Glut der Herzen - Roman
umgab, hervorragend passte.
Er strahlte jedoch noch etwas anderes aus: Isolation, eine immerwährende Einsamkeit, Griffin Winters war ein Mensch, der Geheimnisse in sich barg und sie für sich behielt.
Sie konnte sich ihn gut bei der Arbeit in einem geheimen Labor vorstellen, wie er das Feuer einer alchemistischen Esse auf der Suche nach höchstem Wissen schürte. Leidenschaft brannte tief in ihm, doch sie spürte, dass diese sicher hinter einer eisernen Tür verwahrt war. Griffin Winters würde nie zulassen, dass diese Seite seiner Natur sein Handeln bestimmte. Ein sonderbar wehmütiges Gefühl durchströmte sie.
Ich sollte nicht so albern sein, überlegte sie. Der Mann ist ein Unterweltboss, kein verlorenes Hündchen auf der Suche nach einem warmen Feuer und einer zärtlichen Hand .
»Jetzt weiß ich wenigstens, warum ich mich all die Jahre
verpflichtet fühlte, die Lampe zu behalten«, sagte sie. »Es sieht aus, als hätte ich darauf gewartet, dass der rechtmäßige Besitzer sie für sich fordert.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie an Bestimmung glauben, Mrs Pyne?«
»Nein, aber ich wertschätze meine Intuition sehr. Sie sagte mir, dass ich die Lampe hüten soll.« Sie drehte sich um und wandte sich zum Gehen. »Mein Wagen wartet unten. Mein Haus ist an der Lexford Street. Nummer fünf. Wir treffen uns dort. Sie sollen Ihre Lampe bekommen, Mr Winters.«
»Und die Frau, die diese Lampe für mich nutzbar machen kann?«, fragte er leise hinter ihr.
»Das ist Verhandlungssache.«
Er traf in einem schwarzen Wagen ein, der keine Kennzeichnung oder andere Merkmale zur Identifizierung trug. Von einem Mann seiner Profession kann man kaum erwarten, dass er ein Gefährt mit seinen Initialen oder mit dem Familienwappen benutzt, dachte Adelaide belustigt.
Sie beobachtete Griffin, der den Wagenschlag öffnete und ausstieg, vom Salonfenster aus. Er hielt kurz inne und ließ seinen Blick abschätzend über den kleinen Park und die gepflegten Stadthäuser wandern.
Sie wusste, was er tat. Während ihrer Zeit im Westen Amerikas hatte sie viele gesehen - Anwälte, Berufsspieler, Revolverhelden und Outlaws -, die ihre Umgebung einer ähnlich raschen Analyse unterzogen.
Griffin Winters besitzt zweifellos viele Feinde und Rivalen, dachte sie. Wie man wohl mit so einer ständigen Bedrohung
leben mochte? Nun, er hat sich für diesen Weg entschieden, dachte sie bei sich.
Griffin erstieg die Stufen des Hauses Nummer fünf und klopfte an.
Mrs Trevelyans Schritte ertönten in der Diele. Von der ungewöhnlichen Aussicht beflügelt, einen Besucher begrüßen zu können, beeilte sich die Haushälterin.
Die Tür wurde geöffnet. Adelaide hörte, wie Griffin die vordere Halle betrat. Seine Anwesenheit in ihrem Haus weckte in ihr eine sonderbare Erregung. Sie hatte das unbehagliche Gefühl, dass sie ihr Leben lang wüsste, wenn er in der Nähe war. Noch beunruhigender aber wäre es, wenn er nicht da war. Es war, als hätte sie sich während der kurzen Begegnung im Museum irgendwie auf ihn eingestimmt.
»Mein Name ist Winters«, sagte er. »Ich glaube, man erwartet mich.«
»Ja, Sir«, sagte Mrs Trevelyan. Ihre Stimme bebte vor Erwartung und Neugierde. »Hier entlang, Sir. Mrs Pyne befindet sich im Salon. Ich bringe gleich den Tee.«
Adelaide trat eilig in die Halle hinaus. »Nicht nötig, Mrs Trevelyan. Mr Winters bleibt nicht lange. Er will nur etwas holen, das ihm gehört. Es lagert oben auf dem Speicher. Ich gehe voraus.«
»Ja, Ma’am.« Mrs Trevelyans Miene verriet ihre Enttäuschung, doch sie brachte eilig vor: »Oben ist es sehr staubig. Sicher werden Sie beide danach Tee nötig haben.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Adelaide mit Bestimmtheit. »Mr Winters ist sehr beschäftigt. Er wird sich rasch wieder empfehlen, und da ich heute ins Theater gehe, habe
ich auch nicht viel Zeit.« Sie blickte Griffin an. »Wenn Sie mir folgen wollen, Mr Winters. Ich bringe Sie auf den Speicher.«
Den Schlüsselring fester umfassend raffte sie ihre Röcke hoch und ging rasch die Treppe hinauf. Griffin folgte ihr.
»Ihre Haushälterin ist ganz erpicht darauf, Ihren Gästen Tee zu servieren«, bemerkte er auf halber Höhe.
»Vermutlich langweilt sie sich mit mir und dem Tagesmädchen als einziger Gesellschaft.«
»Sie führen also einen kleinen Haushalt?«
Sie hatte den ersten Treppenabsatz erreicht und ging die nächsten Stufen hinauf. »Ich lebe mit Mrs Trevelyan allein.«
»Ohne Ehemann ist es für Sie sicher nicht ganz
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