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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Gläsern und einer kleinen roten Flasche darauf.
    Hassan schenkt die Gläser großzügig ein. „Hier, für schönes Fräulein.“ Er reicht mir ein Glas. Dann sagt er etwas zu seiner Mutter auf Türkisch, worauf die Alte zum Nachbartisch geht und den beiden Typen ebenfalls ein Glas anbietet. Die Männer drehen sich kurz zu uns um und prosten uns zu. Ihre Gesichter liegen im Schatten. Der eine der beiden hat tolles dunkles Haar, das ihm bis auf die Schultern fällt. Er sieht, soweit ich es erkennen kann, ganz gut aus. Der andere wirkt eher unscheinbar.
    Ich leere das Glas in einem Zug. Sofort breitet sich die angenehme Wärme in meinem Magen aus.
    „Noch einen?!“ Hassan zwirbelt an seinem Bart.
    „Warum nicht.“ Ich zucke mit den Achseln. „Auf einem Bein kann man nicht stehen.“
    Freudig füllt Hassan mein Glas. „Ich bin Hassan“, prostet er mir zu.
    „Sara.“
    Wir kommen ins Gespräch. Die Alte sitzt die ganze Zeit schweigend neben uns. Ihre Augen ruhen auf mir. Hassan ist ein gutmütiger Geselle, der mir bereitwillig seine Familiengeschichte erzählt. Während ich ihm zuhöre, wird mein Kopf langsam schwer. Müdigkeit überkommt mich , und ich muss wiederholt gähnen. Die beiden Männer haben sich mittlerweile zu uns an den Tisch gesetzt.
    „Ich glaube, ich sollte ins Bett.“ Meine Zunge ist ebenfalls müde, jedenfalls liegt sie schwer in meinem Mund. Mir ist schwindlig , und ich habe das Gefühl, mich in Zeitlupe zu bewegen.
    Hassan nickt. „Ich rufe Taxi.“ Seine Stimme klingt verzerrt. Die Umgebung um mich herum verschwimmt leicht.
    „Upps!“ Das Aufstehen ging auch schon mal leichter. Einer der Männer, seinen Namen habe ich schon wieder vergessen, eilt mir zur Hilfe. Ich klammere mich mit der rechten Hand an seinen Arm, während ich mit der Linken die Handtasche festhalte. Die beiden Männer reden leise miteinander. In meinen Ohren kommt aber komischerweise ein einziger Sprachbrei an.
    „Taxi wartet“, verkündet Hassan und begleitet mich zusammen mit den beiden Männern zur Tür.
    „Suuuper“, lalle ich.
    „Wenn du nichts dagegen hast, komme ich mit“, sagt der Dunkelhaarige freundlich. „Wir wohnen in der gleichen Gegend.“
    „Voon mir ausch.“ In meinem Kopf klang der Satz irgendwie flüssiger.
    Hassan nickt dem Dunkelhaarigen zu.
    Draußen hupt ein Auto.
    „Das ist Taxi“, sagt Hassan.
    „Vielen Dank für alles“, verabschiede ich mich. Hassans Mutter winkt mir zu. Ich winke zurück, dann trete ich ins Freie. Die kalte Nachtluft schlägt mir wie ein kalter Waschlappen ins Gesicht. Ich schnappe nach Luft. Der Dunkelhaarige weicht mir nicht von der Seite, während ich mühsam durch die Nacht zum Taxi stolpere. Meine Beinkoordination war auch schon mal besser.
    Wir steigen ins Taxi.
    „Wo wohnst du?“, fragt der Dunkelhaarige und lässt sich neben mir auf den Sitz fallen.
    „Eppendorfer Weg.“ Boah, bin ich müde. Das Taxi fährt los. Ich kusch ele mich in den Sitz. Mein Kopf fällt schwer zur Seite. Ich werfe einen kurzen Blick zu meinem Begleiter. Er lächelt mir freundlich zu. Verdammt, ich weiß noch nicht einmal seinen Namen. Egal. Meine Augen fallen mir zu. Wohlige Wärme umgibt mich. Nur einen Moment dösen ... nur einen Moment ...

2. Scherben und Jim
     
    In meinem Schädel wummert es. Mein ganzer Körper fühlt sich an, als stecke er in Honig – träge, schwer und klebrig. Ich schmatze leise. Mein Mund ist trocken, und auf meiner Zunge ist über Nacht ein Pelz gewachsen. Mein T-Shirt klebt unangenehm auf der Haut. Wo bin ich überhaupt? Ich versuche, mich zu drehen, belasse es allerdings bei einem Versuch, denn mein Magen reagiert sofort mit wilden Pirouetten. Vorsichtig öffne ich die Augen. Das klingt nach einem guten Plan.
    Ahh ...
    Scheiß Plan! Gleißend helles Licht blendet mich, gefolgt von einem Schmerz, als ob jemand mit einem Messer von hinten in meine Augäpfel sticht. Stöhnend lasse ich mich zurück auf das Kopfkissen fallen. Ich werde nie wieder Alkohol trinken. Nie, nie wieder! Ich schwöre es! Wie bin ich überhaupt ins Bett gekommen?
    Mein Magen fährt schon wieder Achterbahn, während ich versuche , meine Gedanken zu sortieren. Meine Erinnerungen an gestern Nacht sind nebulös verschwommen. Nur einzelne Sequenzen tauchen hinter meinen geschlossenen Lidern auf. Die Bullerei , das Goldfischglas , die Alte, Hassan, das Fläschchen in meiner Handtasche, der gut aussehende Fremde im Taxi ...
    O h ... mein ... Gott!
    Mit einem Ruck richte ich mich

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