GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
und besaß eine beneidenswerte Figur. Im Gegensatz zu ihr war ich zu bequem, mir diese Figur zu erquälen. Anstatt nach der Arbeit ins Fitnessstudio zu gehen, faulenzte ich lieber auf meinem Sofa und sorgte dafür, dass meine Fettreserven in Schwung blieben. Gern studierte ich Werbeprospekte, vorzugsweise die der Elektromärkte. Ich habe nun mal eine Vorliebe für technische Geräte. Toaster, Wasserkocher, Dunstabzugshauben und Espressomaschinen sind meine Leidenschaft. Das kann leicht ausufern. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich mich in eine Espressomaschine verliebt, die aber leider farblich nicht zu meiner Küche passte. Also habe ich mir um Haaresbreite eine komplett neue Küche gekauft. So gesehen könnte man mich sogar als spontan bezeichnen, aber meistens unterliegt diese Eigenschaft mehr meinen Emotionen als meinen Verstand. Genau wie mein Aussehen. Wenn ich gute Laune habe, sehe ich ganz objektiv betrachtet, gut genug aus, um mir selbst zu gefallen. Marlene ist grundsätzlich immer schön, egal, ob sie sich schlecht oder gut fühlt.
Jedenfalls fühlte sie sich an jenem Tag blendend. Das wiederum konnte man ihr natürlich in all ihrer Dauerschönheit nicht ansehen, sondern lediglich anhören.
„Hach“, seufzt e sie selbstzufrieden. „Ich bin so gottverdammt glücklich, dass ich fast ein schlechtes Gewissen habe!“ Dabei segnete sie mich mit einem abschätzenden Blick, als hätte ich sie angebettelt, ihr Glück mit mir zu teilen.
„Mark hat einfach alles, was eine Frau braucht. Er ist einfach der Richtige … Ich spüre es bis in meine Haarspitzen.“
„ Na, wenn du dich da mal nicht täuschst“, dachte ich, „denn schließlich sind deine Haarspitzen nicht echt“, während ich verfolgte, wie sie ungeduldig mit ihrer Hand an ihrem engen Pullover herumzupfte und hoffte, dass ich ihr einige Details entlocke.
„Das hast du aber schon des Öfteren gesagt“, warf ich etwas unmotiviert ein.
Marlene f uhr mit ihrer Hand hastig durch die Luft, als wolle sie eine lästige Fliege verjagen.
„Diesmal ist es eben ganz anders. Glaub mir. Ich weiß von was ich rede. Wir passen zusammen wie …“
Sie überlegt e angestrengt, wie sie mir am anschaulichsten die Ernsthaftigkeit der Lage verklickern konnte und beobachtete die Spinne, die soeben ihr Netz fluchtartig verlassen hatte und nun der Gefahr zu entkommen, die sich in Angesicht meines Besens näherte.
„Spinne und Netz“, vervollständigt e Marlene ihren Satz, während ich zielsicher mit meinen Besen dem Spinnentier den Todesstoß versetze. In Anbetracht meiner Kaltblütigkeit, drängte sich natürlich die Frage auf, ob sie bei der Wahl ihrer Metapher besonders schlau war: Hielt sie sich nun für die Spinne oder das Netz? Und wem gebührte die Rolle der Fliege, die im Netz hing? Vielleicht einer Nebenbuhlerin? Marlene half mir auf die Sprünge, indem sie schmerzvoll aufquiekte.
„Warum hast du das arme Tier getötet? Die hat dir doch gar nichts getan“, w arf sie mir vor und sah mich an, als hätte ich gerade die Abgründe meiner rabenschwarzen Seele offenbart.
Ich roll te genervt mit den Augen und hielt ihr den Besen unter ihr gepudertes Näschen.
„Hier , sie nach! Vielleicht lebst DU ja noch … äh, die Spinne, meine ich.“
Marlene starrt e mich verwirrt an und blickte dann naserümpfend auf die Borsten.
„Vielleicht kannst du die Spinne wieder zusammenkleben“, sag te ich und drückte ihr die Kehrrute in die Hand.
Sie l ieß den Besen fallen, als hätte ich ihr eine glühende Eisenstange in die Hand gedrückt, stieg mit ausgeholtem Schritt ihrer langen Beine darüber und stöckelte in unseren Aufenthaltsraum, um Kaffee zu kochen.
Kaum ha tte ich meinerseits die Kaffeetassen auf den Tisch gestellt, sprudelte sie los. Offenbar wollte sie am Spinnen-Vergleich nicht hängenbleiben.
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt e sie und ließ keinerlei Zweifel aufkommen, dass sie sich eventuell verguckt haben könnte.
Sie beschr ieb mit Mark in allen Einzelheiten, so dass ich mir sicher war, Mark anhand ihrer Beschreibung sofort zu erkennen, falls er mir über den Weg laufen sollte. Und als Marlene auch noch begann, über intime Einzelheiten zu plaudern, war ich mir sicher, dass ich mir diesen Mann unverzüglich von der Straße weggefangen hätte.
„ Warum ist mir so ein Griff noch nicht geglückt?“, fragte ich mich still und sah Marlene an, wie sie mit ihrer atemberaubenden Figur und ihrem vor Erotik strotzenden
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