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Glut der Herzen - Roman

Glut der Herzen - Roman

Titel: Glut der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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    »Ich bin bereit, mich Ihnen anzuvertrauen«, sagte er leise. »Ich gestattete Ihnen klare Sicht auf mich. Erweisen Sie mir die Ehre, diese Gunst zu erwidern?«
    Einen Moment lang glaubte er, sie würde ablehnen. Wieder tippte sie mit der Schirmspitze auf den Sockel und überlegte.
    »Ich bin sicher, dass Sie mich jederzeit finden werden, wenn Sie es wollen«, sagte sie schließlich. »Deshalb spielt es wohl keine Rolle, ob Sie jetzt mein Gesicht sehen.«
    Es war eigentlich nicht die anmutige Kapitulation, auf die er gehofft hatte, doch er widersprach nicht. Sie hatte recht. Er konnte sie wiederfinden.
    Sein Inneres krampfte sich zusammen, als er zusah, wie sie den schwarzen Netzschleier auf die Hutkrempe schob. Ihm war, als würde ihm seine ganze Zukunft enthüllt.
    Ihre intelligenten, ausdrucksvollen Züge wirkten sofort ungemein fesselnd auf ihn. Ihr Haar, dessen Farbton an
Whiskey erinnerte, war zu einem strengen und zugleich modischen Nackenknoten zusammengefasst. Doch es waren ihre braunen Augen, die ihn vor allem faszinierten. Es waren die Augen einer Frau, die die dunklen Seiten der Welt kannte. Das hatte er erwartet. Schließlich war sie Witwe. Zudem hatte sie einige Jahre in der Wildnis Amerikas verbracht. Sie unternahm gewagte Überfälle auf Bordelle, um Mädchen zu retten, die andernfalls zu einem kurzen, harten Leben als Huren verdammt waren. Sie war mit dem ziemlich gefährlichen Mr Pierce bekannt, was an sich schon bemerkenswert war.
    Sie mochte eine lästige Sozialreformerin sein, doch der Blick Adelaide Pynes verriet ihm, dass sie von den harten Tatsachen der Welt mehr wusste als die meisten Damen ihrer Klasse und Stellung. Verbotenes Wissen dieser Art spiegelte sich stets in den Augen wider.
    Was ihn erstaunte, war die starke Entschlossenheit, die von ihr ausging. Er spürte, dass sie zu jenen törichten, dummen, eigensinnigen und blinden Menschen gehörte, die auch angesichts harter Realitäten unerschütterlich an den endgültigen Sieg des Wahren und Guten glaubten.
    Er hätte sie eines Besseren belehren können, der Kampf zwischen Dunkel und Licht war ein ewiger. Siege waren bestenfalls vergänglich und fielen jeweils demjenigen zu, der im Moment am stärksten war. Seiner Erfahrung nach konnten die im Dunkel wuchernden Elemente nur vorübergehend zurückgeschlagen werden, doch es gab immer jene wie Adelaide Pyne, die diese Kämpfe ungeachtet der Chancen führen würden.
    Diese Naivität war für einen wie ihn unfassbar, doch er
wusste sehr wohl, dass sie auch Vorteile hatte. Es war eine Eigenschaft, die sich leicht manipulieren ließ.
    Als er wieder lächelte, schimmerte Befriedigung in seinem Blick.
    »Mrs Pyne, Sie sind die Frau meiner Träume.«

5. KAPITEL
    »Ich hoffe aufrichtig, dass ich nicht die Frau Ihrer Träume bin«, sagte sie darauf.
    Er kniff die Augen leicht zusammen. Sie hatte das Gefühl, die Atmosphäre um ihn herum würde schwerer, bedrohlicher. Ihre Nackenhaare sträubten sich.
    »Sie sind beleidigt?«, fragte er.
    »Aber sicher... angesichts der Tatsache, dass Sie an Albträumen leiden«, antwortete sie. »Welche Frau möchte in den dunkelsten, schrecklichsten Visionen eines Mannes vorkommen?«
    Als er blinzelte, wusste sie, dass sie ihn überrumpelt hatte. Dann lächelte er. Es war ein träges, leichtes Zucken um seinen Mund, doch sie spürte, dass seine Belustigung echt war.
    »Wissen Sie, Mrs Pyne, ich glaube, dass wir trotz der Unterschiede, die unseren Beruf und die persönlichen Ansichten betreffen, sehr gut miteinander auskommen werden.«
    Dass Griffin Winters der direkte Nachkomme eines gefährlichen Alchemisten war, konnte sie sich sehr gut vorstellen. Eigentlich war es unter diesen Umständen nur natürlich, dass er so faszinierend wirkte, sagte sich Adelaide. Er war nicht nur ein Mann mit starkem Talent, er hatte
auch sehr viel gesellschaftlichen Einfluss. Schließlich beherrschte er einen großen Teil der Londoner Unterwelt. Keine dieser Tatsachen erklärte allerdings das prickelnde Hochgefühl, das sie in seiner Gegenwart verspürte.
    Er war kein schöner Mann, doch er war unbestreitbar das interessanteste männliche Wesen, dem sie jemals begegnet war. Seine Augen leuchteten in dunklem Smaragdgrün. Sein fast schwarzes Haar war nach der gängigen Mode kurz geschnitten. Scharf hervortretende Backenknochen, eine hohe, intelligente Stirn, eine Adlernase und ein von Härte kündendes Kinn bildeten eine Kombination, die zu der Aura von Macht, die ihn

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