Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
ja noch nie zu deinen größten Stärken gehört, aber jetzt nimmst du dich zu wichtig, Hexenmeister! Loki hat das alles hier auf sich g e nommen, nur um sich an dir zu rächen? Er legt diese ganze Stadt in Schutt und Asche und bricht einen Krieg vom Zaun, nur um es dir heimzuzahlen?« Er schlug so fest mit der flachen Hand auf die Tischplatte, dass das altersschwache Möbelstück bedrohlich ächzte. »Hörst du eigentlich nicht selbst, wie das klingt?«
    Andrej fragte sich, warum Abu Dun eigentlich so überaus aggressiv reagierte. Statt die scharfe Antwort auszusprechen, die ihm auf der Zunge lag, sah er Abu Dun nur ernst an und schü t telte dann den Kopf. »Du redest Unsinn, Pirat«, sagte er. »Du weißt es selbst, und du weißt auch, dass ich es weiß. Was soll das?«
    »Das frage ich dich, Hexenmeister«, schnaubte Abu Dun, beinahe noch gereizter. Er deutete anklagend auf Meruhe. »Muss ich dich wirklich daran erinnern, was das letzte Mal pa s siert ist, als wir es mit ihr und ihren Freunden zu tun hatten? Wer sie ist?«
    Abu Dun über Meruhe reden zu hören, als wäre sie gar nicht anwesend, machte Andrej wütend, aber sie machte nur eine r a sche Geste, und er schluckte auch die dazu passende Antwort herunter. Wahrscheinlich war sie eine so brutale Offenheit g e wohnt, da sie die Gedanken anderer las. Vielleicht war dies gar kein so großes Geschenk, wie er bisher angenommen hatte.
    »Ich kann euch hier wegbringen, wenn ihr das wünscht«, sagte Meruhe. Ihr Gesicht blieb reglos, allenfalls von einer Spur derselben Müdigkeit gezeichnet, die auch Andrej wie eine ble i erne Decke auf seinen Schultern fühlte, aber ihre Stimme schien ein wenig ... distanzierter zu klingen. Vielleicht redete er es sich auch nur ein. Trotz allem - und obwohl er ganz genau wusste, wie wichtig dieser Moment war - fiel es ihm mittlerweile schwer, auch nur die Augen offen zu halten. »Es gibt Wege aus der Stadt, auf denen Loki uns nicht folgen kann. Jedenfalls nicht schnell genug.«
    »Und du?«
    Meruhe schwieg, und nach ein paar Sekunden lachte Abu Dun noch einmal. Diesmal klang es hässlich, und das sollte es auch. »Sie bleibt selbstverständlich hier und riskiert ihr eigenes L e ben, um uns zu retten«, sagte er, kniff die Augen zusammen und machte schlecht geschauspielert ein nachdenkliches G e sicht. »Oder nur, um an deine Beschützerinstinkte zu appelli e ren? Ich bin nicht sicher.«
    Allmählich wurde Andrej wirklich wütend ... aber auch in zunehmendem Maße verwirrt. Dass Abu Dun manchmal so charmant wie ein Wüstenkaktus sein konnte und sich nur zu oft e i nen Spaß daraus machte, ganz bewusst den groben Klotz zu spielen - und auch dazu neigte, in dieser Rolle über das Ziel hinauszuschießen -, war er gewohnt, aber diese offene Feinds e ligkeit war nicht nur neu und hoffnungslos übertrieben, er spü r te auch, dass sie echt war . Er verstand nur nicht warum. Ihr letztes Zusammentreffen mit Meruhe hatte tatsächlich unter wenig erbaulichen Umständen stattgefunden, aber sie waren auch nicht als Feinde auseinandergegangen.
    »Und wozu?«, fragte er, an Meruhe gewandt und ohne auf Abu Duns Worte einzugehen. »Wenn es sich wirklich so ve r hält, wie du sagst, was wäre damit gewonnen?«
    »Zeit?«, schlug Abu Dun vor.
    »Früher oder später würde er uns wieder aufspüren. Und wenn nicht er, dann Frederic«, sagte Andrej ruhig. »Ich habe wenig Lust, den Rest meines Lebens davonzulaufen. Du vie l leicht?«
    Die Frage galt Abu Dun, der abfällig die Lippen verzog und grunzte.
    »Wir müssen kämpfen«, beharrte Andrej.
    »Kämpfen?« Abu Dun dachte mit angestrengt gerunzelter Stirn über diesen Vorschlag nach, nickte dann langsam und beugte sich noch langsamer vor. Ohne die geringste Hast und unter Zuhilfenahme von nicht mehr als einem Finger begann er Andrej von seinem Stuhl zu schieben und hörte erst auf, als er ta t sächlich zu fallen drohte.
    »Wäre mir nach Scherzen zumute«, sagte er, »dann würde ich dir jetzt zeigen, wie weit es mit deinen Fähigkeiten her ist zu kämpfen. Aber dann müsste ich dich wahrscheinlich wieder tragen, und dazu habe ich keine Lust.«
    Andrej hielt sich mit einer Hand an der Tischkante fest und versuchte (mit wenig Erfolg), dabei eine nicht allzu lächerliche Figur zu machen, richtete sich dann mit einem Ruck wieder auf und sammelte sich für eine geharnischte Antwort, doch Abu Dun kam ihm zuvor, indem er aufstand und sich auf dem A b satz herumdrehte.
    »Ich halte draußen Wache«,

Weitere Kostenlose Bücher