Glut der Herzen - Roman
nötig sind. Adelaide wird reichlich Gelegenheit haben, ihre Arbeit in San Francisco fortzusetzen.«
»Und was wird aus dem Heim und der Akademie?«
»Im Moment plant sie, die Leitung beider Einrichtungen Arcane zu übergeben. Offenbar sind einige weibliche Mitglieder der Familie Jones erpicht darauf, die Projekte zu übernehmen.«
Calebs Lächeln fiel wehmütig aus. »Zweifellos. Ein Auge auf Miss Pyne zu haben, wird für Sie vermutlich eine Vollzeitbeschäftigung.«
»Sie wird bald Mrs Winters sein. Sie und Mrs Jones sind zur Hochzeit eingeladen.«
»Hochzeiten liebe ich eigentlich nicht besonders, aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Man hat ja nicht oft Gelegenheit mitzuerleben, wenn ein berüchtigter Gangsterboss eine Sozialreformerin ehelicht. Wir müssen dafür sorgen, dass Gabes Frau Venetia ihre Kamera mitbringt.«
»Weiß man schon, wo Samuel Lodge sich aufhält?«, fragte Griffin.
»Noch nicht. Aber ich habe ein Jagd-Talent auf seine Fährte angesetzt. Wir werden ihn finden.«
»Und wenn Sie ihn gefunden haben?«, fragte Griffin weiter. »Was dann?«
Caleb betrachtete den sonnenhellen Park besorgt. »Adelaide und Lucinda halten ihn für wahnsinnig.«
»Ja.«
»Ich nehme an, wir könnten seine Unterbringung in einer Anstalt arrangieren. Das sollte sich diskret erledigen lassen.«
»Lodge ist nicht nur verrückt, sondern er ist auch ein starkes Talent. Was meinen Sie, wie lange es dauern wird, bis er aus der Anstalt flieht?«, fragte Griffin leise.
Caleb begegnete seinem Blick.
»Ich weiß, was Sie andeuten wollen, Winters. Es gibt auch meiner Ansicht nach keine Alternative. Lodge muss wie der tollwütige Hund, der er ist, unschädlich gemacht werden.«
»Und Sie werden tun, was getan werden muss, da Sie niemanden bitten können, es für Sie zu tun.«
Caleb blieb ihm die Antwort schuldig.
»Es werden immer wieder Talente wie Lodge auftauchen«, sagte Griffin.
Caleb atmete tief aus. »Das ist mir bewusst.«
»Alle können Sie nicht töten. Ich glaube nicht, dass Sie für die Arbeit eines professionellen Killers geschaffen sind.«
»Was ist denn meine Rolle?«
»Sie sind der General in einem Feldzug«, sagte Griffin. »Ihre Aufgabe ist es, Informationen zu sammeln und zu analysieren, Strategien zu entwickeln und die besten Leute auszuwählen, die diese Strategien umsetzen.«
»Und wenn ich an Subjekte wie Samuel Lodge gerate? Was soll ich dann tun, Winters?«
Griffin griff in seine Tasche, zog eine kleine weiße Visitenkarte hervor und reichte sie Caleb.
»Wer ist das?« Caleb studierte den Namen auf der Karte. »Wer ist Sweetwater?«
»Ein altes Familienunternehmen. Die Mitglieder des Sweetwater-Clans sind durchwegs starke Talente dieser oder jener Art. Sehr teuer, aber sehr diskret. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, gefährlichen Müll wie Samuel Lodge zu entsorgen.«
Caleb furchte die Stirn. »Wollen Sie damit sagen, dass die Sweetwaters sich als Mörder verdingen?«
»Das könnte man so einfach ausdrücken, obwohl sie auf ihre Weise anständig sind und sich an einen strikten Ehrenkodex halten. Außerdem haben sie sogar schon für die Krone gearbeitet.«
»Und für das Konsortium?«
Griffin ließ die Frage lieber unbeantwortet.
»Man kann einen Sweetwater nicht einfach auf der Straße anheuern«, sagte er stattdessen. »Sie werden nur auf Empfehlung tätig.«
»Und Sie wären bereit, ihnen Jones & Jones zu empfehlen?«
»Ich stelle Ihnen sehr gern ein Leumundszeugnis aus«, sagte Griffin. »Betrachten Sie es als Gefälligkeit.«
51. KAPITEL
Irene Brinks saß an einem Schreibtisch vor einer der zehn Schreibmaschinen im Klassenzimmer. Ihr Rücken war gerade, ihre Schultern straff, während ihre Finger anmutig über den Tasten schwebten. » Wie beim Klavierspiel«, hatte Miss Wickford, die Lehrerin, gesagt.
Miss Wickford hatte auch erklärt, das Bild der Klavierspielerin hätte mitgeholfen, den Beruf einer Schreibkraft in den Augen der Öffentlichkeit und vor allem der Arbeitgeber im Ansehen zu heben, sodass er nun als ehrbar und damenhaft galt.
Sich selbst als ehrbare berufstätige Frau zu sehen hatte Irene ungeheuren Auftrieb verliehen. Nach drei Tagen an der Akademie hatte sie sich schon ausgemalt, wie sie anmutig in einem Büro sitzend formvollendete Briefe und sachliche Berichte für ihren Chef schreiben würde.
Nach mehreren Unterrichtstagen reichten ihre Träume jetzt sogar noch weiter. Momentan erwog sie die Möglichkeit, ein eigenes Unternehmen zu
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