GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
mich die Müdigkeit dahinraffte und ich mich gähnend auf meine Schlafcouch im Wohnzimmer warf. Bevor ich langsam dahindämmerte, warf ich einen letzten Blick auf Caruso, dessen Käfig direkt neben meinem Schlaflager stand und murmelte ihm zu: „Ich Tosca … du Caruso.“
Die ganze Nacht krächzte Caruso diesen einen Satz :
„Ich Tosca … du Caruso .“
Irgendwann bekam ich heraus, dass Caruso nur plapperte, wenn er im Käfig saß. Wenn er sich in der Wohnung frei bewegen konnte, blieb er stumm.
Dankenswerterweise war Marlene rücksichtvoll genug, mir weitere intime Details zu ersparen. Mich mit ihrem glücklichen Leben zu gängeln. Stattdessen bestärkte sie mich in dem Glauben, dass ich irgendwann auch den Richtigen finden werde. Ich schwieg zerrüttet.
Sie spürte, dass ich sie um ihr Liebesglück beneidete, ohne den Mann zu kennen, dem sie diese Gemütslage zu verdanken hatte. Selbst wenn sie mir angeboten hätte , ihn mal kennenzulernen, hätte ich dankend abgelehnt. Am Liebesglück anderer Leute teilnehmen zu müssen, ist genauso prickelnd wie Zähneziehen ohne Spritze.
Wenn die verfluchten Hoffnungen, ein neues , besseres Leben zu beginnen, schneller verfliegen würden, hätte man mehr Zeit, sich um sein jetziges Dasein zu kümmern. Und so kümmerte ich mich um mein Leben. Als erstes kaufte ich mir einen 80-Zoll-Flachbildschirm, der mit einer Diagonalen von 2,05 Meter mein kleines Wohnzimmer dominierte. Dann die wunderschönen Sitzkissen, die ich in einem Möbelhaus entdeckte, die aber leider nicht zu meiner Couch passten. Also entrümpelte ich mein altes Sofa, kaufte mir ein neues, viel größeres, das zu meinen neuen Sofakissen passte. Dann waren die Ersparnisse, die ich mir über die Monate durch knausrigen Kleidungskauf und Marlenes Geschick bei der Ladenmiete gebildet hatte, fürs Erste aber auch wieder gründlich erschöpft.
Auch beim Einrichten war guter Rat teuer. Denn Carusos Vogelkäfig war so groß, dass er nicht mehr ins Wohnzimmer passte. Vorläufig stellte ich den Käfig auf mein Bett, bis ich auf eine Idee kam, die mich davon erlösen sollte, mit meinem Vogel in einem Bett schlafen zu müssen – Bett bei Vogelbauer, um genau zu sein.
Meine Wohnung war klein, dafür besaß sie sehr hohe Decken. Also nahm ich mir vor, einen Karabinerhaken zu kaufen, um den großen Käfig an die Decke zu hängen.
Gleich am nächsten Tag ging ich zum OBI- Baumarkt. Ich trug eine orangefarbene Bluse. Plötzlich sprach mich ein attraktiver Mann an. Er hielt mir wie selbstverständlich eine riesige Vierkantschraube unter die Nase und forderte mich auf, ihm das Teil zu suchen.
„Ich werde mich sofort erkundigen“, parierte ich atemlos. Mit einer OBI- Fachkraft im Schlepptau kam ich zurück.
„Was suchen Sie denn?“ , fragte der Verkäufer.
„Das habe ich doch ihrer Kollegin schon gesagt .“
Der OBI- Mann stellte klar, dass ich keine Mitarbeiterin des Hauses sei. Der attraktive Fremde musterte meine Kleidung. „Oh, Entschuldigung, ich dachte …“
Er bedankte sich höflich für meine Bemühungen, wobei ich an seinen Lippen klebte wie die Biene am Honigtopf.
„Da haben Sie sich ja richtig für mich ins Zeug gelegt“, sagte er anerkennend : „Wie kann ich das wieder gutmachen?“ Sein Blick traf mich wie ein Sonnenstrahl. Hunderte von Möglichkeiten standen in meinem Kopf Schlange. Ich erwiderte nichts, warf einen flüchtigen Blick auf seine Hand. Er trug keinen Ehering. Also blieb ich stur neben ihm stehen und starrte ihn milde lüstern an, bis er sich verlegen am Kopf kratzte.
„Darf ich sie vielleicht heute Abend zu eine m Drink einladen?“
Noch nie hat te mich ein Mann so spontan zu einem alkoholischen Kaltgetränk eingeladen. Mein Herz hüpfte vor Freude. Davon abgesehen, hätte mich dieser Mann auch einladen können, mit ihm einen Kanister Motoröl leerzusüffeln, ich hätte trotzdem wie geschmiert genickt.
„Sicher haben Sie noch etwas anderes zum Anziehen?“
Ich nickte beherzt und dachte: „Nein, habe ich nicht, aber ich werde gleich nach der Arbeit ein Textilgeschäft überfallen.“
„Wann?“, fragte ich überraschend beherzt.
„In zwei Stunden. Soll ich sie abholen?“
„Wenn es Ihnen keine Umstände bereitet?“
Ich bläute ihm meine Adresse ein, wie einem Kind, das der Sprache noch nicht mächtig ist.
Danach rannte ich aus dem Baumarkt, als hätte man mich beim Klauen erwischt. Im Auto bemerkte ich, dass ich den Karabinerhaken noch in meiner Hand hielt,
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