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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fast eingeholt, doch er entwischte ihm abermals, indem er in vollem Lauf gegen ein Mauerstück rannte und den Schwung seines eigenen Anpralls nutzte, um im rechten Winkel auf einen neuen Kurs einzuschwenken - ein Manöver; das jeder andere mit etlichen Knochenbrüchen oder schwereren Verle t zungen bezahlt hätte. Frederic schlug jedoch nur einen weiteren Haken, rannte zwischen einem mannshohen Stapel aus Geru m pel und einem umgestürzten Wagen hindurch, in dessen Deic h sel ein totes Pferd hing, und verschwand in einem halbrunden schwarzen Schlund, der sich plötzlich neben ihm auftat. Andrej folgte ihm mit einem gewaltigen Satz, hob instinktiv seine Waffe und beglückwünschte sich dann selbst zu seiner U m sicht. Der halbrunde Schatten gehörte zu einer gemauerten To r einfahrt, die auch ohne Mithilfe des Feuers kurz vor dem Z u sammenbrechen stand, und dahinter erstreckte sich ein kaum weniger baufälliger, zum Wasser hin offener Hinterhof, der mit ausrangiertem Mobiliar; zerbrochenen Dachschindeln und Zi e gelsteinen, Kisten und Säcken voller Unrat vollgestopft war Und in dem sich fünf mit Schwertern bewaffnete Vampyre b e fanden.
    Andrej duckte sich unter einem ungeschickten Schwerthieb weg, parierte einen geraden Stoß mit seiner eigenen Klinge und wich sogar noch einem dritten Hieb aus, dann wurde er an der Hüfte getroffen und kippte mit einem keuchenden Schmerzen s laut zur Seite, als sein rechtes Bein plötzlich kraftlos wurde und unter ihm nachgab. Ein Fußtritt trieb ihm die Luft aus den Lungen. Eine zweite Klinge grub sich weiß glühend und gra u sam in seine Schulter. Etwas Unsichtbares, Moderndes griff nach seinem Geist, krallte sich hinein ... und wurde verzehrt.
    Es ging so schnell, dass Andrej selbst nicht wirklich begriff, was geschah, geschweige denn, was er getan hatte. Für einen Moment war die Lebenskraft des Vampyrs noch in ihm, ein warmes, sanft brennendes Feuer, das wie in einem letzten lau t losen Aufschrei noch einmal hell aufloderte und dann verging.
    Jedenfalls erwartete er das, denn so war es fast immer gew e sen, wenn er einen anderen seiner Art ausgelöscht hatte.
    Diesmal war es anders.
    Etwas ... griff aus ihm heraus, nahm die Lebenskraft des Vampyrs und fügte sie seiner eigenen hinzu. Kraft, ein Wirbe l sturm neuer, schier unwiderstehlicher Kraft erfüllte ihn, spülte die Schwäche davon und erfüllte ihn mit einer Mischung aus Zorn, Stärke und Raserei, die ihn seine verletzte Hüfte einfach vergessen und aufspringen ließ.
    Eine Schwertspitze bohrte sich in seinen Rücken -schmerzhaft genug, um ihn erneut auf die Knie sinken zu la s sen, aber nicht tief genug, um ihn wirklich zu verletzen oder gar zu töten, dann traf ihn ein harter Schlag gegen die Schläfe und schleuderte ihn vollends zu Boden. Schmerz erblühte wie eine Blume aus purem Feuer in ihm, und erneut griff eine unsich t bare Hand nach seiner Lebenskraft, zog sich aber auch e r schrocken wieder zurück, als etwas in ihm (nicht er!) seinerseits nach ihr greifen und ihr das Leben entreißen wollte.
    Die Reaktion kam zu spät. Andrej registrierte mit sonderbar distanziertem Entsetzen, wie das Ungeheuer in ihm erwachte, sich mit dem Fremden und Unbekannten verbündete, mit dem Meruhe ihn geschwängert hatte und zu etwas Neuem und u n vorstellbar Starkem wurde, das seine Ketten ohne die geringste Mühe zerriss und zuerst die Gewalt über seinen Körper, dann über seine Gedanken übernahm.
    Ein zweiter Vampyr sank lautlos in sich zusammen, nunmehr eine leere Hülle, die zu verfallen begann, noch bevor sie den Boden berührte, und Andrej richtete sich mit einem einzigen, zornigen Ruck auf, schüttelte die drei verbliebenen Vampyre ab und spürte nicht einmal, dass er noch einmal getroffen wurde und nun aus einer dritten Wunde blutete. Alles ... war anders.
    Es war nicht das erste Mal, dass er das Ungeheuer freiließ - das letzte Mal war gerade einmal wenige Stunden her -, und doch war das Gefühl vollkommen anders, neu und erschr e ckend. Die blinde Raserei, auf die er wartete, kam nicht. Da war kein T o ben, keine blindwütige Mordlust, die aus reiner Freude am T ö ten mordete, kein dumpfes Ungeheuer, das ihn mehr zum Tier als zum Menschen werden ließ, sondern etwas gänzlich Unb e kanntes und Berechnendes, das ihn bis auf den tiefsten Grund seiner Seele erschütterte. Was noch menschlich in ihm war, das zog sich wimmernd vor Entsetzen in das finsterste Versteck zurück, das er in den Abgründen seiner Seele fand,

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