Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
»Ach, diese Frage meinst du.«
    »Meruhe, bitte«, seufzte Andrej.
    Erst schien es, als würde sie ihn einfach ignorieren, doch dann seufzte sie leise und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand in ihrem Rücken.
    »Ihr habt recht«, sagte sie. »Ich schulde euch ein paar An t worten.«
    »Dann wäre es vielleicht keine schlechte Idee, sie uns auch zu geben«, sagte Andrej rasch, bevor Abu Dun etwas sehr viel U n freundlicheres sagen konnte.
    Meruhe nickte und schwieg weitere geschlagene fünf S e kunden. »Niemand wird kommen«, gestand sie schließlich.
    Andrej war nicht einmal wirklich überrascht. »Es gibt keine Verbündeten«, vermutete er.
    »Oh doch, selbstverständlich«, antwortete Meruhe hastig. »Nur nicht...«
    »Hier?«, fragte Andrej, als Meruhe nicht nur nicht weite r sprach, sondern plötzlich auch seinem Blick auswich.
    Sie hob die Schultern. »Nur meine beiden Dienerinnen«, sagte sie. »Sie werden gleich hier sein.«
    »Wie beruhigend«, sagte Abu Dun sarkastisch. »Dann sind wir ja schon zu fünft.« Er maß Andrej mit einem skeptischen Blick und verbesserte sich: »Vier. Gegen wie viele?«
    »Zwei«, antwortete Meruhe nach einem weiteren unbehagl i chen Zögern. »Loki und Marduk.«
    »Und Frederic«, fügte Abu Dun hinzu.
    Meruhe sah Andrej an und schüttelte heftig den Kopf. »Nein«, sagte sie rasch. »Er ist nicht wie wir. Er ist mächtig und durch und durch böse, aber er ist immer noch mehr ein Sterblicher als einer von uns.« Sie lachte, ganz leise und ohne die allerminde s te Spur von Heiterkeit. »Und das wird er auch nicht werden. Nicht einmal Loki wäre wahnsinnig genug, ihm solche Macht zu geben. Es wäre unser aller Ende. Und auch seines.«
    »Du redest von Frederic?« Abu Dun wirkte erschüttert. Die Nachricht, dass es niemanden gab, der ihnen zu Hilfe eilen würde, hatte ihn sichtbar getroffen. »Oder von Dracul?«
    »Ich bin nicht sicher, ob das wirklich noch ein Unterschied ist«, antwortete sie. »Oder es jemals war.«
    »Was soll das heißen?«
    Meruhe trank einen weiteren Schluck schales Bier, goss den Rest aus ihrem Becher angewidert auf den Boden und sah aus dem Fenster, bevor sie antwortete. Vermutlich, um Zeit zu g e winnen. »Das ist nicht so leicht zu erklären, Abu Dun«, sagte sie. »Oder eigentlich doch. Aber es ist... kompliziert.«
    »Dann nimm dir Zeit«, sagte Abu Dun. »Wir haben im M o ment nichts anderes vor.«
    Die Nubierin tat ihm immerhin den Gefallen, flüchtig zu l a chen, löste sich von der Wand und kramte unter der Theke herum. Als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie eine staubige Weinflasche ohne Etikett in der Hand. Noch immer ohne etwas zu sagen, kam sie hinter der Theke hervor, steuerte einen der niedrigen Tische an und bedeutete Abu Dun, die dazu passe n den Gläser mitzubringen, während sie sich setzte.
    »Es sind also nur noch Loki und Marduk«, begann Abu Dun, nachdem er ebenfalls Platz genommen und allen eingeschenkt hatte. Anders als das abgestandene Bier war der Wein von au s gezeichneter Qualität, aber die betäubende Wirkung des Alk o hols blieb natürlich bei ihnen aus, und zum ersten Mal seit sehr, sehr vielen Jahren bedauerte Andrej das. Es war einer der ganz seltenen Augenblicke, in denen er spürte, welche Last es auch bedeutete, nicht vergessen zu können.
    Meruhe nippte nur an ihrem Glas und sah weiter aus dem Fenster Etwas geschah in ihrem Gesicht, das Andrej nicht g e nau deuten konnte.
    »Wenn es niemanden gibt, auf den wir warten«, sagte Abu Dun, nachdem sich das Schweigen nicht nur eine geraume Weile lang hingezogen hatte, sondern dabei auch immer unb e haglicher geworden war, »warum sind wir dann hier?«
    Meruhe sah ihn durchdringend aus ihren ungleichen Augen an und schwieg weiter, doch Andrej sagte: »Wir warten auf j e manden, Pirat. Loki. Habe ich recht?«
    »Wir dachten, es wäre vorbei, nach Cadiz«, sagte Meruhe leise. »Loki war geschlagen. Ra war tot...«
    »Stell dir vor, das wissen wir«, sagte Abu Dun spöttisch. »Soll ich dir verraten, wer ihn getötet hat?«
    »... und ihm blieben nur noch Marduk, Seth und Anubis als Verbündete. Seth und Anubis ...« Sie suchte nach Worten, und Andrej fragte sich zweifelnd, ob es wirklich die gewesen wären, die er erwartete, hätte sie sie ausgesprochen. »... spielen keine Rolle mehr«, sagte sie schließlich. »Seither sind Marduk und er auf der Flucht. Wir haben sie überall auf der Welt gesucht.«
    »Und du hattest das Pech, ihn zu finden«, vermutete

Weitere Kostenlose Bücher