlich wert.
Vielleicht ist das alles nur Einbildung? Schließlich habe ich gestern eine ganze Menge getrunken. Könnte es sich um eine Art Fata Morgana handeln? Vielleicht war das gar kein Likör, den Hassan mir da eingeschenkt hat? Zaghaft mache ich einen Schritt rückwärts. Man hört ja allerlei! K.-o.-Tropfen gibt es mittlerweile an jeder Ecke. Anders kann ich mir meinen Filmriss von letzter Nacht nicht erklären.
Wenn ich es bis zum Schlafzimmer schaffe, bin ich vorerst sicher. Ich mache noch einen Schritt und noch einen. Ganz langsam ...
„Sara, wo willst du hin!“ Seine Stimme klingt melodisch mit einem leichten Akzent.
Scheiße! Das war es wohl mit der Fata Morgana! Wäre auch zu schön gewesen ...
Ganz langsam hebe ich den Kopf. Der Fremde steht immer noch da und sieht mir geradewegs in die Augen. Er ist muskulös gebaut – allerdings nicht wie ein Bodybuilder. Eher sehnig, schlank und definiert wie ein Athlet. Seine Haut glänzt golden im Licht. Wow! Der Typ sieht zum Anbeißen aus. Unter den dunklen Augenbrauen schimmern seine Augen wie flüssiger Bernstein. Seine Gesichtszüge sind markant. Die Nase ist groß, allerdings nicht zu groß. Seine Lippen haben einen sinnlichen Schwung. Er trägt einen Dreitagebart. Seine tiefschwarzen Haare fallen ihm in wirr ins Gesicht.
Ich blinz ele. Tatsächlich entdecke ich mehrere winzige goldene Perlen in seinen Haaren. Wohl ein bisschen viel Fluch der Karibik geschaut, der Gute? Er trägt eine Art Pluderhose und ein etwas zu eng anliegendes T-Shirt. Die Füße stecken in Sommersandalen. Seine Augen gleiten über
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