Glühende Lust
fressen. Jeden.
Nur ihn nicht. Schanherib.
Wäre er einer unter vielen Soldaten, vielleicht hätte sie ihn trotz seiner Zurückweisung vergessen. Aber so war er nicht. Eher wie ein Obsidian unter Kohlebrocken. Er glänzte, fasste sich samtig an, weckte die Gier. Schön und stolz und hart.
Nie würde sie vergessen, wie sie in ihrem Reisezelt gehockt hatte, bebend vor Verlangen – und er sichnach seinem abgelegten Wickelrock gebückt, nach dem Wollhemd, den Sandalen, dem Schwertgürtel. Alles hatte er gemächlich unter der Achsel und auf der Schulter verteilt. Nimm es mir nicht übel, Herrin, aber mir ist nicht danach . Nackt war er hinausgegangen. Jemand hatte anzüglich gepfiffen, und er hatte aufgelacht. Da muss schnell jemand an meiner statt hinein, willst du?
Eilig hatte sie sich etwas übergeworfen und den Soldaten, der seinem Vorschlag gefolgt war, fauchend wie der Dämon Lamaschtu empfangen, so dass er rückwärts wieder hinausgestolpert war. Diese Schmach! Zakutu schlug die Handfläche auf das Kissen. Was bildete sich Schanherib ein, wie weit er als Sohn eines königlichen Palastschreibers gehen durfte? Es war eine Auszeichnung, von ihr gerufen zu werden, weshalb wollte er das nicht begreifen?
Und nun war er seit Tagen fort. Geflohen. Oder hatte der Pfeil ihm den Garaus gemacht? Sie biss ins Kissen. Nein, er lebte, dessen war sie gewiss. Zakutu stieß ihr Becken gegen die Unterlage, ersehnte seine Berührung. Sie wollte sich auf den Rücken wälzen, um das tätowierte Gesicht der Sklavin herab auf ihre gierende Vulva zu ziehen. Da sah sie eine andere Sklavin, eine ägyptische, heranhuschen und vor ihrer Badeliege knien.
»Ein Palastsoldat wünscht dich zu sprechen, Herrin«, sagte sie. »Er hat eine Gefangene bei sich. Ich habe ihm gesagt, dass du beschäftigt bist, aber er will sich nicht abwimmeln lassen.«
Zakutu hob den zerzausten Schopf, aus dem noch das Wasser ihres Bades rann. »Wenn es sein muss.«
Die Sklavin gehorchte, und dann hallten die hartenSchritte des Soldaten von den Wänden der Badekammer wider. Hinter sich zerrte er ein Mädchen her. Es war so zerlumpt, die Füße dreckig, dass Zakutu unwillkürlich glaubte, er habe es nur deshalb hergebracht, weil es dringend ein Bad brauchte.
Er neigte vor ihr den Kopf. »Herrin, dieses Mädchen bat um Einlass in den Palast. Es behauptet, die Leibdienerin der verschollenen Wesirtochter zu sein.«
»Das ist durchaus interessant, aber deshalb hättest du mich nicht stören müssen.«
Er räusperte sich. »Du hattest angeordnet, jemanden durch die Schenken der Stadt zu schicken, in der Hoffnung, er fände eine Spur von Schanherib. Er fand auch eine. In einem Bierhaus haben sich seine Männer einquartiert.«
»Die nicht wissen, wo er ist, sie wurden bereits eingehend befragt.«
»Man schickte trotzdem einen Trupp hin, um sie noch einmal zu fragen. Wiederum ergebnislos. Und die Wirtin konnte oder wollte nichts sagen. Die lächelte nur blöde, als hätten Schanheribs Männer ihr den Verstand herausgevögelt.« Er grinste kaum weniger schwachsinnig. Ungeduldig trommelten ihre Nägel auf dem Unterarm, und er beeilte sich fortzufahren: »Dieses Mädchen sagt, es hätte die letzten Tage in der Schenke gehaust. Und ihre Herrin, Merit-Sobek, ebenso.«
»Ach! Die Tochter des Tajti lebt?« Zakutu warf die Beine über den Rand der Liege, und da die Sklavinnen es vorgezogen hatten, sich in irgendeiner Ecke unsichtbar zu machen, legte sie sich eigenhändig einen hauchzarten Leinenmantel um die Schultern. »Warte draußen. Du«, sie wandte sich an das Mädchen, das zitternd dastand. »Du darfst bleiben. Wie heißt du?«
»T-tani«, stotterte es.
»Ja, richtig, Nefertem erwähnte dich einmal. Was hast du denn da?«
Tani ließ behutsam einen Stoffbeutel von der Schulter gleiten. Aus der verschnürten Öffnung schaute ein Katzenkopf heraus. Die honigfarbenen Augen blickten wachsam um sich. Kaum hatte das Mädchen die Verschnürung geöffnet, stieg ein struppiges Tierchen aus dem Beutel und begann misstrauisch umherzuschleichen. Wortfetzen, Gelächter drangen durch die Fenster herein und ließen es erstarren; die Ohren bewegten sich hastig. Schließlich sprang es mit einer Geschmeidigkeit, die man dem äußerst wohlgenährten Körper nicht zutraute, auf eine steinerne Bank und kauerte sich nieder.
Tani, die den Blick nicht von ihrer Katze genommen hatte, schrak zusammen, als Zakutu eine Hand auf ihre Schulter legte.
»Du fürchtest dich doch nicht,
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