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Glut der Herzen - Roman

Glut der Herzen - Roman

Titel: Glut der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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einfach. Mein Beileid zu Ihrem Verlust.«
    »Danke. Es ist schon einige Jahre her.«
    »Aber Sie tragen noch immer Trauer.«
    »Von meinen Gefühlen abgesehen finde ich den Schleier nützlich, wie Ihnen heute im Museum sicher nicht entging.«
    »Ja. Ihr Verlangen nach Anonymität ist mir in Anbetracht Ihres Hobbys nur zu verständlich.«
    Sie ging nicht auf die Anspielung ein. »Dass ich so wenig Besuch bekomme, ist darauf zurückzuführen, dass ich erst vor Kurzem aus Amerika zurückkehrte. Ich kenne hier kaum jemanden und habe keine Familie.«
    »Warum sind Sie nach England zurückgekehrt, wenn Sie hier keine Angehörigen mehr haben?«
    »Ich weiß es nicht«, musste sie zugeben. Dieselbe Frage
stellte sie sich schon seit Wochen. »Ich kann nur sagen, dass mir der Zeitpunkt für eine Rückkehr gekommen schien.«
    Sie umrundete einen Treppenabsatz und stieg höher.
    Die letzten Stufen nahm sie so schnell, dass sie oben angekommen ein wenig außer Atem war, während Griffin kein Problem damit hatte. Tatsächlich war ihm anzusehen, dass er sich in hervorragender körperlicher Verfassung befand.
    Dank ihres neuen Zeitvertreibs hatte sie in den letzten Wochen jede Menge Männer in verschiedenen Stadien des Ausgezogenseins zu sehen bekommen, aber nur wenige waren mit jener Art männlichem Körperbau ausgestattet, der bei einer Frau den Wunsch geweckt hätte, einen zweiten Blick zu riskieren. Für den Fall, dass ihr Griffin nackt über den Weg laufen sollte, würde sie ganz sicher einen verstohlenen Blick wagen, was heißt Blick, sie würde sich sogar eine sehr eingehende Musterung gönnen.
    Eigentlich war es kein Wunder, dass Griffin nicht so atemlos wie sie war. Schließlich schleppte er nicht etliche Pfund an Bekleidung mit sich herum. Das steife Fischbeinkorsett hatte sie schon längst aus ihrer Garderobe verbannt, ebenso die zahlreichen Schichten an Unterwäsche, die die Mode forderte. Die vielen schweren, für ein elegantes Kleid notwendigen Stoffschichten und die als Stütze dienenden Unterröcke waren allerdings unumgänglich. Um wie viel leichter und bequemer war doch Männerkleidung.
    »Sie haben recht«, sagte Griffin leise. »Ich habe die Lampe nicht mehr gesehen, seit ich sechzehn war, doch die
Energie ist unverkennbar. Ich spüre die Ströme bereits hier draußen auf dem Gang.«
    Auch sie spürte die dunkle Energie, die unter der Tür hervordrang. Das Traumlicht war so stark, dass sie es spüren konnte, ohne ihr Talent mobilisieren zu müssen. Doch die Ströme der Lampe waren ihr vertraut, rief sie sich in Erinnerung. Sie lebte seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr damit. Bei Griffin freilich mussten die Kräfte der Lampe die Sinne schockieren.
    »Dachten Sie, ich hätte Sie belogen?«, fragte sie neugierig. Es gab keinen logischen Grund, warum sein Mangel an Vertrauen sie hätte kränken sollen. Was kümmerte sie die Meinung eines Verbrechers?
    »Nein, Mrs Pyne«, antwortete er und studierte die verschlossene Tür. »Ich zweifelte nicht daran, dass Sie glaubten, Sie würden die Wahrheit sagen. Aber ich musste die Möglichkeit eines Irrtums in Betracht ziehen.«
    »Ich verstehe.« Sie mäßigte ihren Ton. »Sie wollten sich keine Hoffnungen machen, nur um nachher enttäuscht zu werden.«
    Er sah sie mit leicht hochgezogenen Brauen an, als fände er ihr Mitgefühl charmant naiv.
    »So ähnlich«, gab er ihr höflich recht.
    Sie räusperte sich. »Ich habe Sie gewarnt, es ist kein Ding, das man sich neben das Bett stellt«, sagte sie.
    »Wenn ich mich recht erinnere, sagten Sie, es wäre kein Zierstück für den Kaminsims«, berichtigte Griffin neutral.
    Sie spürte, wie ihr warm wurde, und wusste, dass ihre Wangen sich gerötet hatten. Sie konnte es nicht fassen,
dass er sie zum Erröten bringen konnte. Immerhin war es ihm hoch anzurechnen, dass das Wort Bett nicht wie ein scharfes Schwert zwischen ihnen dräute.
    Sie schob den Schlüssel ins Schloss, öffnete und enthüllte das Dunkel im Inneren des Speichers. Der niedrige Raum war angefüllt mit dem üblichen Gerümpel, wie er in jedem Haushalt unters Dach wandert: ruiniertes Mobiliar, alte Bilder in schweren Rahmen, ein zersprungener Spiegel und zwei große Überseekoffer. Die meisten Gegenstände waren von den vorigen Bewohnern zurückgelassen worden; nur die Koffer gehörten Adelaide. Dreizehn auf Reisen verbrachte Jahre verhinderten, dass sich viele persönliche Habseligkeiten ansammelten.
    »Die Lampe ist im Koffer«, sagte sie. Sie trat ein und deutete

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