Glut in samtbraunen Augen
siebzehn Jahren in Carlisles Büro gestürmt war und ihm geschworen hatte, die Firma wieder in den Besitz seiner Familie zu bringen. Von da an hatte er nichts unversucht gelassen, seinen Schwur einzulösen. Doch das war gar nicht so einfach gewesen: Nachdem sein Vater alles verloren hatte, stand die Familie vor dem Nichts. Aus gesundheitlichen Gründen zog Paolo Sanguetti sich vollkommen aus dem Geschäftsleben zurück, und es war an Cesare gewesen, sich nach oben zu kämpfen. Denn eines hatte er von Anfang an gewusst: Als kleiner Mann würde er Carlisle nie die Stirn bieten können.
Inzwischen hatte er sich ein Imperium aufgebaut und gehörte zu den mächtigsten Männern Italiens – und bald schon würde auch endlich die Firma in seinen Besitz übergehen, die sein Vater einst erfolgreich gemacht hatte.
Carlisle winkte ab. „Lassen wir das, Sanguetti. Wir sind uns doch noch einig?“
„ Sí , das sind wir!“ Cesare stand auf und ging zum Fenster hinüber. Schweigend blickte er einen Moment nach draußen. Als Carlisle zum ersten Mal mit seinem Vorschlag an ihn herangetreten war, hatte er zunächst an einen schlechten Scherz geglaubt. Doch dann war ihm klar geworden, dass der Mann es ernst meinte, und hatte zugesagt. Inzwischen waren sämtliche Vorbereitungen erledigt, und die Hochzeit würde bereits in zwei Tagen stattfinden.
Natürlich war Cesare sich darüber im Klaren, dass die meisten Menschen ein solches Abkommen in höchstem Maße verurteilen würden. Aber wenn es ihm dabei half, die Firma, die sein Vater mit aufgebaut hatte, zurückzugewinnen, dann kannte er keine Skrupel. Im Grunde kam ihm dieses Arrangement sogar gelegen. Eine Frau zu heiraten, für die er nichts empfand, stellte für ihn kein Problem dar. An Liebe hatte er ohnehin noch nie geglaubt. In seinen Augen war das nur ein Wort, das viel zu oft gesagt wurde. Wenn überhaupt, dann fanden nur sehr wenige Menschen die wahre Liebe, und er selbst gab sich diesbezüglich keinerlei Illusionen hin. Aus diesem Grund hatte er bisher auch lediglich lockere Affären gehabt. Er dachte an die sexy Modedesignerin, mit der er vor ein paar Wochen einige Nächte verbracht hatte, und auch an die attraktive Brünette aus Florenz, die zuvor hin und wieder an seiner Seite gesehen worden war. Beide würde er in absehbarer Zeit völlig vergessen haben, das war immer so. In dieser Hinsicht kam ihm dieses Arrangement also durchaus zugute: Denn auch wenn eine Heirat aus Liebe für ihn nie infrage gekommen war, so wünschte er sich schon seit Langem Kinder. Kinder, die eines Tages sein Werk weiterführten und dafür sorgten, dass der Name Sanguetti nicht ausstarb.
Falls Carlisle davon ausgeht, dass ich keine Kinder will und die Bindung zu seiner Nichte daher für alle Zeiten bestehen würde, so hat der alte Mann sich getäuscht, dachte Cesare.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sein Blick auf den Vorplatz der Villa fiel. Unten in der Auffahrt sah er, dass die Limousine, die er geschickt hatte, um Vanessa Carlisle vom Flughafen abzuholen, inzwischen eingetroffen war.
Sein Fahrer sprach gerade mit jemandem, den Cesare nicht sehen konnte. Dann trat Luigi einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf eine junge Frau frei, deren Anmut ihm beinahe den Atem raubte.
Dichtes rotgoldenes Haar umrahmte ein Gesicht von vollendeter Schönheit. Ihre Figur war für seine Begriffe perfekt, mit sanft geschwungenen Kurven genau an den richtigen Stellen. Dass sie sich ihrer verlockenden Wirkung durchaus bewusst war, bezweifelte Cesare nicht eine Sekunde, denn das Kleid, das sie trug, war ein zu Stoff gewordener Männertraum. Es umschmeichelte sie wie ein Liebhaber und …
Cesare riss seinen Blick von ihr los. Narr! schalt er sich selbst. Diese Frau mag äußerlich eine Schönheit sein, aber du solltest nicht vergessen, dass sie bereit ist, sich selbst zu verkaufen.
„Warum ist Ihre Nichte eigentlich nicht mit Ihnen zusammen aus England angereist?“, fragte er, während er beobachtete, wie die Frau, die in zwei Tagen seinen Nachnamen tragen würde, auf den Eingang der Villa zuging. Kurz darauf verschwand sie aus seinem Blickfeld.
„Ich hatte noch einige Dinge in Neapel zu erledigen“, erklärte Carlisle knapp.
„Nun, wie dem auch sei.“ Cesare wandte sich vom Fenster ab und seinem Besucher zu. „Sie ist eingetroffen. Ich nehme an, Sie möchten sie gleich begrüßen?“
„Nicht nötig.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich denke, es ist das Beste, wenn Sie sich selbst
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