Gluecksstern mit Schwips
bin völlig von den Socken über diese familiäre Verschwörung. „ Lorena weiß davon?“
„Natürlich! Deine Schwester hat vollstes Verständnis für mich.“ Sie wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. „Außerdem ist das Gewächshaus meine persönliche Oase der völligen Ruhe!“
„Ach, so bezeichnest du also deine kleinen Rauschgiftorgien“, werfe ich ein. Lorena, die alte Schleimbacke! Meine jüngere Schwester hat schon immer alles getan, um sich bei meiner Mutter ins rechte Licht zu setzen.
„Saraswati, ich möchte jetzt nicht länger mit dir darüber diskutieren. Ich spüre schon, wie meine Migräne sich auf den Weg macht.“ Meine Mutter wedelt hektisch mit ihren Händen in der Luft.
Ich seufze. Migräne war schon immer das Mittel der Wahl, wenn meine Mutter einer Diskussion aus dem Wege gehen möchte.
„Wie geht es dir denn, Pummelchen?“, lenkt meine Mutter ab.
„Gut“, knurre ich, immer noch verärgert.
„Hast du deinen netten Mitbewohner mitgebracht?“ Sie lächelt. „Wie heißt er noch?“ Als ob sie das nicht wüsste, schließlich hat sie ihn eingeladen.
„Jim.“
„Ja genau … diesen Jim.“
„Ja.“
„Schön“, lächelt meine Mutter zufrieden .„ Lorena müsste auch jeden Moment kommen.“
„ Was? Warum hat mir das keiner gesagt?“ Ich verdrehe die Augen.
„Ich habe doch gesagt, das s ich eine Überraschung für dich habe“, flötet meine Mutter. „Lorena ist heute Morgen gelandet. Du wirst sehen, es wird ein wundervoller Abend werden!“, versichert meine Mutter. „Außerdem könntest du dich ruhig ein bisschen mehr freuen, schließlich hast du deine Schwester vier Wochen lang nicht gesehen.“
„Was zur Abwechslung mal ganz schön war“, murmele ich.
„Saraswati!“
„Ist ja schon gut. Ich freue mich ja!“ Ich setze ein Lächeln auf.
„Schon besser“, nickt meine Mutter zufrieden.
Draußen hupt ein Auto.
„Das ist sie!“, jubiliert meine Mutter, als würde die gute Fee zu Besuch kommen.
„Na , Schwesterlein! Lange nicht gesehen.“ Lorena kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Sie sieht aus, als wäre sie direkt aus dem Aschram zu uns gekommen. Die langen Haare sind zu einem Zopf geflochten. Auf der Stirn, zwischen den Augenbrauen, ist ein roter Punkt aufgemalt. Sie trägt eine Art weißer Kaftan, der bis zu den Knien geht, darunter eine enge Jeans und Sandalen aus Leder. Um die Hüfte hat sie ein leuchtend orangefarbenes Tuch geschlungen. Ihre Hände sind mit Ornamenten aus Henna übersät.
„Schön, dass du wieder da bist“, begrüße ich sie. „Wie war Indien?“
„Einfach traumhaft schön. Die Menschen dort sind unglaublich. Allerdings bin ich froh, wieder zu Hause zu sein. Auf Dauer kann einem die Hitze schon auf den Geist gehen.“ Sie mustert mich. „Täusche ich mich oder hast du zugenommen?“ Das alte Miststück! Keine zwei Minuten da und schon fängt die Stichelei an.
„Ich wiege so viel wie immer. Aber danke der Nachfrage.“ Tatsächlich habe ich zwei Kilo zugenommen, aber den Triumph, das zu kommentieren, gönne ich ihr nicht.
„Tats ächlich?! Warum wirst du dann rot?“ Sie zwinkert mir zu. „Du weißt doch: Selbstbetrug ist der Anfang vom Ende!“
„Danke. Hast du noch mehr Lebensweisheiten auf Lager? “ Ich bin kurz davor zu explodieren.
„Kinder, Kinder. H ört auf, euch zu streiten“, unterbricht uns mein Vater. Er gibt Lorena einen Kuss. „Hallo, meine Große. Wie war dein Flug?“
„Einigermaßen erträglich. Ich habe am Notausgang gesessen und hatte dadurch genügend Platz , um die Beine auszustrecken.“
„Das freut mich.“ Meine Mutter tätschelt Lorenas Wange. „Ich habe dich schrecklich vermisst. Du musst mir alles von der Reise erzählen.“
„Mache ich.“ Lorenas Blick fällt auf Jim. „Wer ist denn dieser gut aussehende junge Mann?“
„Das ist mein neuer Mitbewohner Jim“, stelle ich ihn vor.
„Neuer Mitbewohner?!“ Lorena lächelt. „Schwesterlein, so habe ich dich gar nicht eingeschätzt. Du bist doch sonst so eine Spießerin.“
„So kann man sich täuschen.“ Ich trete einen Schritt zurück.
Jim lächelt freundlich.
„Herzlich willkommen in der Familie.“ Lorena gibt Jim einen Kuss auf die Wange. Was fällt der blöden Kuh eigentlich ein!? Ich bin kurz davor dazwischen zu gehen. „Ich weiß zwar nicht, was du an meiner Schwester findest – aber es ist schön, dass du da bist.“
„Deine Schwester ist ein ganz außergewöhnlicher Mensch und ich
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