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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Abu Dun.
    »Vielleicht hat er ja mich gefunden«, sagte Meruhe leise. »Spielt es eine Rolle?«
    »Wahrscheinlich nicht für dich«, sagte Abu Dun böse. »Ich meine: Eure alte Abmachung gilt doch noch, oder? Ihr krümmt euch gegenseitig kein Haar, sondern überlasst den blutigen Teil willigen Dummköpfen wie uns.«
    »Ich habe nie angenommen, dass du besonders willig bist, Pirat«, antwortete Meruhe spöttisch, wurde aber auch auge n blicklich wieder ernsternster sogar noch als zuvor. »So einfach ist es nicht, mein Freund. Ich weiß, dass du glaubst, wir würden es uns leicht machen und den blutigen Teil anderen überlassen, um uns nicht die Hände schmutzig zu machen, aber so ist es nicht. Keiner von uns kann die Hand gegen den anderen h e ben.«
    »Und warum nicht?«, fragte Abu Dun.
    »Irgendwann einmal wirst du vielleicht zu uns gehören, Abu Dun«, antwortete Meruhe. »Und dann wirst du es verstehen. Jetzt kann ich dich nur bitten, mir zu glauben.«
    »Wie praktisch«, schnaubte Abu Dun. »Und vor allem »Ich kann dich nicht zwingen, mir zu glauben, mein Freund«, unte r brach ihn Meruhe sanft. »Und jetzt ist auch nicht der M o ment, dieses Gespräch zu führen. Wenn wir diese Nacht übe r leben, dann wirst du alles erfahren, was du wissen musst. Aber jetzt sollten wir erst einmal versuchen, sie tatsächlich zu übe r leben.«
    »Große Worte«, sagte Abu Dun. Er schürzte anerkennend die Lippen. »Aber eigentlich auch nicht mehr als Worte, nicht wahr? Du willst mir nicht antworten.«
    »Nein.« Unmut blitzte kurz in ihrem Blick auf und erlosch wieder »Jetzt ist nicht der Moment dafür, Abu Dun. In wenigen Stunden geht die Sonne auf, und dann werden Loki und Marduk hier erscheinen. Wir sollten die Zeit nutzen, um ein wenig au s zuruhen und Kraft zu schö p fen.«
    Abu Dun zog eine Grimasse und deutete zum Eingang. »Und draußen hängen wir ein Schild auf, auf dem Bitte nicht stören steht«, fragte er, »nur falls deine Freunde früher kommen?«
    »Das werden sie nicht«, antwortete Meruhe überzeugt. »Und selbst wenn, dann werden uns meine Dienerinnen warnen.« Sie deutete auf Andrej. »Er braucht Schlaf ... und ich auch, um eh r lich zu sein. Morgen werden wir alle Kraft brauchen, die wir bekommen können.«
    »Wozu?«, fragte Abu Dun.
    Meruhe blinzelte. »Wozu?«
    »Du erwartest, dass wir deinen Kampf kämpfen?«, fragte Abu Dun. »Warum?«
    Diesmal ließ sich Meruhe Zeit, bevor sie antwortete. Sie tat es nicht scharf oder zumindest spöttisch, wie Andrej erwartet ha t te, sondern in verständnisvollem, fast sanftem Ton. »Unser Kampf, Abu Dun? Das ist er schon lange nicht mehr. Wenn Loki und Marduk gewinnen, dann ...«
    »... schicken sie andere, um sie zu erledigen«, vermutete Abu Dun.
    »Vielleicht«, antwortete Meruhe. »Vielleicht auch nicht. Es ... gibt nicht mehr viele von uns.«
    Abu Dun schnaubte. »Ist wohl nicht allzu weit her mit eurer Unsterblichkeit, wie?«
    »Wir waren niemals viele«, fuhr Meruhe unbeeindruckt fort, sah aber nun Andrej an, nicht mehr ihn. »Und dieser unselige Krieg, den Odin vom Zaun gebrochen hat, hat uns weiter dez i miert. Manche sind der Meinung, dass es besser wäre, Loki und Marduk in Frieden zu lassen und nicht noch mehr Blut zu ve r gießen.«
    »Odin?«, hakte Abu Dun nach. »Hast du gerade Odin g e sagt?«
    »Er hat diesen unseligen Zwist mit Loki und den anderen begonnen«, bestätigte sie. »Aber das ist lange her.«
    »Ich weiß«, sagte Andrej. »Wir waren dabei.« Müdigkeit und Erschöpfung waren vergessen, und er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. »Ich weiß«, sagte nun auch Meruhe.
    »Und ich ebenfalls«, fügte Abu Dun hinzu. Seine Augen wurden schmal, und seine Stimme bekam einen neuen Ton - lauernd, misstrauisch und schneidend zugleich. »Nur habe ich di e se ... Episode ... in etwas anderer Erinnerung.«
    »Und in welcher?« Sofort hob Meruhe die Hand, um Abu Dun am Antworten zu hindern und es selbst zu tun. »Ich weiß, du glaubst, Loki wäre derjenige gewesen, der zuerst zum Schwert gegriffen und diesen unseligen Krieg begonnen hat, aber die Wahrheit ist, dass es genau anders herum war. Nicht der Sohn hat dem Vater, sondern der Vater hat dem Sohn den Krieg e r klärt.«
    »Das glaube ich nicht!« Abu Dun schrie fast. »Loki ist »... gewiss niemand, den ich meinen Freund nennen möchte oder auf dessen Bekanntschaft ich Wert legte«, fiel ihm Meruhe ins Wort. »Aber in diesem Fall ...«
    »Haben wir auf der falschen Seite

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