Glut der Herzen - Roman
Abwechslung.«
Auf ihrer hohen Stirn glänzten Schweißperlen. Irgendwie macht sie das noch attraktiver.
»Sie sind eine ungewöhnliche Frau, Mrs Trevelyan«, sagte er.
»Und Sie sind nicht das, was ich von einem Mitglied der Verbrecherklasse erwartet hätte. Wie lange sind Sie schon bei Mr Winters?«
»Seit er auf der Straße landete. Er war damals ein Junge von kaum sechzehn Jahren, der in einem anständigen Haus aufgewachsen war. Er wusste nicht, worauf er sich einließ, doch er lernte schnell. Es war, als wäre er dazu geboren, das Konsortium zu gründen.«
»Konsortium.« Mrs Trevelyan nahm einen Schmortopf von der Wand. »Klingt eher wie eine anständige Investmentfirma als eine Unterweltbande.«
»Genau das sagte der Boss damals auch.«
17. KAPITEL
Adelaide legte ein Lesezeichen ein und klappte das Tagebuch zu. »Nichts für ungut, Sir, aber Ihr Ahnherr war schon ein eigenartiges Individuum.«
»Und ich gerate auf jeden Fall nach ihm«, sagte Griffin. »Sie haben das Porträt in der Bibliothek gesehen. Wenn ich es betrachte, ist mir, als sähe ich mein Spiegelbild.«
Es ist sehr angenehm hier im Garten mit Adelaide zu sitzen, dachte er. Ein kurzer, verlockender Blick auf das, was sein Leben hätte sein können, wenn seine Vergangenheit eine andere Wendung genommen hätte, wenn er nicht das gewesen wäre, was er war, wenn es ihm freigestanden hätte, zu heiraten und eine Familie zu gründen.
»Sie sind Nicholas Winters ungemein ähnlich, aber Sie sind doch ein ganz anderer Mensch«, sagte Adelaide.
Ihre im Brustton der Überzeugung vorgebrachte Äußerung bewirkte, dass er die Brauen hochzog.
»Warum sagen Sie das?«, wollte er wissen. »Die physische und psychische Ähnlichkeit ist unverkennbar.«
»Ich habe zehn Jahre mit der Lampe gelebt«, erklärte sie. »Glauben Sie mir, dass ich jede Nuance der deutlichen Traumspuren darauf erkenne. Natürlich sind Sie ein Nachfahre Nicholas Winters’, dennoch aber ein völlig eigenständiger Mensch.«
Da er spürte, dass Argumente zwecklos waren, ließ er das Thema fallen.
»Was verraten Ihnen die Traumspuren auf der Lampe sonst noch?«, fragte er stattdessen.
»Unter anderem bestand eine sehr starke Bindung zwischen Winters und der Traumdeuterin Eleanor Fleming.« Adelaide zögerte kurz, ehe sie hinzusetzte: »Es war eine leidenschaftliche Bindung.«
»Ich sagte schon, dass sie ein Liebespaar waren. Sie schenkte ihm einen Sohn. Er betrog sie, sie wollte Rache. Die übliche alte und immer wieder neue Geschichte. Sie unterscheidet sich nur insofern von anderen Geschichten dieser Art, als Eleanor Nicholas nicht zu ermorden versuchte, sondern die Energie der Lampe nutzte, um sein Talent zur Gänze zu vernichten.«
»Eine brutale Rache, für die sie mit ihrem Leben bezahlte«, sagte Adelaide. »Die von der Lampe freigesetzte Energie tötete Eleanor, als sie Nicholas’ Sinne zerstörte.«
»Ja.«
»Es war dumm von ihr, ihm zu vertrauen.« Adelaide schüttelte den Kopf. »Nicholas Winters hätte jede Frau betrogen. Seine wahre Geliebte war Macht und das Streben nach ihr, bis er schließlich von einer neuen Besessenheit erfasst wurde.«
»Von seinem Verlangen nach Rache an Sylvester Jones und seinen Nachkommen.«
»Ja.« Sie tippte auf das Tagebuch. »Hier drinnen steht alles. Nicholas macht kein Hehl aus seiner Absicht, alles zu zerstören, was Jones zu schaffen hoffte, selbst wenn es mehrere Generationen dauern sollte, dieses Ziel zu erreichen.«
»Dabei darf man nicht vergessen, dass mein Ahnherr grandiose Pläne hatte.«
»Vor der letzten Konfrontation mit Sylvester wusste er sehr wohl, dass er die Begegnung nicht überleben würde«, fuhr Adelaide fort. »Nach seiner Eintragung zu schließen wollte er wohl, dass Jones ihn tötete, sozusagen als bizarre Form des Selbstmords.«
»Sein Verstand verwirrte sich zusehends, nachdem Eleanor ihn der Energie der Lampe ausgesetzt hatte. Er verfiel dem Wahnsinn. Der Tod war der einzige Ausweg, der ihm blieb.«
»Das glaubte er zumindest.«
Griffin sah sie an. »Wann werden Sie die Lampe für mich aktivieren?«
Der Blick, den sie auf das Tagebuch warf, verriet ihr Unbehagen. »Hier drinnen bleibt sehr viel unerklärt.«
»Das fiel Ihnen auf? Ich sagte schon, dass der alte Halunke fanatischer Alchemist und versessen auf Geheimhaltung war. Ich tat mein Bestes, um seinen in diesen Aufzeichnungen benutzten Code zu entschlüsseln, doch mir entging vielleicht ein wichtiges Element. Sicher werde ich es erst
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