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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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auf. Ich öffne die Augen, auch auf die Gefahr hin , blind zu werden. Die Vorhänge sind nur halb zugezogen. Sonnenlicht flutet mein Schlafzimmer. Mist! Ohne meine Brille sehe ich alles nur verschwommen. Hastig taste ich mit der Hand auf den Nachtisch. Ah, da ist sie. Endlich kann ich meine Umwelt wieder klar erkennen.
    Mit angehaltenem Atem taste ich mein Zimmer mit den Augen ab. Puh! Kein halb nackter Mann weit und breit! Erleichtert lasse ich mich zurück aufs Kissen fallen. Was für ein abgefahrener Traum! Ich kichere leise bei dem Gedanken an den halb nackten Fremden mit den Pluderhose und der Flasche in der Hand. Das muss ich unbedingt Florian erzählen ... nein, vielleicht lieber nicht. Ein halb nackter Mann in meiner Wohnung ist nicht gerade das Thema, über das man sich mit seinem Freund unterhalten sollte, auch wenn es nur ein Traum war – ein sehr, sehr echter Traum. Nicht nur, dass Florian meinen Traum als unerfüllte Sehnsucht nach einem anderen Mann deuten könnte, schon allein die Tatsache, dass ich angetrunken war, dürfte mir einen längeren Vortrag über die Auswirkungen von Alkohol auf das menschliche Gehirn bescheren, ganz zu schweigen von seinem zu erwartenden Eifersuchtsanfall.
    Nein, ich rufe lieber Anna an. Mit Anna kann ich herrlich über alles quatschen – vor allem über Männer. Wie viele Stunden wir schon bei einem guten Glas Rotwein auf meinem Sofa gesessen und uns über die Männer und unsere damit verbundenen Probleme unterhalten haben?! Solche intensiven und stark emotional geprägten Gespräche führen fast immer dazu, dass eine von uns beiden am Ende heult. Da fällt mir ein, ich muss mich unbedingt bei Florian melden. Der ist bestimmt stinksauer! Stöhnend wuchte ich meinen Körper aus dem Bett und gehe ins Badezimmer.
     
    Bei dem Anblick, der sich mir im Spiegel bietet, wäre es sicher das Beste, ich würde wieder zurück ins Bett kriechen und mir die Decke über den Kopf ziehen. Ich sehe aus wie eine Eule nach dem Waldbrand. Meine Haare hängen schlaff herunter wie weichgekochte Spagetti, und die Reste meines Make-ups kleben unter meinen Augen. Na toll! Da hilft nur eine heiße Dusche und viel Kaffee.
    Das warme Wasser weckt meine Lebensgeister, und ich r ekele mich genüsslich unter der Brause. Wie ein warmer Sommerregen prasselt das herrliche Nass auf meinen Körper herab.
    Das Gesicht des Fremden taucht erneut vor meinem geistigen Auge auf.
    Der Typ war wirklich irre sexy. Dabei stehe ich eigentlich auf blonde Männer. Dunkelhaarige gehören eher nicht zu meinem Jagdmuster. Das ist mehr Annas Typ. Deshalb sind wir uns, was Männer anbelangt, nie in die Quere gekommen. Aber diese feuchtbrauen Augen ... da könnte man als Frau schon schwach werden. Ich kichere leise in mich hinein. Schluss jetzt, ermahne ich mich selbst. Das kommt bestimmt von dem ganzen Gerede über Sex gestern Nacht.
    Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die ihre Erlebnisse vom Tag im Traum verarbeiten. Deshalb träume ich auch ständig von Susanne. Nur Florian kommt nicht in meinen Träumen vor. D oktor Sigmund Freud hätte seine wahre Freude daran, mich zu analysieren. Aber der Traum von heute Nacht war außergewöhnlich. Wahrscheinlich ist eine Art Hormonüberschuss die Ursache.
    Leider sind meine Hormone eine r meiner Schwachpunkte, gegen die ich nur schwer anzukommen vermag. Ein Erbe meiner Mutter, auf das ich nicht sonderlich stolz bin und das mir schon mehrfach zum Verhängnis wurde. Wir Wegner-Frauen denken leider allzu häufig mit unserer Gebärmutter, anstatt mit dem Verstand.
    Nachdem ich ausgiebig geduscht, meine Beine rasiert und meine Haare gewaschen habe, steige ich aus der Dusche. Ich stelle mich vor den Badezimmerspiegel. Meine schwarzen Pandaäuglein sind verschwunden , und ich sehe wieder aus wie ein Mensch – zugegebenermaßen wie ein müder Mensch, aber immerhin. Bäh! Ich muss diesen schrecklichen Geschmack in meinem Mund loswerden. Ich schnappe mir die Zahnbürste und beginne, meine Zähne ausgiebig von dem Pelz darauf zu befreien.
    Ah, schon besser.
    Bevor ich Florian kannte, habe ich jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen ein Stück Schokolade gegessen, aber seit Florian mir einen Vortrag über die Folgen eines erhöhten Insulinspiegels gehalten hat, verzichte ich darauf. Seitdem liegen gesunde Bio-Schoko-Riegel in meinem Kühlschrank. Das Zeug schmeckt wie Pappe, aber wenigstens ist es süß. Nur manchmal, wenn mich keiner sieht, erlaube ich mir eine kleine Sünde in Form von

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