Glut der Herzen - Roman
zeugte.«
Griffin verfiel ihn längeres Schweigen. Dann drehte er sich zu ihr um und blickte sie an. Im fahlen Mondschein wirkte sein Lächeln kalt.
»Aber kein Jones würde jemals zugeben, dass die Formel des Gründers die Blutlinie unwiderruflich veränderte«, sagte er.
»Natürlich nicht. Ein solches Eingeständnis würde bedeuten, dass zumindest eine frühe Version der Formel vollständig entwickelt worden war und auch wirkte.«
»Falls die Jones’ wissen oder auch nur vermuten, dass ihre Blutlinie lebendiger Beweis für den Erfolg der Originalformel ist, hätten sie guten Grund zu glauben, dass auch die Lampe wirksam war.« Griffins Hand umklammerte das Fensterbrett. »Kein Wunder, dass sie meine Familie immer wachsam im Auge behielten.«
»Ja, das würde ihr nicht nachlassendes Interesse an Nicholas’ Nachkommen und der Lampe erklären.«
»Die Jones’ fürchten zweifellos die Gründung einer zweiten Organisation starker Talente, die der Arcane Society und deren Einfluss Konkurrenz machen könnte.«
Sie lächelte. »Nun, so ohne Weiteres kannst du das nicht folgern. Sind alle Gangsterbosse so misstrauisch, was die Motive anderer betrifft?«
»Gangsterbossen ohne tiefes Misstrauen ist kein langes Leben beschieden.«
»Misstraust du auch mir?«
»Nein.« Er sah sie an. »Niemals. Dir würde ich mein Leben anvertrauen, Adelaide.«
Eine richtige Liebeserklärung ist es nicht, dachte sie, bei einem Gangsterboss aber kommt es einer solchen gleich.
49. KAPITEL
Am darauffolgenden Nachmittag um drei Uhr wurde die Schlafzimmertür so energisch geöffnet, dass sie gegen die Wand knallte. Wäre da nicht Griffins gestiefelter Fuß gewesen, der sich in die Öffnung schob, hätte der harte Aufprall sie wieder zuschlagen lassen.
»Ach, du meine Güte«, murmelte Mrs Trevelyan. Sie tat das ordentlich zusammengelegte Seidennachthemd in den Koffer. »Meine Ahnung hat mich nicht getrogen.«
»Was geht hier vor?« Griffin trat ein und blieb knapp vor Adelaide stehen. Die Glut in seinen Augen hätte das Bett samt Umgebung zu entflammen vermocht. »Eben traf ich Jed und Leggett vor der Abbey mit dem Wagen an. Du willst fort, sagten sie.«
Adelaide drehte sich zum Schrank um und entnahm ihm einen Unterrock. »Mrs Trevelyan und ich ziehen wieder an den Lexford Square.«
»Du kannst hier noch nicht weg«, wandte Griffin ein. »Das wäre zu gefährlich. Jones & Jones haben Samuel Lodge noch nicht gefunden.
»Du hast Mr Jones gehört.« Adelaide ging um Griffin herum mit dem Unterrock zum Koffer. »Lodge hat sich auf den Kontinent geflüchtet und wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zurückkehren. Wenn er es täte, würde
ihn Arcane erwarten, was Lodge genau weiß. Für mich besteht also keine Gefahr.«
»Und wenn Caleb Jones sich irrt?«
Sie legte den Unterrock auf das Nachthemd. »Soviel ich weiß, irrt Mr Jones sich selten. Aber ganz abgesehen davon wissen wir beide, dass ich nicht den Rest meines Lebens hier in der Abbey verbringen kann. Früher oder später muss ich in mein eigenes Haus zurück. Und ich glaube früher ist besser.«
Nun trat Stille ein.
Mrs Trevelyan räusperte sich. »Ich glaube, ich gehe jetzt nach unten und setze Wasser auf.«
Sie segelte hinaus und schloss die Tür leise, aber energisch hinter sich.
Griffin blickte Adelaide eindringlich an. »Was soll das alles?«
»Es ist Zeit, dass ich gehe«, sagte sie leise. Sie fegte an ihm vorüber. Die Rüschen an ihrem Kleidersaum streiften über die Spitze eines seiner schwarzen Lederstiefel. Sie ging an den Frisiertisch und griff nach der Bürste mit dem Silberrücken und ihrem Kamm. »Ich gebe gerne zu, dass es einen gewissen, sagen wir exotischen Reiz hat, die Geliebte eines Gangsterbosses zu sein. Dennoch... Geliebte bleibt Geliebte, und sie lebt nicht im Haus ihres Liebhabers.«
»Verdammt, du bist nicht meine Geliebte.«
»Ach, wirklich?« Sie legte Bürste und Kamm in den Koffer. »Wie würdest du meine Position in deinem Leben denn nennen?«
»Du bist meine...« Er sprach nicht weiter. »Du bist mein.«
»Ich liebe dich, Griffin.«
Er sah sie mit fieberheißen Augen an. »Du musst wissen, dass auch ich dich liebe.«
Sie lächelte. »Ich hatte gehofft, dass es so ist. Wir beide hatten lange Zeit kein Zuhause. Es liegt nun an uns, dem anderen eines zu schaffen.«
»Du willst eine Ehe.« Sein Ton war emotionslos.
»Ich glaube, dass wir beide es wollen. Irre ich mich?«
»Es ist das Einzige, was ich dir nicht bieten kann.
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