Glut in samtbraunen Augen
traurig anblickte.
„Dann ist es also wahr?“, fragte Giovanna. „Sie wollen uns verlassen?“
Vanessa zwang sich zu einem Lächeln, doch sie spürte selbst, dass es misslang. „Mir bleibt keine andere Wahl. Ich bin in diesem Haus nicht länger erwünscht, außerdem muss ich dringend zurück nach England, um zu versuchen, die Lawine aufzuhalten, die mein Scheitern hier in Bewegung gesetzt hat.“ Sie atmete tief durch. „Ich liebe Cesare, aber es hat keinen Sinn, für etwas zu kämpfen, das von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.“ Sie beugte sich zu Felicia hinunter, deren traurige Miene ihr fast das Herz brach. „Bitte sei mir nicht böse, Kleines, ich wünschte doch selbst, es wäre nicht so gekommen.“ Dann wandte sie sich an Giovanna. „Danke. Danke für alles. Arrivederci !“
Die kleine Felicia stieß ein verzweifeltes Schluchzen aus, riss sich von der Hand ihrer Großmutter los und lief zu Vanessa. Dann schlang sie ihr beide Arme um die Hüften und hielt sich an ihr fest, als wolle sie sie nie wieder loslassen.
Vanessa spürte, wie ihr schon wieder die Tränen in die Augen stiegen. „Es tut mir leid, Felicia“, murmelte sie immer wieder und strich dem Mädchen über sein seidiges schwarzbraunes Haar. „Es tut mir so leid, aber ich kann nicht anders.“
Als Cesare zweieinhalb Stunden später aus der Stadt zurückkehrte, wo er sich mit Adriano getroffen hatte, war die Scheidung bereits so gut wie in die Wege geleitet. Zwar würden sie vor dem Inkrafttreten ein Trennungsjahr hinter sich bringen müssen, aber die Alternative hätte in einer Annullierung bestanden.
Dafür aber wäre es nötig gewesen, die wirklichen scheinheiligen Gründe für die Eheschließung offenzulegen und nachzuweisen, dass Vanessa ihn von Anfang an belogen hatte. Und das lag nicht seinem Interesse. Cesare wollte die ganze Sache nicht komplett aufrollen, wollte auch die Firma nicht zurück – und vor allem wollte er Vanessa diese Demütigung ersparen.
Letzteres wunderte ihn selbst. Nach allem, was sie ihm angetan hatte, gab es keinen Grund, sie zu verschonen. Warum tat er es dann doch? Und warum fühlte er sich kein bisschen erleichtert, wenn er an die bevorstehende Scheidung dachte?
Er stellte seinen Wagen neben dem Haus ab, schaltete den Motor aus und nahm sich noch einmal den Ermittlungsbericht des Detektivs vor, den Adriano eigenmächtig beauftragt hatte, Vanessas Vergangenheit zu durchleuchten. Er selbst hätte nie gebilligt, so etwas zu tun, und genau das war die Ursache für seine grenzenlose Wut: Er war einfach viel zu naiv gewesen, hätte Vanessa niemals vertrauen dürfen.
Unwillkürlich ließ er seine Gedanken zurück zu jener Nacht auf der Etruria wandern, und aus irgendeinem Grund musste er daran denken, dass ihr jahrelang von ihrem Onkel eingetrichtert worden war, er wäre schuld an dem Unglück damals gewesen.
Aber warum? Warum hatte er sie derart manipuliert? Aus reiner Boshaftigkeit, damit sie ihn hasste? Oder gab es am Ende eine ganz andere, viel näher liegende Erklärung?
Kurz dachte Cesare darüber nach, verschlug den Gedanken aber gleich darauf wieder. Nein, das war einfach zu ungeheuerlich. Wenn das wirklich wahr wäre …
Die kleine Felicia erschien neben dem Wagen und schaute ihn aus ihren großen dunklen Augen an. Lächelnd stieg er aus, doch als er die Kleine dann genauer betrachtete, verblasste sein Lächeln. Das schmale Gesicht des Mädchens war so bleich, dass er erschrak.
„Was ist denn los?“, fragte er und beugte sich zu ihr hinab. „Du siehst ja so traurig aus.“
„Hast du gemacht, das Vanessa fortgeht?“, platzte es aus der Kleinen heraus, und ihre dunkelbraunen Augen glitzerten verräterisch, doch sie kämpfte tapfer gegen die Tränen an. „Ich habe gehört, wie Nonna und sie darüber gesprochen haben!“
Cesare senkte den Blick, dann nahm er das Mädchen bei den Händen. „Hör zu, Kleines, das ist etwas, das du noch nicht verstehen kannst.“
„Das sagt ihr Erwachsenen immer, wenn ihr sonst keine Erklärung habt!“, erwiderte Felicia empört, und Cesare konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Ja, da ist wohl was dran“, räumte er ein. „Also gut, hör zu: Vanessa ist gegangen, weil sie sich einfach nicht mehr wohlgefühlt hat hier und …“
„Aber das stimmt doch gar nicht!“, widersprach Felicia sofort. „Zu Nonna hat sie gesagt, dass sie dich lieb hat. Das habe ich gehört!“
Cesare starrte sie wie vom Donner gerührt an. Vanessa sollte
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