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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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n brauen hoch, begann aber gehorsam, einen weiteren Bierkrug zu füllen.
    »Trink nicht so viel«, sagte Andrej leise.
    »Warum?«, griente Abu Dun und fuhr lallend fort, als wäre ihm die Zunge schwer: »Haschu Anst, dasschimisch be... betringe?«
    »Das kannst du gar nicht«, erinnerte ihn Andrej ruhig. »Aber du fällst auf. Wir fallen auf.«
    »Oh ja, das hätte ich jetzt beinahe vergessen«, antwortete Abu Dun. »Wo wir ja sonst überhaupt nicht auffallen, nicht wahr?« Immerhin spielte er nicht mehr den Betrunkenen ... aber er hatte recht. Sie fielen auf. Wenn er in Abu Duns B e gleitung auftauchte, dann erregten sie Immer und überall Aufsehen, und die gewaltigen Mengen Bier; die der hünenhafte Nubier seit einer Stunde In sich hineinschüttete, taten noch ein Übriges. Doch dieses Mal war die Anzahl der neugierigen Blicke, die Ihn selber trafen, beinahe genauso groß, und er sah mehr Mis s trauen In diesen Blicken als gewöhnlich.
    Das Gasthaus Star Inn, das nur einen Steinwurf von der g e waltigen London Bridge entfernt lag, war nicht besonders groß, schien sich aber über mindestens zwei Etagen zu erstrecken und war In der hier allgemein üblichen, mit Stroh und Lehm gefül l ten Fachwerkbauwelse errichtet. Etliches von diesem Stroh schien Inzwischen unter Ihren Füßen zu liegen und In Fäulnis übergegangen zu sein -jedenfalls roch es so.
    Es waren vor allem die Gäste, die Andrej Unbehagen bere i teten: Soldaten, wenigstens zu einem Gutteil. Sie trugen Un i formen, wie Andrej sie nicht kannte. Kürass, Helm und Pl u derhosen und -hemden, von denen er aber argwöhnte, dass sie in e i nigen wenigen Jahren aus der Mode kommen würden. Und sie waren mit Schwertern, Hellebarden und Musketen bewaf f net, was sie in Andrejs Augen ganz besonders suspekt machte. Er hasste Schusswaffen. Sein Verstand sagte ihm, dass die Zeit nicht stehen blieb und die Dinge nun einmal so waren, wie sie waren. Es nutzte nichts, mit dem Schicksal zu hadern. Aber musste es Ihm deswegen gefallen?
    Er lenkte seine Gedanken mit einer bewussten Anstrengung wieder auf das Hier und Jetzt und sah unauffällig zu der Han d voll Soldaten hin, die die Theke umlagerten und sich lautstark unterhielten, derbe Scherze rissen oder einfach Ihr Bestes taten, um sich In möglichst kurzer Zeit zu betrinken. Bisher hatte niemand sie angesprochen oder gar Ihnen Ärger machen wo l len, aber Andrejs Menschenkenntnis war zu gut, um nicht zu wissen, dass es nur eine Frage der Zelt war; bis es dazu ko m men würde. Bei ihrem Eintreten war es für einen Moment vö l lig still geworden, und alle hatten sie angestarrt. Und auch jetzt blickten die Männer Immer wieder In ihre Richtung, es wurde getuschelt und gelacht, aber er spürte auch das Misstrauen und die kaum verhohlenen Aggressionen der Soldaten. Wahrschei n lich lag es einzig an Abu Duns hünenhafter Gestalt, dass es bisher dabei geblieben war ... aber das würde vielleicht nicht mehr lange so bleiben. Die Männer tranken viel, und Soldaten, die betrunken waren, pflegten entweder den Weibern nachz u stellen oder Streit anzufangen. Die Auswahl an Frauen Im Star Inn war klein (es gab keine), und um sich mit dem schwarz g e kleideten Riesen anzulegen, war noch keiner der Männer b e trunken genug. Aber der Abend war noch jung. Nicht zum er s ten Mal fragte sich Andrej, warum Jack sie ausgerechnet hie r her bestellt hatte. Vielleicht hatte er geahnt, was passieren wü r de, und gehofft, Abu Dun und Ihn auf diese Weise elegant lo s zuwerden.
    Der Wirt kam an ihren Tisch, brachte den bestellten Krug Bier für Abu Dun und einen für Andrej, den er nicht bestellt hatte, schüttelte aber den Kopf, als Andrej In die Tasche greifen und seine Geldbörse zücken wollte. »Das geht aufs Haus«, sa g te er »Aber Ihr solltet das austrinken und dann gehen, Sin« Er warf einen verstohlenen Blick auf die Männer an der Theke hinter sich und sprach etwas leiser weiter. »Ich kann hier keinen Ärger brauchen.«
    »Dann solltest du dir vielleicht deine Gäste besser auss u chen«, sagte Abu Dun und griff nach dem Krug. Der Wirt setzte an, etwas zu sagen, das möglicherweise weit weniger freundlich war als das Vorhergehende, hob aber dann nur die Schultern und wandte sich mit einem Blick um, der »Ich habe Euch g e warnt« sagte, und ging.
    Andrej lachte leise. »Ich glaube, das hat er gerade getan.«
    »Was?«
    »Sich seine Gäste ausgesucht.«
    Abu Dun starrte ihn finster an, leerte seinen Krug dann mit einem einzigen

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