Glut und Asche
Welt.
Die Vampyrin stemmte sich ächzend und noch immer ra s selnd nach Atem ringend auf die Ellbogen hoch und begann, rüc k lings von ihm wegzukriechen, als Andrej sich vorbeugte und die Hand nach ihr ausstreckte. Sie trat nach ihm, und auf ihrem Gesicht mischte sich Angst in den Ausdruck schierer Mordlust, der ihre Züge bisher bestimmt hatte.
Andrej schlug ihren Fuß beiseite, trat ihr mit aller Kraft g e gen den Oberschenkel und registrierte zufrieden das neuerl i che Auflodern von Schmerz auf ihrem Gesicht. In ihrem Blick stand jetzt nichts anderes mehr als nackte Panik. Ihr Bein war gebr a chen, und sie schien nicht einmal mehr die Kraft zu haben, vor ihm davonzukriechen. Er hätte ihr Leben nehmen können, ohne sie auch nur zu berühren, und er würde es tun, aber zuerst wü r de er ihren Schmerz genießen und die Süße ihrer Angst trinken.
»Andrej! Verdammt noch mal, hör auf!«
Die Stimme kam ihm vage bekannt vor. und er meinte einen Schatten zu sehen, der plötzlich über ihm aufwuchs und ihn von seiner Beute wegreißen wollte, aber das ließ er nicht zu, so n dern schleuderte ihn einfach weg, beugte sich noch einmal zu der Vampyrin hinab und riss auch ihr Leben aus ihr heraus.
»Andrej, verdammt! Hast du den Verstand verloren? Du musst aufhören! Wehr dich dagegen!«
Immerhin erkannte er die Stimme jetzt als die Abu Duns, aber er verstand nicht, was er von ihm wollte, womit er aufh ö ren sollte und gegen wen kämpfen. Die Vampyre waren besiegt, ihr Hinterhalt zur Falle für die geworden, die sie gestellt hatten, seine Feinde nicht mehr da.
Einen gab es vielleicht doch noch. Andrej registrierte eine Bewegung aus den Augenwinkeln und spürte noch im Heru m wirbeln, dass seine Reaktion nicht schnell genug war. Frederic prallte wie ein lebendes Geschoss gegen ihn, riss ihn mit der bloßen Wucht seines Aufpralls von den Füßen und zerkratzte ihm mit allen zehn Fingernägeln das Gesicht, als Andrej zu Boden ging und ganz instinktiv beide Hände nach vorne stieß, um ihn abzuschütteln. Die Verletzung war nicht schlimm, aber Blut lief ihm in die Augen und nahm ihm die Sicht. Die Zeit, die er brauchte, um es wegzublinzeln, reichte Frederic, um sich weg und aus seiner Reichweite zu rollen und noch im Au f springen nicht nur nach der Waffe der toten Vampyrin zu gre i fen, sondern auch herumzuwirbeln und einen schlecht gezielten, aber dafür umso wuchtigeren Hieb nach seinem Hals zu fü h ren.
Irgendwie gelang es ihm, Gunjir hochzureißen und die Gö t terklinge zwischen sich und den Säbel zu bringen. Funken sprühten, und die schiere Wucht des beidhändig geführten Hi e bes warf ihn abermals auf den Rücken, ließ Frederic aber auch zurücktaumeln und explodierte offensichtlich mit solcher G e walt in seinen Armen, dass er fast Mühe hatte, die Waffe nicht fallen zu lassen. Spätestens in diesem Moment hätte er ihn töten kö n nen -ob mit oder ohne eine Waffe. Andrej - oder vielmehr was aus Andrej geworden war - hätte ihn nicht einmal berühren müssen, um sein Leben und seine Kraft zu nehmen, jetzt, wo er wusste, wie er mit seinen neu gewonnenen Fähigkeiten umz u gehen hatte-, aber es war nicht Frederics Tod, den er wollte. Noch nicht.
Auch wenn es ihn fast all seine Kraft kostete, dem Wunsch zu widerstehen, ganz genau das zu tun. Frederic mochte wah n sinnig und durch und durch böse sein, aber er war auch ein Quell unvorstellbarer Kraft, eine lodernde Sonne, wo bei and e ren eine ruhige Lebensflamme brannte. Andrej wagte sich nicht einmal vorzustellen, wie viele Leben Frederic genommen haben mus s te, um so stark zu werden. Ohne die zusätzliche Kraft, die Meruhe ihm gegeben hatte, wäre er in Frederics bloßer Nähe verglüht wie eine Motte, die dem Licht einer Fackel zu nahe gekommen war.
Zu Frederics Pech hatte sie ihm diese Kraft gegeben und zu seinem noch größeren Pech war er zwar ein dreihundert Jahre alter Vampyr, steckte aber im Körper eines Kindes, das es u n möglich mit einem Erwachsenen aufnehmen konnte. Andrej trieb ihn mit einem wütenden Schwerthieb zurück, stemmte sich schwerfällig hoch und versetzte ihm einen Tritt, der ihn zu Boden schleuderte. Sofort setzte er ihm nach, aber Frederic war auch jetzt wieder mit fantastischer Schnelligkeit auf den Beinen und steppte zur Seite, bevor er ihn packen konnte. Wütend setzte Andrej ihm nach, und etwas krachte. Ein greller Blitz erhellte die Flammennacht und löschte für einen unendlich kurzen Moment alle Farben und Schatten
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