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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ihnen.«
    »Ich verstehe«, sagte Andrej. »Aber Sie wissen, wo wir di e sen Jungen und seine Bande finden?«
    Jack nickte. »Ich verlange ein Pfund.«
    »Das ist eine Menge Geld«, antwortete Andrej - was der Wahrheit entsprach.
    »Ich gehe ein Risiko ein«, erwiderte Jack nervös. »Diese Kinder sind gefährlich. Sie sehen vielleicht harmlos aus, aber das sind sie nicht. Pauly hat die Wahrheit gesagt, wissen Sie? Sie können froh sein, noch zu leben, und wenn Pauly erfährt, dass ich mit Ihnen gesprochen habe, bricht er mir wahrschei n lich alle Knochen.«
    Andrej überlegte. Die Nervosität des Mannes war echt, das spürte er, genau wie seine Angst. Und trotzdem war er bereit, für eine Handvoll jämmerlicher Münzen sein Leben zu riski e ren. Andrej hatte diese sonderbare menschliche Eigenart nie verstanden. Abu Dun und er hatten in all den ungezählten Ja h ren ihres Lebens niemals viel Geld besessen und es auch ni e mals gewollt. Schon weil eine sich immer schneller veränder n de Welt es unumgän g lich machte, sorgten sie dauernd auf die eine □der andere (und nicht unbedingt immer legale) Weise dafür, genug zum Übe r leben zu besitzen, aber nach mehr hatte es sie nie verlangt. Reichtümer waren so bedeutungslos.
    »Ein Pfund«, sagte er schließlich. »Einverstanden. Aber d a für führst du uns hin.«
    »Unmöglich!«, keuchte Jack.
    »Und ein weiteres Pfund, wenn wir diesen Jungen dort ta t sächlich finden.«
    Anscheinend war Jacks Gier größer als seine Furcht, denn er rang sichtbar mit sich und nickte dann kurz. »Gut, aber dann müssen wir...«
    »Nicht jetzt«, unterbrach ihn Andrej. »Heute Abend. Abu Dun ... mein Diener und ich haben noch gewisse Vorbereitu n gen zu treffen. Wir sehen uns hier, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang.«
    »Nein.« Jack war erschrocken. »Nicht hier! Wir treffen uns im Star Irin. Das ist unten, an der London Bridge. Jeder kennt mich dort.«
    Er verschwand ohne ein weiteres Wort. Andrej sah ihm so lange stirnrunzelnd nach, bis Abu Dun hinter ihm aus seinem Versteck aus den Schatten trat und ein fragendes Gesicht machte.
    »Täusche ich mich, oder hatte der arme Kerl gerade Tode s angst?«, fragte er. »Vor ein paar Kindern, Hexenmeister?«
    »Ja«, antwortete Andrej. »Aber ich bin ganz und gar nicht mehr sicher, dass es wirklich nur ein paar harmlose Kinder sind, P i rat.«

Kapitel 5
     
    A bu Dun und er hatten den Rest des Tages damit zugebracht, ihre verwüsteten Zimmer aufzuräumen und das wenige ihrer Habseligkeiten zu sichten, das ihre uneingeladenen Besucher zurückgelassen hatten. Viel war es nicht gewesen. Abgesehen von i h ren Waffen und dem (nicht gut genug versteckten) Beutel mit ihrer bescheidenen Barschaft besaßen sie ohnehin kaum etwas von Wert, aber was sie gehabt hatten, war verschwunden, und was die Diebe nicht mitgenommen hatten, hatten sie ze r schnitten oder auf andere Weise zerstört. Sie besaßen buchstä b lich nur noch das, was sie am Leibe trugen. Den Rest des Nachmittages hatten sie folglich damit zugebracht, das kleine Bankhaus aufzusuchen, in dem sie am Tag ihrer Ankunft eine Anzahl Wertgegenstände (über deren genaue Herkunft Abu Dun sich zweifellos beharrlich ausgeschwiegen hätte, hätte A n drej danach gefragt) deponiert hatten, und einen Teil davon in Bargeld umgetauscht. Ihnen war noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang geblieben, in der sie insgesamt drei Waffe n schmiede aufgesucht hatten, um ein neues Schwert für Abu Dun zu erstehen, aber keine der angebotenen Waffen hatte vor Abu Duns gestrengem Auge Gnade gefunden. Jetzt war die Dä m merung seit einer Stunde vorbei, sie saßen im Star Inn, und von Jack war weit und breit keine Spur zu sehen.
    »Ich könnte jetzt sagen, ich habe es dir ja gesagt«, sagte Abu Dun, nachdem er den dritten Bierkrug in Folge angesetzt und mit großen, lautstarken Schlucken geleert hatte, ohne dabei den Umweg über einen Trinkbecher zu machen.
    »Wenn du es denn gesagt hättest«, wandte Andrej ein - was der Nubier natürlich ignorierte.
    »Aber ich sage es nicht«, fuhr dieser ungerührt fort und wischte sich mit dem Ärmel seines schwarzen Mantels den Schaum vom Mund. »Obwohl ich jeden Grund hätte, es zu s a gen.«
    »Was du ja Gott sei Dank nicht tust.«
    »Allah«, verbesserte ihn Abu Dun und rülpste lautstark. »Allah sei Dank.« Gleichzeitig hob er die Hand, um dem Wirt hinter der grob gezimmerten Theke zu signalisieren, dass sein Krug schon wieder leer war. Der Mann zog zwar die Auge

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