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Glut der Herzen - Roman

Glut der Herzen - Roman

Titel: Glut der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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uns jemand erkennt?«, fragte Sally. »Ein ehemaliger Kunde etwa?«
    »Das ist sehr unwahrscheinlich. London ist riesengroß, und in ein paar Jahren, wenn ihr die Schule verlasst, werdet ihr ein wenig älter sein und ganz anders aussehen. Überdies wird euer neuer, anständiger Hintergrund bis hin zu eurer Geburt mit Dokumenten belegbar sein. Ihr werdet mit einwandfreiem Leumundszeugnis die Schule verlassen, Gewähr dafür, dass ihr anständige Arbeit findet.«
    Sally machte große Augen. »Sie können uns wirklich verschwinden und als andere Menschen wieder auftauchen lassen?«
    »Das ist der Grund für die Existenz meiner Akademie«, erklärte die Witwe.
    Die Lady bot ihnen einen Traum, eine völlig andere Zukunftsvision, wie Irene erkannte, nicht jene, die sie in sich genährt hatte, seitdem sie eine Hure geworden war. Aber anders als ihre eigenen vagen Fantastereien enthielt dieser neue Traum Realität. Sie brauchte nur zuzugreifen und ihn zu fassen.

3. KAPITEL
    »Ein interessantes Objekt, doch dieses Steingefäß umgibt etwas spürbar Unangenehmes, meinen Sie nicht auch? Ich vermute, dass das Museumspersonal das Ding mit Absicht in dieser Galerie unterbrachte, weil sich nur wenige Besucher hierher verirren.«
    Die Worte wurden von einer tiefen, männlichen Stimme geäußert, die Adelaides Sinne ansprach und Hitze durch ihre Adern jagte. Energie vibrierte in der Atmosphäre. Der Mann hatte irgendein Talent, ein sehr starkes zudem. Diese Wendung der Dinge hatte sie nicht vorausgesehen.
    Auch hatte sie nicht vorausgesehen, wie heftig sie darauf reagierte. Sie war mit den Nerven am Ende. Anders konnte man es nicht beschreiben. Sie war dem Mann, der in der Londoner Unterwelt nur als Direktor des Konsortiums bekannt war, nie begegnet, doch sie hätte ihn überall erkannt. Ein Teil ihres Wesens hatte ihn seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr erwartet.
    Sekundenlang richtete sie den Blick auf das antike Gefäß, als würde sie es eingehend studieren. In Wahrheit benötigte sie Zeit, um sich zu fassen. Der Direktor durfte nicht erkennen, wie sehr er ihre Sinne verwirrt hatte.
    Es kostete sie viel Willenskraft, um sich zu beruhigen, doch sie atmete tief ein und drehte sich dann langsam und,
wie sie hoffte, kühl und beherrscht um. Sie war eine erfahrene, weltgewandte Frau und würde sich auch von einem Verbrecherboss nicht verunsichern lassen.
    »Vermutlich setzten Sie dieses Treffen in dieser speziellen Galerie an, weil auch Sie nicht von Besuchern gestört werden wollen«, sagte sie.
    »Ich ging davon aus, dass die Anführerin der berüchtigten Überfälle auf diverse Bordelle in der Stadt selbst Wert auf einen gewissen Grad an Diskretion legt.«
    Obschon sie ihn im psychischen Sinn kannte, wusste sie außer ein paar Fragmenten seines Mysteriums und seiner Legende so gut wie nichts über den Direktor. Die Straßenmädchen, die im Wohlfahrtsheim auftauchten, sprachen von ihm nur im Flüsterton.
    Sie versuchte ihn anzusehen, konnte aber seine Züge nicht erkennen. Lässig mit verschränkten Armen dastehend lehnte er mit einer Schulter an einer Säule, er war in Schatten gehüllt und von einer unheimlichen, ja gespenstischen Aura umgeben. Ihr war, als sähe sie sein Spiegelbild in einer dunklen Wasserfläche.
    Sie spürte, dass er sie wie ein interessantes Artefakt aus einem Museum unter die Lupe nahm. So undeutlich sie ihn wahrnahm, erkannte sie doch, dass er sich wie ein vornehmer Gentleman kleidete und wie ein Angehöriger höchster Kreise bei einem exklusiven Schneider arbeiten ließ.
    Es störte sie, dass sie seine Züge nicht erkennen konnte. Gewiss, das Licht war schwach, doch ihre Augen hatten sich schon an die spärliche Beleuchtung gewöhnt. Der Verbrecherboss stand ja nur wenige Fuß von ihr entfernt. Sein Gesicht hätte deutlich erkennbar sein müssen.

    Sie schlüpfte in ihre andere Sichtweise. Sofort wusste sie, was los war, als sie sah, dass der Steinboden vor dunkel irisierenden Traumspuren erglühte. Der Direktor setzte sein Talent ein, um sich unsichtbar zu machen. Die eigentliche Natur seiner übersinnlichen Fähigkeit vermochte sie nicht zu erkennen, doch deren Kraft war eindeutig.
    »Nicht nur ich kam verhüllt zu diesem Treffen«, sagte sie. »Sie wenden einen klugen Trick an. Sind Sie Illusionist, Sir?«
    »Sehr gut beobachtet, Madam.« Weder beunruhigt noch verärgert hörte er sich beifällig, ja auf kalte, berechnende Weise befriedigt an. »Nein, ich bin kein Talent der Illusion, aber Sie liegen mit

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