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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nach ihm, ohne ihn zu erreichen, der andere trat nach ihm und hatte das Pech zu tre f fen. Abu Dun grunzte vor Schmerz und Ärger schlug die beiden mit den Köpfen zusammen und ließ sie fallen, als sie bewuss t los erschlafften. Noch bevor sie auf dem Boden aufschlugen, hatte er sich bereits einen dritten Burschen gepackt, der nicht schnell genug das Weite gesucht hatte.
    »Was, zum Teufel, geht hier vor?«, herrschte er den Mann an, schüttelte ihn zugleich aber auch so heftig durch, dass die Zä h ne des armen Kerls klappernd aufeinanderschlugen und er vermutlich gar nicht antworten konnte. »Habt ihr nichts Bess e res zu tun, als euch gegenseitig umzubringen?«
    Der Einzige weit und breit, dachte Andrej, der drauf und dran war, jemanden umzubringen, war Abu Dun selbst. Er nutzte die Gelegenheit aber trotzdem, sich auf der von Feue r schein und Rauch erfüllten Straße umzusehen. Mit Ausnahme der beiden Bewusstlosen und des armen Burschen, den Abu Dun nach wie vor aus Leibeskräften durchrüttelte, hatten alle Teilnehmer der improvisierten Straßenschlacht die Flucht e r griffen, als der Nubier wie ein Dämon aus dem Nichts aufg e taucht war. Weggeworfene Waffen, Werkzeuge und Kleidung s stücke lagen überall herum, aber auch etliche Hacken, Scha u feln und andere Grabwerkzeuge, und nur ein kleines Stück n e ben dem Nubier hatten die Menschen aus irgendeinem Grund angefangen, die Straße aufzureißen.
    »Verdammt Kerl, rede endlich!«, fauchte Abu Dun. »Was ist hier los?«
    Andrej berührte ihn fast zaghaft an der Schulter. »Wah r scheinlich fällt ihm das Antworten leichter, wenn du ihm ein bisschen Luft zum Atmen lässt«, sagte er.
    Der Nubier ließ den armen Burschen tatsächlich los -wenn auch nicht, ohne ihn nicht nur wuchtig auf die Füße zu stellen, so n dern zu rammen, sodass Andrej ernsthaft um die Knöchel des Mannes fürchtete.
    »Also?«, grollte Abu Dun.
    »Wasser!«, keuchte der Mann und spuckte einen Mund voll Blut aus. »Sie stehlen uns ... unser Wasser!«
    Es dauerte einen Moment, bis Andrej begriff, wovon der Mann sprach. Der schmale Graben, den die Männer in das Kopf Steinpflaster geschlagen hatten, war nicht leer Das rote Licht der Flamen, die am anderen Ende der Straße tobten, brach sich auf einem dicken Schlauch aus Leder oder Segeltuch, der kaum einen Fuß tief im Boden vergraben war - offensichtlich eine primitive Wasserleitung.
    »Wozu?«, fragte er und gab sich die Antwort gleich selbst. Falls es in dieser Stadt so etwas wie eine Feuerwehr gab, so löschte sie nicht die Häuser der armen Leute, die hier nahe der Themse lebten. Offensichtlich hatten diese Männer versucht, die Wa s serleitung anzuzapfen, um ihre Häuser zu löschen - mit dem Ergebnis, dass anderen gar kein Löschwasser mehr zur Verfügung stand. So oder so würde es am Schicksal dieser Stadt nichts mehr ändern, aber er konnte die Verbitterung der Me n schen verstehen.
    »Ich auch, Andrej«, sagte Meruhe. »Aber wir helfen ihnen nicht, wenn wir uns hier einmischen. Im Gegenteil. Mit jeder Minute, die wir weiter verschwenden, sterben wahrscheinlich mehr Unschuldige. Also komm ... bitte.«
    Andrej drehte sich langsam zu ihr um und maß sie mit einem Blick, wie er bitterer nicht sein konnte.
    Aber er widersprach nicht mehr.

Kapitel 17
     
    S chon von Weitem war es zu erkennen: Die gewaltige Lo n don Bridge war den Flammen noch nicht zum Opfer gefallen, und der Eindruck, den er vom Dach des Gefängnisturms aus gehabt hatte, war richtig gewesen. Aber zugleich auch falsch.
    Tatsächlich bildete die Themse eine natürliche Feuerschne i se, die ihre Aufgabe hundertmal besser erfüllte als die verzwe i felten Sprengungen rings um den Tower, die vermutlich mehr Schaden anrichteten, als sie nutzten. Aber es war nicht das je n seitige Ufer der Stadt, das sie schützte, sondern dieses. Dass es auf der anderen Seite des Flusses kaum Brände zu geben schien, lag an der ebenso simplen wie schrecklichen Tatsache, dass es dort drüben nicht mehr viel gab, was brennen konnte. So weit sein Blick reichte, sah er nichts als brandgeschwärzte Ruinen und qualmende Trümmerhaufen, wo sich vor kaum zwei Tagen noch Gebäude erhoben hatten, in denen Menschen lebten. Hier und da brannte es noch, aber es waren nur noch vereinzelte, lodernde Feuernester, kein Vergleich zu dem brü l lenden Inferno, das diesen Teil der Stadt verzehrte.
    Nicht einmal der Fluss bot den Menschen Sicherheit. Du t zende von Booten trieben brennend auf dem Wasser oder

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